Öl!
geschickt wurde und zwischen Rohrwand und Erdreich wieder hoch kam. Die Tonspülung diente drei Zwecken: Sie verhinderte, dass sich Meißel und Bohrgestänge erhitzten; sie transportierte das zermahlene Gestein nach oben, und während es an der Außenseite des Bohrgestänges hochstieg, wurde es gegen die Wand des Bohrlochs gepresst, wo es aushärtete und die Wandung versteifte, sodass sie nicht gegen das Gestänge drückte. An der Erdoberfläche gab es eine «Spülgrube» voller Schlamm und Wasser und eine Maschine, die diese Mischung ständig durchrührte; dort röchelten und schnauften die Spülpumpen, die das Wasser mit einem Druck von zweihundertfünfzig Pfund pro Quadratzoll innerhalb des Gestänges nach unten drückten. Bohren war seit jeher ein schmutziges Geschäft; man schwamm in blassgrauem Schlamm, bis das Bohrloch fündig wurde, und danach schlitterte man in Öl.
Es war auch ein kostspieliges Geschäft. Diese zwanzig Tonnen Stahlrohre zu drehen, die täglich länger und deshalb immer schwerer wurden – Mannomann, das kostete wirklich Kraft! Wenn die große Dampfmaschine an der Kette zog und das Stahlgetriebe mit Getöse loslief, stand Bunny da und lauschte entzückt. Das war vielleicht eine Maschine! Fünfzig Pferdestärken, sagte der Spillmann, und Bunny stellte sich fünfzig Pferde vor, die mit einer Stange an so eine altmodische Drehscheibe geschirrt waren, mit der man früher Wasser aus den Brunnen geschöpft oder primitive Dreschmaschinen betrieben hatte.
Ja, es kostete Geld, hier draußen in Kalifornien nach Öl zu bohren; das war nicht vergleichbar mit den kleinen, kurzen Löchern im Osten, bei denen man sich nach unten arbeitete, indem man das Werkzeug hochhob und wieder fallen ließ. Nein, hier musste man bereit sein, sechs- oder siebentausend Fuß tief reinzugehen, das hieß dreihundert bis dreihundertfünfzig Rohrstangen, dazu noch das Futterrohr, denn man konnte dieses Loch nicht lange unverschalt stehen lassen. Wenn man Schichten mit weichem, wasserdurchlässigem Sand passierte, musste man einen Zylinder aus Stahl oder Gusseisen hinunterlassen, wie ein großes, langes Ofenrohr. Ein Teil nach dem anderen ließ man hinuntergleiten und vernietete es sorgfältig, sodass es wasserdicht war; wenn diese Verrohrung dann einzementiert war, bohrte man mit einem kleineren, sagen wir, einem Vierzehn-Zoll-Meißel weiter, und somit ruhte das obere Futterrohr fest auf einer Art Sockel. So wurde der Durchmesser immer kleiner, bis der Lochdurchmesser, wenn man im Ölsand ankam, schließlich auf fünf oder sechs Zoll geschrumpft war. Ein vorsichtiger Mensch wie Dad führte jeden Rohrstrang bis zur Arbeitsbühne hinauf, sodass im oberen Teil des Lochs vier Rohrsätze ineinandersteckten.
Tag und Nacht arbeitete die Maschine, trieb die große Kette an, drehte sich der Drehtisch, fraß sich der Meißel in den Fels. Man brauchte zwei Arbeitsschichten von je zwölf Stunden, und weil Unterkünfte in diesem plötzlichen Ölrausch rar waren, wurden die Betten nie kalt. Die Mannschaft musste zu jedem Zeitpunkt ganz bei der Sache sein, musste Augen und Ohren aufsperren. Die Maschine brauchte jede Menge Wasser, Gas und Öl, die Pumpe musste funktionieren, der Spülschlamm zirkulieren, die Mischmaschine schmatzen und der Bohrer im richtigen Tempo Tiefe gewinnen. Unzählige Dinge konnten schiefgehen, einige davon kosteten Geld, manche sogar viel Geld. Dad hatte befohlen, ihn notfalls zu jeder Nachtstunde zu wecken; dann gab er Anweisungen per Telefon oder schlüpfte in seine Kleider und fuhr aufs Gelände. Und am nächsten Morgen beim Frühstück erzählte er Bunny davon. Dieser Dan Rossiger, der Vorarbeiter der Nachtschicht, das war vielleicht ein sturer Bock, der wollte einfach nicht schneller arbeiten, und wenn man meckerte, sagte er: «Okay, wenn Sie einen Gestängebruch haben wollen …» Und Dad hatte gesagt: «Was heißt hier Gestängebruch, ich will, dass Sie einen Zahn zulegen.» Und natürlich gab es gleich drauf einen Gestängebruch! Dad schwor, dass Dan das absichtlich getan hatte; es gab so gemeine Kerle, dabei hätte er nur die Maschine schneller stellen müssen.
Jedenfalls hatten sie nun diesen Gestängebruch am Hals; das hieß, dass sie zweitausend Fuß Rohre Zoll um Zoll herausheben mussten. Sie zogen das Ganze hoch, jeweils vier Stangen auf einmal, und schraubten es auseinander, «brechen» nannten die Männer den Arbeitsgang; dann wurden die vier Stangen, ein «Gestängeschuss», lotrecht im Bohrturm
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