Onkel Schwein (German Edition)
die Hände.
„Das weiß ich nun wirklich nicht. Ich bin doch nicht neugierig.“
Teever verkniff sich eine Antwort und sah dem Mann und dem Hund nach. Dann stieg er wieder in den Wagen. ‚Need a little patience’ hörte er Guns’n’Roses.
Sollte Eva endlich geredet haben? Teever hoffte es. Hoffte auf eine richtige Entscheidung von ihr.
Er würde warten. Auch wenn das bedeutete, dass Wilhelmsson einem Phantom hinterherläuft, dachte er. Doch es gab in diesem Fall so viel Dreck aufzuwühlen, dass die Polizei immer etwas finden würde. Berg und die ganzen pädophilen Kontakte Waldéns zum Beispiel. Teever dachte mit Trauer und Abscheu an den Ordner 365.
Im Notfall könnte er immer noch eingreifen.
Auf der Weide in Snuggetorp stand Liza und hielt den Huf eines Pferdes in ihrem Schoß. Sie schien konzentriert zu sein und bemerkte Teever nicht. Er hatte seine Geschwindigkeit gedrosselt und kurz darüber nachgedacht, anzuhalten. Dann verwarf er den Gedanken. Wofür sollte das gut sein?
Als er sich kurz darauf Härlingetorp näherte, stiegen Helgi und Ellen gerade vom Motorrad. Teever freute sich, dass auch die beiden eingeladen waren. Seine kleine Familie.
Teever hatte keine Ahnung, was die angekündigte „deutsche Silvesterfeier“ bedeutete, aber das war ihm auch völlig egal.
Lisa begrüßte ihn mit einem tiefen Kuss. Die Kinder kicherten, ehe sie sich weiter um ein Spielzeug stritten. Susanne Farfler grüßte aus der Küche. Ihre Hände waren voller Mehl. „Berliner“, rief sie.
Lisas Bruder haute ihm auf die Schulter. Er trug einen lächerlichen kleinen Hut aus Pappe. Das Gummiband schnürte sein Kinn ein.
Auf dem Tisch standen ein Raclette-Gerät und ein Sammelsurium an Tellern. Schüsseln würden Fleisch und Gemüse aufnehmen; er sah Flaschen mit Saucen und viele Gewürze. Teever merkte, dass er Hunger bekam.
„Einen Schnaps?“, fragte der Hausherr.
Teever lehnte dankend ab.
„Na, dann trinke ich ihn. Prost.“
Draußen explodierte ein Kanonenschlag.
Scheiben klirrten.
Kinder lachten.
Es würde ein netter Abend werden.
8. Januar: Erland
Als Teever aufwachte, wusste er für einen Bruchteil einer Sekunde nicht, wo er sich befand.
Er war erst am Vortag zurückgekehrt.
Kurz entschlossen hatte er Lisas Vorschlag angenommen und war mit ihr nach Deutschland gefahren. Nicht, dass er viel von ihrem Land gesehen hatte; die meiste Zeit hatten sie im Bett verbracht. Manchmal auch nur gefaulenzt. Gelegentlich waren sie spazieren gegangen und hatten gesprochen.
Dann war Lisas Urlaub zu Ende gewesen und auch Teever hatte das Gefühl gehabt, Helgi entlasten zu müssen. Doch Lisa versprach, ihn so schnell wie möglich besuchen zu kommen.
Von den Axelssons hatte er immer noch nichts gehört. Teever fragte sich, ob es jemals zu einem Gespräch kommen würde. Er hatte ja den ersten Schritt gestern getan.
Zumindest war ihm Geld überwiesen worden. Eine Abschlagszahlung. War es moralisch in Ordnung, es anzunehmen? Teever schwankte, ehe ihm ein erneuter Defekt der Heizungsanlage die Entscheidung abnahm.
Er duschte und überlegte sich dann, etwas gegen seinen Bauch zu unternehmen. Also joggte er eine halbe Stunde und duschte dann erneut.
Als er sich einen Kaffee zubereiten wollte, stellte er fest, dass die Dose leer war. Aus einer Ecke seines Küchenschrankes wühlte er ein Glas mit abgelaufenem Pulverkaffee hervor. Die Verpackung versprach ein junges und modernes Geschmackserlebnis. Teever empfand das Aroma als unecht. Immerhin war die Milch von glücklichen Kühen. Natürlich. Bio.
Das erste Mal seit Tagen dachte er wieder an die grauen Herren und TAG. Eine Entscheidung hatte er immer noch nicht getroffen. Vielleicht sollte er seinen Freund, den Erpel, fragen, der im Sonnenlicht auf dem Fluss paddelte.
Auf der Abtropffläche der Spüle waren Kalkflecken. Mit einem Schwamm zog er fest und gleichmäßig über das geriffelte Metall. Mit zunehmendem Alter ertappte Teever sich dabei, Dinge so zu tun, wie sein Vater es immer gemacht hatte. Brote auf einem Brett in exakte Stücke zu schneiden. Räuspern zum Verdecken von Pupsen zu missbrauchen. Geschenkpapier wieder zu verwenden. Er war sich nicht sicher, ob er das Gefühl, diese Momente des Erinnerns, hasste oder sie als normale Entwicklung akzeptierte.
Er schaltete das Radio ein. Erst Musik, dann wieder eines dieser nervtötenden Gewinnspiele. Bevor er abschaltete, hörte er noch, wie der Moderator erklärte, dass das geheimnisvolle Geräusch geknackt
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