Der Fall Koralle
Der Fall Sandmann
„Sie ist da!”, ruft Polizeiobermeister Pommes seinem Kollegen durch den Türspalt zu.
„Die Post?”, erkundigt sich Zwiebel, der zwischen Aktenbergen am Schreibtisch sitzt und Protokolle durchliest.
„Neee, die Neue!”, antwortet Pommes und kommt ins Zimmer.
„Na und?”, fragt Zwiebel gespannt. „Wie sieht sie aus?”
„Hübsch.”
„Auch das noch!”, murmelt Zwiebel und steckt die Nase wieder in seine Akten, weil er draußen die polternde Stimme von Kommissar Kugelblitz vernimmt.
Zwiebel und Pommes sind keineswegs begeistert über „die Neue”.
„Wenn du die rechte Hand von Kugelblitz bist und ich die linke, was soll dann sie sein?”, hatte Pommes zu Zwiebel gesagt, als sie vor vierzehn Tagen von dem „Zuwachs” erfuhren.
Jetzt erklingen die gewichtigen Schritte von Kugelblitz auf dem Flur. Daneben ein paar kürzere Trappelschritte.
„Achtung, Feind im Anmarsch!”, faucht Pommes und verschanzt sich hinter seinem Schreibtisch in der anderen Ecke des Büros. Gut gelaunt betritt Kugelblitz das Zimmer. „Na, was ist denn hier los? Dicke Luft?”, erkundigt er sich mit einem Blick auf seine missmutigen Assistenten.
„Nööö, bloß viel Arbeit, Chef!”, antwortet Zwiebel verlegen.
„Nun, dann habe ich ja eine gute Nachricht. Ich habe Ihnen Ihre neue Kollegin Sonja Sandmann mitgebracht. Die wird Sie nach Kräften unterstützen!”
Wumms! Das saß.
Mit gemäßigter Begeisterung begrüßen die beiden die neue Kollegin.
„Wenn Sie so nett wären, Ihre Akten von diesem Schreibtisch zu nehmen, dann kann sie gleich anfangen. Ich stelle Frau Sandmann inzwischen den anderen Kollegen im Revier vor. Bis gleich.”
Pommes und Zwiebel werfen sich Blicke zu, die Bände sprechen. Dann stehen sie auf und räumen den dritten Schreibtisch frei, der in der Ecke am Fenster steht.
Kurz darauf kommt Kugelblitz allein zurück. Er ist klug genug zu wissen, worauf die schlechte Stimmung seiner beiden tüchtigen Mitarbeiter zurückzuführen ist. „Ich hoffe, Sie sind nett zu Frau Sandmann”, sagt er.
„Mein Kollege Jens Krabbe aus Büsum, bei dem sie bisher gearbeitet hat, hat sie sehr gelobt.”
„Nun, zu tun gibt’s ja genug”, entgegnet Zwiebel ausweichend. Das Telefon klingelt. Man erwartet Kugelblitz zu einer wichtigen Besprechung im Präsidium.
Da kommt auch schon Sonja Sandmann zurück. Sie trägt einen dicken Ordner und ein Buch mit Europagesetzen unter dem Arm.
„Sind Sie Spezialistin für Europasachen?”, erkundigt sich Pommes.
„Ein bisschen”, antwortet Sonja und setzt sich an ihren Schreibtisch.
„Wenn Sie auch noch guten Kaffee kochen können, dann werden wir es schon mit Ihnen aushalten!”, brummt Zwiebel.
„Ich könnte einen kräftigen Schluck vertragen.”
„Eines möchte ich gleich klarstellen”, sagt Sonja ernst.
„Ich bin Ihre Kollegin und nicht Ihre Sekretärin. Wenn Kaffee gekocht wird, dann bitte abwechselnd. Bin ich heute schon an der Reihe?”
„Ich koche”, murmelt Zwiebel verlegen und geht zur Kaffeemaschine.
Wieder klingelt das Telefon. Zwiebel nimmt ab und meldet:
„Pommes und Sandmann zum Einsatz. Befehl vom Chef. Überfall auf das Tabakgeschäft Krüll in der Habichtstraße ...”
„Das geht ja gleich richtig los!”, sagt Sonja, als sie neben Pommes zum Einsatzwagen spurtet. „Wer fährt?”
„Ich fahre auf dem Hinweg und Sie auf dem Rückweg. Einverstanden?”, sagt Pommes und klemmt sich als Erster hinter das Steuer.
Sonja lächelt und nickt. Pommes hat seine Lektion verstanden. Polizistinnen können mehr als Kaffee kochen! Zum Beispiel Auto fahren. So braucht sie ihm nicht unter die Nase zu reiben, dass sie bei dem berühmten Rennfahrer Tütü an einem Crash- und Schleuderkurs teilgenommen hat, ehe sie zur Polizei ging.
Pommes schaltet das Blaulicht ein. Sie brausen los.
Vor dem Tabakgeschäft steht eine aufgebrachte Menschenmenge. Auf dem Boden liegt ein toter Schäferhund.
„Das könnte ich sein!”, ruft der Tabakhändler aufgeregt. „Wenn sich mein treuer Hasso nicht dazwischengeworfen hätte, um mich zu verteidigen!”
Sonja und Pommes sichern den Tatort, vernehmen die Zeugen und setzen das Protokoll auf.
„Sie haben den Räuber also schon vorher gesehen, Herr Krüll?”, vergewissert sich Sonja Sandmann.
„Ja! Und zwar gestern! Es war gleich, nachdem der Fensterputzer da war”, antwortet Krüll.
„Er stand am Seitenfenster und drückte sich die Nase an der Scheibe platt. Sehen Sie, dort, wo
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