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Oh Schreck, die Miesbachs kommen

Oh Schreck, die Miesbachs kommen

Titel: Oh Schreck, die Miesbachs kommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Tonollo
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Polly. »Lasst uns loslegen, bevor es dunkel wird. Dann werden wir schon sehen, was passiert. Pit, du fängst an!«
    Pit schlug Magia Eins auf und las die ersten Zeilen des zwölften Spruches:
»Sieben Fliegen fliegen sieben Mal
höher als ein Buckelwal.«
    »Jetzt du«, sagte Polly zu Pampe und gab ihm einen leichten Stoß. Pampe schlug Magia Zwei auf und fuhr fort:
»Fliegen über Feld und Wald,
doch es naht das Ende bald.«
    Dann beugte Palme sich über den dritten Band und las:
»Alles wird voll Dornen sein,
niemand kommt mehr raus und rein!«
    Die vier schauten erwartungsvoll in den Garten. Ordentlich lagen die Beete nebeneinander. Hibiskussträucher blühten um die Wette mit Lavendel, Forsythien und Eisenhut. Weit und breit kein Unkraut … aber auch keine einzige Dorne!
    »Woran sollen die Dornen denn wachsen?«, fragte Polly besorgt.
    »Und vor allem: wann?«, fügte Palme hinzu.
    Pit verzog verärgert das Gesicht. »Woher soll ich das denn wissen? Eine genaue Beschreibung steht bei den Zaubersprüchen nun mal nicht dabei.«
    »So ein Reinfall!«, meinte Pampe.
    »Jetzt wart’s doch mal ab!« Polly sah ihren Bruder strafend an.
    »Wer sagt denn, dass ein Zauber immer
sofort
wirken muss?«
    »Dann warte ich lieber zu Hause. Das hier ist mir zu langweilig.« Pampe ging auf den Schotterweg zurück. »Wer kommt mit?«
    »Ich!« Palme folgte seinem Bruder.
    »Was meinst du?«, fragte Polly Pit. »Vielleicht wachsen die Dornen ja erst nach Mitternacht? Ich denke, wir können auch gehen. Außerdem wird es sowieso gleich dunkel.«
    Pit nickte. »Hast recht! Schauen wir morgen früh noch mal vorbei. Nach der letzten Nacht sollte ich jetzt eh besser schlafen gehen. Ich bin hundemüde.«
    Schlecht gelaunt trotteten die vier Freunde nach Hause.
    Der nächste Tag war ein Samstag. Polly hätte also noch lange schlafen können – wäre da nicht dieser außergewöhnliche Lärm auf dem Weg vor dem Haus gewesen. Sie schaute auf ihreUhr. Es war kurz vor neun. Verschlafen tapste sie zum Fenster. Was war das denn? Etliche Autos parkten die Straße entlang. Und vor dem Haus, in dem Conrad und Eduard wohnten, tummelten sich nicht nur jede Menge Fotografen, sondern auch noch zwei Fernsehteams! Außerdem wurden die beiden Ekelpakete und ihre Eltern von mehreren Reportern umringt, die ihnen aufgeregt Mikrofone in die strahlenden Gesichter streckten. Das durfte ja wohl nicht wahr sein!
    Polly schlüpfte schnell in Jenas und Sweatshirt und raste die Treppe hinunter, durch den Vorgarten und auf die Straße. Dann ging sie so unauffällig wie möglich ein paar Meter in Richtung der Fotografen und stellte sich hinter sie. Gerade sprach Frau Miesbach in eine der beiden Fernsehkameras. Herr Miesbach und seine beiden Söhne standen daneben und grinsten breit.

     
    »Es ist einfach unglaublich!«, frohlockte sie. »Wir hatten schon immer einen herrlichen Garten! Aber was hier über Nacht geschehen ist, grenzt an ein Wunder!«
    »Es …«, Frau Miesbachs Mann drängte seine Frau leicht zur Seite, um auch ins Bild zu kommen, »es grenzt nicht nur an ein Wunder, es
ist
ein Wunder! Sehen Sie sich diese Rosenpracht an! Der ganze Garten … über und über mit den herrlichsten Rosen bestückt, die die Welt je gesehen hat. In denschönsten Farben wachsen sie sogar die Hauswand entlang. Ein Fest für die Augen!«
    »Und Sie haben wirklich nicht eine einzige dieser Rosen gepflanzt?«, wollte ein Reporter mit dicker Hornbrille auf der Nase wissen.
    »Aber nein!«, schob sich Frau Miesbach wieder zurück ins Bild. »Mein Mann hat vollkommen recht: Es
ist
ein Wunder! Sonst hätten wir heute Morgen wohl kaum die Presse verständigt. Und wenn Sie im Vergleich dazu diesen fürchterlich verwilderten Garten unserer Nachbarn anschauen … oh!« In diesem Moment bemerkte sie Polly. »Da ist ja eines der drei unglücklichen Kinder, die auf diesem schrecklichen Grundstück spielen müssen!«
    Die beiden Fernsehkameras und alle Reporter wandten sich jetzt Polly zu, die am liebsten im Erdboden versunken wäre. Doch leider verwandelte sich ihr Kopf nur in einen knallroten Luftballon.
    Einer der Reporter hielt ihr ein Mikrofon unter die Nase. »Würde dir ein toller Rosengarten nicht auch besser gefallen? Vor allem, wenn er einfach so über Nacht wächst?«
    Polly öffnete den Mund, brachte aber keinen Ton heraus. Zum Glück hielt in diesem Augenblick ein Auto neben ihr.
    Ein schwarz gekleideter Mann stieg aus. »Grüß Gott!«, sagte er laut und sah sich neugierig

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