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Die Ewigen

Die Ewigen

Titel: Die Ewigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Sabalat
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1. Buch

1.1
    Shara

Diese Reise war keine gute Idee gewesen - na ja, die Reise an sich vielleicht schon, aber eben nicht in dieser Begleitung. Ich hätte doch besser allein fahren sollen, auch wenn das ein deutliches Eingeständnis der Tatsache gewesen wäre, dass es in meinem Leben niemanden gab, den ich wirklich gern bei mir gehabt hätte - sei es nun auf einem kurzen Städtetrip am verlängerten Wochenende oder aber auf einer ausgedehnteren Tour rund um die halbe Welt.
    Zum Glück handelte es sich bei diesem Ausflug nach Rom lediglich um den kurzen Städtetrip: Ich musste nur noch einen Tag durchhalten, dann wäre ich endlich wieder von meinen beiden Begleiterinnen erlöst. Hätte ich die beiden noch länger ertragen müssen, hätte ich sie wahrscheinlich im Tiber ertränkt, nur um ihrem ebenso ununterbrochenen wie hohlen Gerede zu entgehen, nur um ihre säuerlichen Gesichter, ihre überheblichen Blicke, ihre großspurigen Gesten nicht mehr sehen zu müssen.
    Ja, die Idee an sich hatte eigentlich gut geklungen: Ich wollte schon immer einmal nach Rom, und als ich in einer Kaffeepause davon gesprochen hatte, hatte sich eine Kollegin gleich für einen kleinen, spontanen Trip erwärmt. Ja, Rom ... Kolosseum, Forum Romanum, der Vatikan und die Engelsburg - das wäre doch was! Aus dem Geplänkel war ungewöhnlich schnell Ernst geworden und aus zwei Reisenden drei: Die Kollegin hatte eine Freundin, die auch sehr für einen netten Abstecher nach Italien zu haben war. Ich kannte die Freundin nicht - und wie sich schnell herausstellte, wollte ich sie auch gar nicht kennen lernen. Aus Kolosseum und Forum Romanum wurde in stillschweigender Übereinkunft der beiden Geistesschwestern Prada und Gucci, aus Vatikan und Engelsburg Dior und Armani.
    Nicht, dass ich was gegen ein bisschen Einkaufen gehabt hätte, aber leider waren meine beiden Begleiterinnen Schaufenster-Junkies der übelsten Art: Sie mussten jedes Teil genauestens begutachten, ohne sich in die Läden hineinzutrauen, und fanden Sachen dann stets überteuert - in München kostet die Tasche doch locker nur die Hälfte, was für eine bodenlose Unverschämtheit!
    Dass sie sich die Objekte ihrer peinlichen Begierde auch beim großzügigsten Rabatt nicht hätten leisten können, hatte mir schon am ersten Tag auf der Zunge gelegen, doch ich hielt mich zurück, hielt Frieden, hielt den Mund, nickte nur zustimmend und lächelte, während ich zunehmend das Gefühl hatte, von zwei verarmten Damen des Hochadels begleitet zu werden, die über alles und jeden die Nase rümpften: Unser Hotel war ihnen zu einfach, die besseren zu teuer, die Stadt war ihnen zu voll, trotzdem 'traf man kaum interessante Leute', die Schlangen vor den Sehenswürdigkeiten schreckten sie ab - und in Wirklichkeit wollten sie keine davon sehen.
    Am ersten Tag hatte ich mich der Vorherrschaft der beiden Freundinnen gebeugt und war ihnen brav durch die Innenstadt gefolgt: Wir hatten die Spanische Treppe, den Trevi-Brunnen, die Piazza del Poppolo, allerlei schöne und alte Gebäude sowie noch mehr schöne und teure Geschäfte passiert - für eine erste Orientierung und zur Akklimatisierung wunderbar.
    Als wir am zweiten Tag die gleichen Straßen in umgekehrter Richtung abgegangen waren und die Preise bei Prada (überraschenderweise!) immer noch jenseits von Gut und Böse lagen, hatte ich leicht an der Wahl meiner Begleitung gezweifelt und mich kurz entschlossen verabschiedet, um die paar Kilometer zum Petersplatz und zur Engelsburg hinüberzulaufen: Ich glaube nicht, dass die beiden mich vermisst hatten - dass ich mich ohne sie wohler fühlte, war nach wenigen Minuten allein so sonnenklar gewesen, wie der römische Himmel es den Klischees nach sein sollte.
    Am zweiten Tag hatten wir uns gleich nach dem frugalen Frühstück im Hotel getrennt: Ich war durch das Kolosseum geschlendert, hatte ausführlichst das Forum Romanum besichtigt und war schließlich am Tiber entlang zum Hotel zurück spaziert, während die beiden mit wiederum leeren Händen aus der Fußgängerzone heimgekehrt waren. Abends war es den Damen dann zu kalt zum draußen Sitzen gewesen, also hatten wir ewig lang nach einem Lokal mit dem 'richtigen römischen Ambiente' gesucht - natürlich ohne eines zu finden, das zugleich auch ihren Preisvorstellungen entsprochen hätte.
    Am heutigen Tag hatte ich das Frühstück ausfallen lassen und mir geschworen, die beiden erst dann wiederzusehen, wenn wir über die Frage Taxi (so teuer!) oder Zug (so

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