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Ohrenzeugen

Titel: Ohrenzeugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wildis Streng
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Sie ruhig, Herr Weidner! Machen Sie keine Dummheiten!«, rief Lisa.
    Held sah hoch, fixierte den Sohn seines Opfers und war offenbar willens, sich in sein Schicksal zu ergeben.
    Leon begann im Hintergrund laut zu weinen und nach seiner Mutter zu rufen. Karl bremste irritiert ab, hetzte aber nach einer kurzen Pause gleich wieder die Stufen hinauf. Da stellte sich plötzlich Erna Weidner vor ihren Geliebten und hob beschwörend die Hände. Sie wirkte wie eine archaische Priesterin, und das verfehlte seine Wirkung nicht.
    Auch nicht auf Karl, der plötzlich verwirrt blinzelte und die Schaufel sinken ließ. Seine Stimme überschlug sich, als er brüllte: »Mutter, geh aus dem Weg! Der hat den Vatter umbracht, Mutter! Der verdient’s net andersch.«
    Heiko hatte sich inzwischen hinter dem verzweifelten Jungbauern postiert, jederzeit bereit, einzugreifen.
    »Du, sei still, du waasch goor nix!«, zischte Erna und gab dem immer noch wimmernden Oberstudienrat einen Kuss auf die Wange, bevor sie ihn wieder in ihre Arme zog.
     
    »Tragisch irgendwie, findest du nicht?«, fragte Lisa, als sie wieder im Auto saßen.
    Heiko brummte ein undefinierbares: »Hm.«
    »Mir tut Held leid. Der hatte bisher wirklich kein schönes Leben! Und der alte Weidner scheint ja wirklich ein Ekel gewesen zu sein!«
    Heiko wiegte den Kopf. »Das kann alles sein. Aber das ist noch lange kein Grund, jemanden umzubringen!«
     
    Es klingelte. Lisa und Heiko sahen von ihren Spaghettitellern auf. »Roaak!« und »Idiot!«, krächzte Hansi, und Sita bellte.
    »Wer kann das sein?«, fragte Lisa.
    Heiko zuckte die Achseln und stand seufzend auf. Von den Spaghetti Bolognese, in Hohenlohe auch »Baschdaschudda« genannt, stieg ein verführerisch-würziger Duft auf.
    Er lief zur Tür, begleitet von Sita. Wieder klingelte es.
    »Gleiglei«, murmelte er und öffnete unwillig. Vor ihm standen Herbert Winterbach und Karl Weidner. Winterbach hatte den Arm noch im Gips und sein Auge schillerte in allen Farben des Regenbogens, ansonsten aber wirkte er wieder fit.
    »Wir wollten den Hansi holen«, sagte er. »Und wir haben da auch noch was für euch dabei«, ergänzte der junge Weidner und hielt einen enormen Werkzeugkoffer hoch. Heiko trat beiseite und bat die Gäste ins Wohnzimmer.
    »Ah, die Kommissarin.« Winterbach grinste. »Un do is ja mei Hansi!«
    »Ach, ihr seid grad beim Essen«, stellte Karl fest.
    »Wollt ihr auch?«, bot Heiko an, aber Winterbach und Weidner schüttelten die Köpfe. »Wir wollen auch gar nicht so lang stören!«
    Der Vogel hatte die vertraute Stimme erkannt und stimmte ein fröhliches Pfeifkonzert an, während dem er sein Vokabular erstmalig um »Bertibertiberti« erweiterte.
    Winterbach ging zum Käfig und kraulte den Papageien, der plötzlich gar nicht mehr gefährlich, sondern irgendwie glücklich aussah.
    »Also, danke fürs Aufpassen«, meinte er dann, an Heiko gewandt.
    »Was bin ich schuldig?«
    Heiko winkte ab.
    »No bedanki mi reecht schee«, sagte Winterbach.
    »Aweng werrin ja vermissa«, log Heiko und zwinkerte Lisa zu.
    Karl Weidner räusperte sich. »Ii wollt mi noch bedanka, dass ihr da Mörder vom Vatter geschnappt habt. D’Muader kou ii net verstänna– aber egal, jedafalls hobbi do ebbes fir eich!«
    Er stellte den großen Werkzeugkoffer auf den Boden, an dessen Griff eine ungelenke Schleife befestigt war. Sofort platzierte sich Sita direkt daneben, linste durch eines der Löcher im Plastik und schnupperte aufgeregt. Ihr Schwanz pendelte wild hin und her. Lisa hatte sich erhoben und war um den Tisch herumgelaufen.
    »Ou, des wär doch net needich gwee«, wiegelte Heiko ab. »Wissa Se, des is Bestechung.«
    Als er in Karl Weidners ehrlich erschrockenes Gesicht blickte, sagte er: »Quatsch!«, und grinste.
    Lisa betrachtete sinnend den Werkzeugkasten.
    »Macha Se ruhig auf«, ermunterte Winterbach.
    »Danke«, sagte sie, während Heiko nochmals »Des wär doch net needich gwee« brummte.
    Lisa machte sich neugierig am Verschluss zu schaffen. Die Schnallen klappten hoch. Heiko ahnte, was kommen würde, und schnappte sich Sita, die sich sofort protestierend wand und leidend jaulte.
    Lisa hob den Deckel an. Als Erstes sah sie ein Paar sehr schwarze und sehr lange Ohren, die sich ihr entgegenreckten. Dann einen weißen Kopf mit einer dunklen Schnauze. Samtig braune Augen betrachteten sie prüfend.
    »Des is der schönschde Junge vom letzten Wurf. Der Vatter ist der Alfred, der beschde Rammler im Stall von meim Vatter. Der

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