Ondragon - Menschenhunger
hinwegsehen, wenn ich es verwahre.“
Two-Elk nickte schließlich, und während Parker den frisch aufgebrühten Kaffee in drei Emaillebecher einschenkte, zückte Lacroix den Bleistift, der im Buchrücken steckte und schrieb etwas auf die letzte Seite.
Parker beobachtete ihn dabei und trank schlürfend sein Gebräu. Vielleicht sollte er das Buch auch einmal lesen, damit er wusste, was eigentlich genau geschehen war, nachdem ihn das Fieber gepackt hatte. Aber vielleicht sollte er es auch einfach lassen. Die Erzählungen seiner Freunde, dass sie ihn aus den Klauen einer schrecklichen Kreatur gerettet hatten, waren schon beunruhigend genug. Parker beließ es dabei und blickte sinnend in die Flammen. Bald würde der Frühling kommen und dann würde er seinen Bruder und dessen Familie im nicht weit entfernten Fort Snelling besuchen. Der würde Augen machen. Ein wenig Sippenpflege konnte gewiss nicht schaden. Dem Wald jedoch würde er niemals den Rücken kehren können. Dafür liebte er die herbe Schönheit und menschenlose Weite einfach zu sehr. Leise in sich hinein lächelnd trank er den starken, wärmenden Kaffee.
Als Parker mitten in der Nacht aufwachte, war es ihm, als hätte er eine Stimme gehört. Er lauschte eine Weile, doch es blieb still. Kopfschüttelnd stand er auf und tapste durch den dunklen Raum zum Kamin. Das Feuer war heruntergebrannt und gab kaum noch Wärme ab. Parker schürte es an, und es wurde wieder etwas hell im Raum. Auf dem Tisch neben dem Kamin entdeckte er das Buch des Lieutenants. Es war auf der letzten Seite aufgeschlagen, Lacroix‘ Schrift glomm dunkel auf dem knochenweißen Papier. Das flackernde Licht des Feuers ließ die Buchstaben lebendig erscheinen.
Eis.
Schnee.
Der Wald.
Sei auf der Hut,
Wenn er kommt.
Die Angst isst dein Herz.
Du spürst deinen erkalteten Körper.
Er ist unersättlich, der Geist des einsamen Waldes.
Unersättlich wie die Angst.
Der Wendigo.
Hungrig,
Eiskalt.
Das ewig Böse.
Seltsame Zeilen. Und das ausgerechnet von Lacroix. Parker goss sich den Rest des kalten Kaffees ein, der noch in der Kanne war, und nahm nachdenklich einen Schluck. Langsam drehte er sich zu seinen schlafenden Freunden um.
Mit einem lauten Scheppern fiel der Blechbecher zu Boden, und die kalte Flüssigkeit ergoss sich über die Holzdielen. Parkers Hand begann zu zittern, immer stärker, so dass der Tremor bald seinen ganzen Körper erfasste und ihn durchschüttelte wie bei einem Erdbeben. Was seine Augen im trüben Licht der Glut sahen, ließen ihn glauben, er befände sich noch im Traum.
Einem Alptraum!
Vor ihm lagen Lacroix und Two-Elk mit aufgeschlitzten Kehlen. Ihre wächsernen Gesichter starrten ihn vorwurfsvoll an. Aus ihren Bäuchen quollen ihre Eingeweide und ihr Blut war ein rotes Laken, auf dem sie ruhten. Lacroix‘ rechter Arm war aus dem Gelenk gerissen, und bei Two-Elk fehlten Ohren und Lippen. Mit Schrecken erkannte Alan Joel Parker die Bissspuren im Fleisch seiner Freunde. Plötzlich spürte er etwas von seinem Kinn tropfen und fuhr mit seiner bebenden Hand darüber. Lange betrachtete er die rote Flüssigkeit an seinen Fingern.
Mr. Ondragons „Ewige Musikliste“, der Soundtrack zum Buch
Vol. ONE
1. Opening Title:
Trooper - Hellsongs
2. Arriving at CC Lodge:
Hotel California - The Eagles
3. Mr. Ondragons Run:
Ooh Wee - Mark Ronson feat. Ghostface Killah, Nate Dogg, Trife Da God & Saigon
4. Sunny Afternoon at the Lake:
Tomorrow People - Ziggy Marley
5. Mr. O from the big bad City:
Dub be good to me - Beats International
6. The List:
I got the Power - Snap!
7. Peter Parker:
Amores Bongo - The Herbaliser
8. The dark Secret of Dr. Arthur:
Criminal World - Simple Minds
9. Meet the Wendigo:
Fever - Syntax
10. Remember Hatchet:
I’m easy - Faith No More
11. End Credits:
Track Star - Bomfunk MC’s
Über die Autorin
Die Autorin und Illustratorin Anette Strohmeyer wurde 1975 in Göttingen geboren. Nach dem Abitur absolvierte sie eine Ausbildung zur Goldschmiedin. Während dieser Zeit spielte sie in der 2. Bundesliga Basketball und reiste viel in Deutschland herum. Seit 2001 ist sie Gesellin, arbeitete in verschiedenen Ateliers und entwarf ihre eigene kleine Schmuckkollektion. Mit der Künstlergruppe „Kreis 34“ nahm sie an einigen Wettbewerben und an Ausstellungen im Göttinger Künstlerhaus teil. Danach lebte sie drei Jahre in Düsseldorf zog Ende 2011 mit ihrem Mann in die Nähe von Hannover an das schöne Steinhuder Meer. Wenn sie
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