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Onkel Schwein (German Edition)

Onkel Schwein (German Edition)

Titel: Onkel Schwein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frans Brood
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9. November: Teodor
    Torbjörn Teevers Stimmung war in Dezibel und an seiner Tankanzeige abzulesen. Er fuhr am Rande des Tempolimits und sang dazu im Takt der Schäden des Asphalts.
    Normalerweise fuhr er vernünftig und sang fast nie. Auf keinen Fall vor Menschen. Er sang falsch und laut und wenn man ihn richtig ärgern wollte, lud man ihn zu einer Karaoke-Veranstaltung ein, einer dieser ihm unverständlichen Trends aus Japan. Wie Sushi-Essen. Allerdings gab es kaum jemanden, der ihn hätte einladen wollen. Teever hatte nur wenige Freunde. Aber selbst wenn ihm das bewusst war, spielte es in diesem Moment keine Rolle. Er war ungewöhnlich guter Laune.
    Auch Freddy Borg trällerte vor sich hin. Das große Gesangstalent seiner Vorfahren war an Freddy Borg zwar fast spurlos vorbeigegangen, doch auf seine Weise hatte er es trotzdem zu einem kleinen Kinderstar geschafft.
    Sein Großvater war mit schwedischen Volksliedern im ganzen Land aufgetreten und als Reichsspielmann mit der von dem Maler Anders Zorn entworfenen Plakette, die jeder „Riksspelman“ früher als Zeichen seiner Kunstfertigkeit verliehen bekommen hatte, ausgezeichnet worden. Ihr Ehrenplatz war jahrelang die antike Anrichte in der guten Stube der windschiefen småländischen Kate gewesen, bis Freddys Vater es für angemessen hielt, die Plakette in einem Gasthof bei Örebro gegen zwei Flaschen Aquavit und einen Räucherschinken einzutauschen. Freddys Vater hatte seinen Lebensunterhalt damit verdient, als einfacher Musikant von Kneipe zu Kneipe zu ziehen und mit Liedern von Bellmann oder Bob Dylan sein Brot oder seinen Schnaps zu verdienen. Irgendwann war das ganze Haus, der Familienbesitz seit Generationen, versoffen und so musste die Familie Borg die Kate gegen eine Wohnung in einem schmucklosen Mehrfamilienhaus tauschen. Mit billigen Drucken an den Wänden, Flickenteppichen, schlichten Möbeln und einer wunderhübschen Eichenanrichte voller Hochprozentigem.
    Freddys Talent war weit weniger musisch als das seines Großvaters, aber ähnlich lukrativ. Er bestahl andere Leute. Angefangen hatte es mit Spielzeug aller Art, doch bald spezialisierte er sich auf Autos. Sein erster Coup war ein Ferrari seines Freundes Filip geworden, der sich über sein Geburtstagsgeschenk aus rotem Metall, mit abnehmbaren Gummireifen und beweglichen Türen nur einenNachmittag lang hatte freuen dürfen. Da war Freddy 5 oder 6 Jahre alt gewesen.
    Filips Mama hatte mit ihm und seiner Mutter geschimpft, doch es gab keine Beweise. Freddy war vorsichtig. Den Ferrari hatte er in seinem verkommenen Zimmer versteckt, um das sie sich, wie um ihren Sohn, nur sporadisch kümmerte. Dort, im Dunkeln unter seiner Decke, gewann er heimlich Rennen und war ein umjubelter Formel 1-Champion – und Meisterdieb. Die Tracht Prügel hatte Freddy trotzdem erhalten, diese Zuwendung schenkte ihm seine Mutter immerhin, doch die Schläge waren ohne Beweis seines Diebstahls weniger heftig ausgefallen. Fast gleichgültig oder weil es galt, eine Erwartung zu erfüllen.
    Das Auto blieb noch lange sein größter Schatz. Heimlich, obwohl seine Sorge unbegründet war; wirklich interessiert schien seine Mutter an der ganzen Angelegenheit sowieso nicht und es war fraglich, ob sie im Alkoholrausch überhaupt etwas mitbekommen hatte. Freddys Mutter vergaß schnell und saß meistens vor dem Fernseher, auf dem Tisch eine Flasche billigen Wodka und Dosenbier. Die Hausarbeit wurde zuerst von seinem Vater erledigt und als der die Schnauze voll hatte und von einem Tag zum anderen verschwunden war, von seinem großen Bruder Pelle.
    Vor ein paar Jahren hatte Freddy den roten Wagen in einer Kiste mit anderen Erinnerungsstücken wiedergefunden und auf dem Flohmarkt verkauft. Sentimentalität war keiner seiner Hauptcharakterzüge. Das hatte er von seinen Vorfahren.
    Jetzt, nach fast zwanzig Jahren, war Freddy nicht mehr mit Filip befreundet, aber Autos stahl er immer noch. Nur dass sie ein wenig größer waren und die Besitzer, wenn sie den Diebstahl bemerkten, nicht heulten und zur Mama liefen, sondern zur Polizei. Die hatte Freddy Borg nicht immer, aber doch gelegentlich erwischt und so war er in den Genuss aller möglichen Strafen gekommen. Von einer Ermahnung über ein paar Wochen Sozialarbeit zu einer Bewährungsstrafe und zuletzt acht Monaten Gefängnis hatte Freddy die ganze Bandbreite der schwedischen Rechtsprechung kennenlernen dürfen. Er sei ein „hoffnungsloser Fall“ hatte der letzte Richter, ein der Situation

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