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Onkel Toms Hütte

Titel: Onkel Toms Hütte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beecher-Stowe Harriet
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du's?« sagte sein Herr und gab ihm die Hand, »wie geht es dir, mein Junge?«, während Adolf mit größter Zungenfertigkeit eine Stegreifrede vom Stapel ließ, die er schon seit vierzehn Tagen auf das sorgfältigste vorbereitet hatte.
    »Schon gut, schon gut«, wehrte St. Clare mit seinem üblichen amüsierten und spöttischen Ausdruck ab. »Das geht ja wie am Schnürchen, Adolf. Sieh, daß sie das Gepäck gut hereintragen. Ich werde gleich die Leute begrüßen«, und damit begleitete er Miß Ophelia über die Veranda zu einem großen Wohnzimmer.
    Während dies geschah, war Eva wie ein Vogel durch das Tor und das Wohnzimmer in ein kleines Boudoir geflogen, das ebenfalls auf die Veranda führte.
    Eine große, dunkeläugige, bleiche Dame richtete sich halb von ihrem Ruhelager auf.
    »Mama!« sagte Eva und warf sich ihr leidenschaftlich um den Hals, sie immer aufs neue umarmend.
    »Na, na – nimm dich in acht, Kind – damit ich kein Kopfweh bekomme!«, sagte die Mutter, nachdem sie das Kind matt geküßt hatte.
    Dann kam St. Clare herein, umarmte seine Frau nach Art eines treuen, altmodischen Ehemannes und stellte ihr hierauf nur Ophelia vor. Marie schlug nicht ohne Neugier ihre großen Augen zu der Kusine auf und begrüßte sie mit müder Höflichkeit. Zahlreiche Diener drängten jetzt zur Tür herein, darunter eine Mulattin in reiferen Jahren, von sehr ehrbarem Äußeren, die vor Freude und Erwartung zitterte.
    »Ach, da ist Mammy!« sagte Eva und flog durch das Zimmer, sie warf sich der Mulattin in die Arme und küßte sie wiederholt.
    Diese Frau erklärte nicht, daß ihr Kopf schmerze, sondern im Gegenteil, sie herzte das Kind und lachte und weinte, als sei sie rein von Sinnen, bis Eva sich freimachte und nun von einem zum anderen sprang und so viele Hände schüttelte und Küsse austeilte, daß Miß Ophelia hinterher erklärte, ihr sei beinahe schlecht geworden.
    »Wahrhaftig«, sagte Miß Ophelia, »ihr Kinder des Südens bringt allerhand fertig.«
    »Und das wäre?« fragte St. Clare.
    »Nun, ich will gewiß auch zu jedem freundlich sein und niemandem zu nahe treten. Aber was das Küssen angeht – «
    »Bei Niggern hört es auf, was?«
    »Ja, in der Tat. Wie bringt sie das bloß fertig?«
    St. Clare trat lachend auf den Flur. »Hallo, was ist hier los? Ihr alle – Mammy, Jimmy, Polly, Sucky – freut ihr euch, daß euer Herr wieder da ist?« sprach er, als er händeschüttelnd von einem zum anderen ging. »Nehmt die Kleinen in acht«, setzte er hinzu, als er über einen kleinen, schwarzen Bengel stolperte, der auf allen vieren entlangkroch. »Sollte ich versehentlich jemand getreten haben, mag er sich melden.«
    Als St. Clare nun gar kleine Münzen unter die Anwesenden verteilte, da wollten das Gelächter und die Segenswünsche kein Ende nehmen.
    »So, nun verschwindet alle miteinander«, sagte er, und die ganze Gesellschaft, hell und dunkel, entfernte sich durch die Tür auf die große Veranda, gefolgt von Eva, die eine große Tasche trug, die sie unterwegs auf der Heimfahrt mit Äpfeln und Nüssen, Bonbons und bunten Bändern, mit Spitzen und allerhand Spielsachen gefüllt hatte.
    Als St. Clare sich zum Gehen wandte, fiel sein Blick auf Tom, der unten stand und unruhig von einem Fuß auf den anderen trat, während Adolf, nachlässig gegen das Geländer gelehnt, ihn durch ein Opernglas betrachtete; seine herablassende Miene hätte jedem Stutzer zur Ehre gereicht.
    »Weg damit, du Affe«, sagte sein Herr und schlug ihm das Glas herunter: »Ist das eine Art, deinesgleichen zu behandeln? Mir scheint, Dolf«, setzte er hinzu und legte prüfend seine Finger auf die elegant gemusterte Seidenweste, in der Adolf prunkte, »mir scheint, das ist meine Weste.«
    »Oh, Herr, diese Weste war voller Weinflecke! Der Herr konnte eine solche Weste doch nicht länger tragen! Ich dachte, ich könnte sie nehmen. Für einen armen Niggerknaben reicht sie noch.«
    Und Adolf warf seinen Kopf zurück und fuhr mit zierlichen Fingern durch sein parfümiertes Haar.
    »So, so«, sagte St. Clare. Er war nicht entrüstet. »Also jetzt führe ich Tom seiner Herrin vor, und du nimmst ihn dann mit in die Küche, aber wehe, wenn du dich noch weiter aufspielst! Er ist zweimal soviel wert wie ein Affe wie du.«
    »Der Herr muß immer spaßen«, sagte Adolf lachend. »Ich bin entzückt, daß der Herr so guter Dinge ist.«
    »Komm, Tom«, rief St. Clare und winkte ihm.
    Tom kam ins Zimmer herein. Er blickte verwirrt auf die samtenen Teppiche

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