Onkel Schwein (German Edition)
damals seinen richtigen Namen natürlich nicht genannt. So gesehen hätte es seiner Drohung gar nicht bedurft.“
„Hat sie nach ihm gesucht?“
„Das habe ich Eva auch gefragt. Sie hat geantwortet, dass sie nicht wusste wo.“
„Ich hätte in der Bar angefangen, wo sie sich kennengelernt haben.“
„Selbst wenn er da erneut hingegangen wäre: Die Bar hat kurz darauf dichtgemacht.“
Sie verzog nachdenklich den Mund und trommelte auf dem Tisch. „Aber über das Buch…“ Teever sah, wie Lisa nachdachte.
„Beide wussten gar nichts von den Büchern. Es war nur ein weiterer Zufall, dass Kent eines mitgenommen hatte. Ganz banal: Er brauchte ein Geburtstagsgeschenk und hatte das Buch eingesteckt, weil es so ungelesen aussah und ihm das Titelbild gefiel.“
Lisa schüttelte ungläubig den Kopf.
„Kent ist also noch mal nach Backen gefahren. Vorher hat er sich etwas Mut angetrunken. Doch Waldén liegt nicht mehr im Garten. Die Haustür ist nicht abgeschlossen. Kent, mutig vom Schnaps, geht rein. Und sieht Waldén, wie er vor dem PC sitzt und wichst. Anhand von Fotos kleiner Kinder. Alles kommt wieder hoch. Bilder entstehen vor seinem inneren Auge. Zum Mut vom Wodka kommt jetzt der Hass. In Kent entwickelt sich etwas. Eine böse Kraft. Jemand soll bezahlen. Am besten einer wie der Typ am PC.“ Teever erinnerte sich an einen Satz von Kent, den er ihm gegenüber vor Jahren einmal auf die Frage, warum er denn stehlen und schlagen würde, gesagt hatte: „Wenn ich jemanden verprügele oder etwas klaue, dann ist das für mich so, als ob ich zur Tankstelle fahre und meinem Selbstbewusstsein Benzin gebe.“
„Er wollte auftanken?“ fragte Lisa zweifelnd.
„Ein bisschen getankt hatte er ja schon. Außerdem war er über Borg verärgert. Der hatte sich auf der Rückfahrt verplappert, sodass Kent gemerkt hatte, dass sein angeblicher Freund eine Menge Geld bei Waldén gefunden und vor allem nicht mit ihm geteilt hatte. Das führte auch dazu, dass Kent Borg ohne schlechtes Gewissenhat in der Haft schmoren lassen können. Er dachte, bei Waldén sei vielleicht noch mehr zu holen. Und er schien ihm ein leichtes Opfer. Allein war Kent eigentlich immer weniger mutig. Die Clique gab ihm Kraft. Doch jetzt war er zumindest betrunken. Das hilft immer. Und er erwischt Waldén mit heruntergelassener Hose. Doch der alte Mann reagierte schneller als erwartet und kaltblütig. Wahrscheinlich geilte es ihn sogar auf, mit erigiertem Penis überrascht zu werden. Was für ein Bild.“
Teever stockte und schien sich die Situation vorzustellen. Lisa machte einen Ausdruck des Abscheus. Teever dachte daran, als Ellen ihn so gesehen hatte.
„Der Alte ist also gar nicht so blau, wie Kent denkt“, fuhr Teever fort. „Ganz im Gegenteil erkennt er Kent sogar.“
„Was? Wie das?“
„Es wird ja noch besser. Der alte Waldén trägt zwar keine Unterhose, aber eine Schirmmütze. Und plötzlich kann sich auch Kent an den Mann erinnern. Er hat ihn ein paar Mal in einem Auto vor dem Haus seiner Eltern gesehen. Wenn sein Vater nicht da war und er seine Mutter um Geld anpumpen konnte. Die Mütze war es, die die Erinnerung brachte. Die hatte er im Auto auch getragen.“
„Warum trägt jemand eine Mütze, während er sich vor dem Computer befriedigt?“ fragte Lisa zweifelnd.
Teever zuckte mit den Schultern.
Viel wichtiger war doch die Frage, was Waldén vor dem Haus der Axelssons gemacht hatte.
„Kent spricht Waldén also darauf an. Der, überrumpelt von der Situation, zieht endlich seine Hose wieder an und quatscht, angetrunken wie er ist, drauf los. Dass er Kents Mutter gefickt habe und auch ihn. Und darüber ein geiles Buch geschrieben hätte. Ob Kent es kaufen möchte, hat er die Frechheit zu fragen.“
„Und da rastet Kent endgültig aus?“
„So in etwa. Ich glaube, ich würde mich nach so einer Geschichte auch rächen wollen. Nachdem Waldén auch noch geprahlt hat, Kents Mutter über die Jahre immer wieder beobachtet zu haben, weil er an einer Fortsetzung arbeitet, schlägt Kent zu. Waldén fällt unglücklich mit der Stirn gegen den Schrank. Kent denkt, dass er ihn umgebracht hat und wird schlagartig nüchtern. Was nun? Er ist kein kaltblütiger Mörder. Eher eine arme Sau. Abhauen? Die Leiche beseitigen? Seine Fantasie verlässt ihn. Er bekommt Angst. Freddy kann er nicht erreichen und es wäre wohl auch nicht so schlau, ihm zu verraten, dass er erneut nach Backen gefahren war.Er erinnert sich an die einzige Person, die immer
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