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Olga & Lust und Leid

Olga & Lust und Leid

Titel: Olga & Lust und Leid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivy Anderson
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sie.
    Amerika hätte sich durch russischen Druck entschlossen, sie auszuliefern. Sie war der Preis eines hochrangigen Deals. Das wäre jedoch ihr Ende. Die Russen wollten sie töten, um das Verbrechen an ihren Eltern für immer zu vertuschen. Die Detektei hatte darum geholfen, ihren eigenen Tod vorzutäuschen. Offiziell lebte sie nicht mehr und arbeitete deswegen geheim.
    Unsere Zusammenarbeit würde durch diese neue Entwicklung wohl von kurzer Dauer sein. Ich sandte Olga die SMS und fuhr zu meinem Hiob.
    Der Minister ließ mich eine ganze Stunde in seinem Vorzimmer warten. Seine Sekretärin lächelte verächtlich, für sie war ich nur noch Luft. Die Entlassung war bereits besiegelt.
    Das alles war jedoch nicht so schlimm. Unangenehmer würde der Befehl sein, Olga zu verhaften. Sollte er dies selbst machen, ich würde es verweigern.
    Endlich wurde ich hereingerufen.
    Der bauchige Mann sah mich höhnisch an und ließ mich wie beim letzten Mal stehen.
    „Da sind sie ja, Herr von Mirbach !“ Es klang sehr ironisch.
    Der Minister lehnte sich zurück und musterte mich von oben bis unten.
    „Jetzt kann ich es Ihnen ja sagen. Ich konnte Sie noch nie leiden, weder Ihre Art noch die eleganten Anzüge mit den immer gut sitzenden Krawatten. Diese Stilsicherheit wurde Ihnen als Geschenk in die Wiege gelegt. Ich dagegen musste sie mir mühsam erarbeiten. Ihresgleichen hat mich vor Jahren nicht einmal angesehen. Jetzt aber sitze ich hier und Sie stehen wie ein Hampelmann da.“
    „Sie sollten Persönliches einfach beiseite lassen“, warf ich ein.
    Wer mochte denn ihn?
    „Sie haben mir gar nichts zu sagen!“, schrie er mich, seinen wahren Charakter offenbarend, an. Der Aufbrausende wollte mich wie ein Insekt tottreten und kannte keine Anstandsgrenze mehr.
    „Sie sind nichts Besseres! Wir haben aus guten Gründen 1918 den Adel abgeschafft. Das ist heute nur noch Namensrecht, mehr nicht. Ich hoffe Sie wissen das. Wir haben inzwischen die Demokratie, da sind alle Menschen gleich. Nur wer sich mit Leistung hervortut, steigt auf. Wo bleibt aber Ihre Leistung? Wo ist der Staatsanwalt? Sie sind trotz Ihres Titels nur ein gewöhnlicher Kommissar, der versagt und ich der Minister. Sie sind letztlich nur das, was aus meinem Allerwertesten kommt!“
    Ich errötete.
    Das Telefon klingelte.
    Der Minister drückte mit seinen Wurstfingern, die von langen manikürten Nägeln geziert waren, einen Knopf.
    „Ich habe gesagt, keine Störung!“, schrie er die andere Seite an.
    Sein Staatssekretär war in der Leitung.
    „Ich weiß. Das müssen Sie sich aber trotzdem anhören. Es geht um den vermissten Staatsanwalt.“
    „Was für eine gequirlte Scheiße! Denkt denn hier jeder, er kann mit mir machen, was er will?“
    „Frau Woroman ist auf der anderen Seite“, legte der Staatssekretär nach.
    „Sie hat den Anwalt. Hören Sie sich das bitte an, bevor Sie etwas Falsches tun.“
    „Falsch? Ich? Gut, stellen Sie die russische Hexe durch!“
    „Schalten Sie bitte auf Bildübertragung, sie benutzt eine Videoleitung.“
    „Ich will sie aber nicht sehen!“
    „Tun Sie es!“, beharrte der Staatssekretär.
    „Es ist von staatstragender Wichtigkeit!“
    Der Minister knurrte und funkelte mich an. Es ärgerte ihn, dass er in meiner Gegenwart von den Ereignissen getrieben wurde und nicht als ihr Gestalter auftrat. Er wollte einen anderen letzten Eindruck hinterlassen.
    Olga erschien auf dem Display.
    „Was gibt es?“, fuhr der Minister sie grußlos an.
    Meine Helferin wirkte gelassen. Sie sah ausgeglichen wie immer aus, so als wäre heute ein ganz normaler Tag. Selbst in dieser unwürdigen Situation verspürte ich eine merkwürdige Faszination.
    „In Russland begrüßen wir uns zuerst, selbst dann wenn wir ein Problem miteinander haben.“
    „Lassen Sie die Besserwisserei beiseite!“, schnauzte der Minister. „Von dem Schlag habe ich hier schon jemanden!“
    Die Gescholtene ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Ihre Gelassenheit war schon unheimlich. Olga schwieg lange, sehr lange.
    Der Minister wartete. Ein kühler Hauch wehte vom Display durch den Raum. Olga wirkte plötzlich bedrohlich, als wäre sie körperlich zugegen.
    Der Minister ertrug das Schweigen nicht länger.
    „Was gibt es?“
    „Ich habe den Anwalt gefunden.“
    „Etwas zu spät!“
    Sie spielte eine kurze Videosequenz ab. Auf dieser war der Gesuchte. Er trug inzwischen einen recht langen ungepflegten Bart, war äußerst dünn und saß vollkommen bekifft und einen Joint

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