Omnia vincit amor - Liebe besiegt alles
unseren Bodyguards zu. »Du trinkst in letzter Zeit zu wenig.«
Elias blieb stehen und zwang mich ihn anzusehen. »Schau in meine Augen!«
»Ein schönes, helles Lila umgeben von Weiß«, berichtete ich.
»Siehst du! Kein Gelb, kein Schwarz.«
Ich nickte verstehend, dennoch lag mir der Gedanke wie ein Stein im Magen.
»Sie sind heute nicht mal dunkel, weil ich mich so auf die kleine Irre freue.« Damit meiner er seine Zwillingsschwester, deren Heimkehr auch meine Laune schon den ganzen Tag hochgehalten hatte. Während Elias mich über das Flughafengelände führte, driftete ich in einen Tagtraum ab. Ich stellte mir vor, wie schön es sein würde, wenn ich ihm endlich seinen Sohn in die Arme legen konnte. Mir wurde plötzlich bewusst, dass ich mich wirklich glücklich schätzen durfte, dass der Vater meines Kindes sich so sehr darauf freute. Noch lange nicht jede Frau hatte dieses Glück.
Zusammen mit unseren Bodyguards positionierten wir uns an dem Ausgang, an dem wir Ana und Melissa erwarteten. Warten war wirklich nicht meine Stärke, also starrte ich wie hypnotisiert auf die Ankunftstafel, die mir sagte, dass das Flugzeug gelandet war. Jetzt konnte es sich nur noch um Minuten handeln, bis die beiden ihre Koffer hatten. Elias schien neben mir etwas zu wittern und wurde unruhig.
»Ich kann sie riechen«, erklärte er und strahlte über das ganze Gesicht. Er ließ meine Hand los und legte sie auf die Barriere, die uns von dem Ausgang der heimgekehrten Vampirinnen trennte. Als ich sah, wie sich seine dünnen Finger um das Eisen schlangen, wurde mir übel. Mir war aus irgendeinem Grund plötzlich zum Heulen zu Mute, doch Anastasija kam mir zu Hilfe. Ich sah sie nur ganz kurz am Ausgang stehen und dann lag sie auch schon fröhlich quietschend in den Armen ihres Bruders. Herrje, ihre Fingernägel waren in den Farben der amerikanischen Flagge lackiert. Die Geschwister flüsterten sich ein paar liebevoll klingende, rumänische Worte zu und Ana küsste ausgiebig das Gesicht ihres Bruders. Dann drehte sie sich mit Freudentränen in den Augen zu mir.
»Hallo«, sagte ich kleinlaut.
»Meine Miri«, sinnierte Ana und zog mich in ihre kühlen Arme.
»Wo hast du deine Frau gelassen?«, fragte ich.
Die Vampirin ließ mich los und sah abwechselnd mich und ihren Bruder an.
»Sie wartet auf die Koffer. Als ich Elias gerochen habe, konnte ich nicht mehr ruhig bleiben.«
»Das kann sie eigentlich nie«, meinte eine vertraute Stimme hinter mir. Melissa lächelte mich an und neigte ihren Kopf. Ich nahm sie in den Arm und gab ihr einen Kuss auf jede Wange.
»Willkommen zu Hause, ihr zwei«, sagte ich, als Elias seine Schwägerin drückte.
»Wie geht es meinem Baby?«, fragte Ana meinen Bauch.
»Du warst daran vollkommen unbeteiligt, es ist MEIN Baby«, grummelte Elias und lächelte Melissa an.
»Ruhe, Samenspender. Es steckt in mir, also ist es mein Baby«, scherzte ich.
»Miriam macht mich schon den ganzen Tag fertig«, beschwerte sich Elias und hielt Ana seine Hände hin. Sie ergriff sie und die beiden wurden für einen Moment still.
»Gar nicht wahr«, stellte ich richtig, nachdem Ana auf dem aktuellen Stand war. Was mich beunruhigte, war, dass sie einen besorgten Gesichtsausdruck hatte und ihren Bruder von oben bis unten musterte.
»Da braucht jemand ein wenig Extrablut, wie mir scheint«, sagte sie in einem Ton, den ich noch nicht von ihr kannte. Es klang fast wie ein Vorwurf. Eine zierliche Hand ergriff meine. Zu meinem Erstaunen war es Melissas Hand.
»Anastasija und ich werden unser Bestes geben, um Euch mit dem Baby zu helfen«, flüsterte sie mir leise zu.
»Es ist schön, euch wieder hier zu wissen«, sagte Elias total erleichtert.
Er hatte wieder einen Streit mit Mama, was? fragte mich Ana im Auto. Es war schön, ihre Stimme wieder in meinem Kopf zu hören, auch wenn mich das, was sie sagte, verwirrte.
Streit? Davon weiß ich ja gar nichts.
Er hat es dir nicht gesagt? Die Vampirin klang erstaunt.
Nein, weshalb hatten sie Streit?
Er hat sie gebeten, Calimero später mit zu nähren. Sie hat abgelehnt, da sie bereits Michael für deine Eltern versorgen muss. Elias nimmt ihr das furchtbar übel.
Ich liebte meinen kleinen Bruder, aber auch ich fühlte mich in der Tat ein wenig verletzt. Auch wenn dieser Grund nachvollziehbar war, ging es doch hier um ihren Enkel. Mit Sicherheit dachte sie, dass es für den kleinen Michael schlimmer wäre, bei einem fremden Vampir zu trinken, als wenn Klein-David das tat.
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