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Oma 04 - Omas Erdbeerparadies

Oma 04 - Omas Erdbeerparadies

Titel: Oma 04 - Omas Erdbeerparadies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janne Mommsen
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    1.
    Weiße Frotteebademäntel
    Als Jade gegen halb acht aufwachte, staute sich an den Rändern ihres dunkelblauen Rollos bereits das Sonnenlicht. Draußen fiepten und trällerten die Vögel, als sei schon ein riesiges Fest in Gange. Sie lächelte verschlafen und streckte sich unter der weichen Decke aus.
    Ihr großer Tag konnte nicht besser beginnen.
    Schon als Kind hatte sie sich immer gefragt, wann man endgültig erwachsen war. Das Gesetz sagte, mit achtzehn, und tatsächlich hatte ihr achtzehnter Geburtstag im letzten Jahr mehr positive Veränderungen hervorgebracht als sämtliche Geburtstage zuvor. Sie durfte Auto fahren, wählen gehen und Unsinn kaufen, ohne dass ihre Eltern es ihr verbieten konnten. Das war ein großer Fortschritt, aber richtig ernst genommen fühlte sie sich dadurch noch nicht.
    «Erwachsen wird man nicht an einem Tag», hatte ihr Vater behauptet. «Das ist eine längere Entwicklung.»
    Sie hatte trotzdem fest daran geglaubt, dass es einen ganz bestimmten Moment geben würde, an dem sie den Beweis erbrachte, dass sie kein Kind mehr war. Der Tag war nun gekommen, denn heute Vormittag würde sie in eine ganz neue Umlaufbahn schießen! Die letzten drei Monate hatte sie rund um die Uhr vorm Computerbildschirm gesessen, auch die Wochenenden hatte sie opfern müssen. Heute würde sie endlich den Lohn für all diese Entbehrungen empfangen.
    Das weiß lackierte Hochbett, auf dem sie lag, hatte sie nach Abschluss ihrer Grufti-Phase mit fünfzehn von ihren Eltern geschenkt bekommen. Vorher war der Raum, von der Tapete bis zu den Möbeln, pechschwarz gewesen – bis auf einen blutroten Bettüberzug. Jetzt gab es kaum etwas, das nicht weiß war.
    Sie kletterte aus dem Bett und öffnete das Fenster. Der verwilderte Garten hinterm Haus sah aus wie eine Dschungellandschaft, auf den grünen Blättern und Gräsern verdampfte gerade die letzte Feuchtigkeit der Nacht. Schon um diese Uhrzeit war es erstaunlich warm. Die Akkus der Natur waren bis zum Anschlag geladen, Frankfurt stand ein wunderbarer Hochsommertag bevor.
    Sie ging ins Bad, duschte und überprüfte im Ganzkörperspiegel ihr Aussehen. Sie war nicht besonders groß, aber sehr sportlich, ihre Körperspannung würde jeden verbalen Angriff locker abfedern.
    «Etwas blass siehst du aus», kritisierte sie sich laut.
    Kein Wunder, die Sonne hatte sie in den letzten Wochen nur von drinnen gesehen. Zum Glück besaß sie von Natur aus einen dunklen Teint, der sich mit etwas Make-up untermalen ließ. Das Grinsen, das ihr anschließend im Spiegel entgegenkam, war zuversichtlich: «Du kannst es!»
    Natürlich hatte sie Lampenfieber, aber wenn sie sich an ihren Text hielt, konnte eigentlich nichts passieren. Sie rieb ihre schmalen, schlanken Füße mit einer Creme ein, die die Durchblutung förderte. Sobald ihre Füße den Boden spürten, fühlte sie sich geerdet und viel ruhiger, das hatte bei Prüfungen immer funktioniert. Dann schnappte sie sich die hellblaue Bluse, die ihre Cousine Maria aus Föhr für sie genäht hatte, und zog anschließend ihren grauen Hosenanzug an. Die hellen Farben waren ein perfekter Kontrast zu ihren dunklen asiatischen Augen, die ein genetisches Erbe ihrer thailändischen Mutter waren. Manchmal machte sie sich einen Witz daraus und behauptete, dass sie einen schwarzen Gürtel besaß, was ihr komischerweise alle glaubten. Dabei hatte sie nie Kampfsport betrieben, sondern war eine begeisterte Geräteturnerin.
    In der Investmentbank, in der sie nach ihrer Banklehre ein Praktikum begonnen hatte, versprach ihr asiatisches Aussehen Internationalität. Aber heute würden die Herren der Chefetage erfahren, dass ihr Kopf nicht nur dekorativ, sondern mit Ideen gefüllt war! Sie schlüpfte in ihre flachen dunkelblauen Ballerinas. Den Laptop und die beiden Präsentationsmappen hatte sie bereits vorm Zubettgehen in ihre Umhängetasche aus hellblauer LKW-Plane gesteckt. Die passte zwar nicht zum Business-Outfit, war aber ihr Talisman und somit unverzichtbar.
    Ein letzter Blick in den Spiegel, einmal kurz gelächelt, und sie verließ das Zimmer.
    Wenn heute alles so klappen würde, wie sie es sich vorstellte, stand einer Festanstellung in der Investmentbank nichts mehr im Wege. Dann würde sie sich umgehend eine eigene Wohnung suchen. Noch wohnte sie im Haus ihres Vaters. Er lebte im Souterrain und sie im ersten Stock, so liefen sie einander selten über den Weg.
    Sie ging das weiß gestrichene Treppenhaus hinunter. Ihr

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