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Oma 04 - Omas Erdbeerparadies

Oma 04 - Omas Erdbeerparadies

Titel: Oma 04 - Omas Erdbeerparadies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janne Mommsen
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von Schatten umrandeten Augen des Mannes musterten ihn spöttisch. Wer war der?
    «Jetzt sag bloß noch, du erkennst mich nicht mehr», nölte der Kerl und nahm einen Schluck aus seiner Flasche.
    «Ich stehe gerade auf der Leitung», bekannte Arne und stützte sich mit den Armen auf den Knien ab.
    «Komm!»
    Arne betrachtete den Mann, zog fünfundzwanzig Kilo seines Körpergewichts ab, gab ihm seine Haare zurück, färbte sie erst blond, dann dunkel, verlängerte sie um dreißig Zentimeter, und plötzlich saß sein alter Schulkumpel vor ihm.
    «Fokko?»
    «Das wurde aber auch Zeit, ich war schon echt beleidigt.»
    Mit dreizehn war Fokko Rethlefsen Arnes Idol gewesen. Er war Klein Arne damals mindestens genauso cool wie Mick Jagger oder Clint Eastwood erschienen. Fokko hatte ihn in seine Clique aufgenommen, obwohl er drei Jahre jünger war, das war eine unglaubliche Ehre gewesen!
    «Hast dich kaum verändert», log Arne hastig.
    «Willst du damit sagen, ich war schon damals fett und hatte kaum Haare?»
    Was sollte er darauf sagen? Er schnappte sich die erste Erinnerung, die ihm in den Kopf kam, um einer ehrlichen Antwort auszuweichen.
    «Weißt du noch? Das Astronautentraining für die NASA?»
    Fokko war wild entschlossen gewesen, der erste deutsche Astronaut zu werden, und hatte Arne überredet, mit ihm dafür im Watt zu trainieren. Sie hatten Dauerläufe mit Gummistiefeln im Schlick veranstaltet. Fokko war der Kommandant gewesen und hatte ihn unerbittlich angetrieben.
    «Das Watt ist das ideale Trainingsgebiet für den Weltraum», wiederholte Fokko seinen Lieblingsspruch von damals und lächelte.
    «Weil der zähe Schlick das pure Gegenteil von Schwerelosigkeit bedeutet», setzte Arne den Vortrag fort. «Die Schwerelosigkeit wird nach dem Wattlaufen keine Belastung mehr sein.»
    Fokko hatte einen Brief auf Englisch an die NASA geschrieben und sogar eine Antwort bekommen. Arne hatte den Brief selbst gesehen, Absender NASA mit Fokkos Adresse auf Föhr!
    «Und? Hat es dir beruflich was gebracht?», erkundigte sich Arne nun.
    Fokko lachte dreckig. «Für meinen Beruf war nichts sinnloser.»
    Kurze Zeit nach der Astronautenphase nämlich hatte Fokko angefangen, in Ferienhäuser einzubrechen, um dort wertvolle Fernseher und Musikanlagen auszuräumen. Auf Föhr konnte er das Diebesgut nicht verkaufen, das wäre zu auffällig gewesen. Also klaute er Boote und brachte die Sachen aufs Festland zu einem Hehler, den er in der Nähe von Niebüll aufgetan hatte. Doch am Kai in Dagebüll wartete eines Tages die Polizei auf ihn, und er bekam eine Jugendstrafe. Da war er gerade mal siebzehn. Nach diesem Vorfall verließen seine Eltern mit ihm die Insel. Arne hatte gehört, dass er nach seiner Jugendstrafe nach Koblenz gegangen war, um dort eine Ausbildung im Bundesarchiv zu beginnen.
    «Was machst du auf Föhr?», erkundigte sich Arne, ohne dass es ihn wirklich interessierte.
    «Dasselbe wie zu Hause», sagte Fokko. «Saufen, Sudoku und Fernsehen gucken. Schließlich bin ich Rentner.»
    Derselbe zynische Ton wie in der Schulzeit.
    «Du und Rentner? Ist das wahr?»
    «Tja, wir sind beide alt und fett geworden», grinste Fokko.
    Das wollte Arne nicht so stehen lassen, denn er empfand sich weder als alt noch als fett. Und seine langsam ausdünnenden Haare waren zwar getönt, aber immerhin noch vorhanden. Dass jemand aus seiner Schulzeit sein Berufsleben bereits abgeschlossen hatte, irritierte ihn.
    «Seit einer Woche bin ich auch noch glücklich geschieden», ergänzte Fokko. «Jetzt stört mich niemand mehr.»
    «Und was hast du nun vor?», fragte Arne.
    «Sudokus und saufen, ansonsten können mich alle mal. Ich habe eine kleine Wohnung am Rhein, was will man mehr?»
    «Den Job vermisst du nicht?»
    Fokko nahm einen weiteren Schluck.
    «Wohl kaum! – Und selber?»
    Arne lächelte. «Ich habe vor zwei Monaten das ‹Erdbeerparadies› gepachtet.»
    Fokko lachte laut auf.
    «Du verarschst mich!»
    «Ich will daraus das machen, was es einmal war: die angesagteste Disco auf Föhr.»
    «Mach dich nicht lächerlich. Du siehst aus wie ein alter Mann, du bewegst dich wie ein alter Mann – du bist ein alter Mann!»
    Arne starrte ihn mit offenem Mund an, am liebsten hätte er ihm eine gescheuert.
    «Ich muss dann mal wieder», grummelte er. «Man sieht sich.»
    Er trabte langsam los.
    «Eine Disco», hörte er Fokko hämisch hinterherrufen.
    «Ja, eine Disco, du Blödmann», dachte Arne. Wie gerne hätte er Fokko jetzt seinen Porsche und

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