Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Optimum - Kalte Spuren

Optimum - Kalte Spuren

Titel: Optimum - Kalte Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Bicker
Vom Netzwerk:
»Wenn du stürzen solltest, fange ich dich auf«, flüsterte er Rica ins Ohr. Sein Atem kitzelte sie am Hals, ein seltsames, kribbliges Gefühl, und Rica musste kichern. Im nächsten Moment fing sie einen Blick von Saskia auf, der einen ganzen See zum Gefrieren bringen konnte. Rica versuchte sich an einem Lächeln, aber Saskia wandte sich nur angewidert von ihr ab.
    Bis sie das Frühstücksgeschirr weggespült, alle Skiausrüstungen eingesammelt und sich umgezogen hatten, hatte sich der trübe Morgennebel verzogen. Die Schneefelder lagen in strahlendem Sonnenschein und glitzerten einladend. Rica musste zugeben, dass es sehr hübsch aussah.
    Während Herr Muhlmann mit den erfahreneren Skiläufern eine anspruchsvollere Piste suchte und Frau Friebe die wenigen Schüler, die sich an Langlauf versuchen wollten, auf einen Pfad scheuchte, zogen die Anfänger mit Herrn Röhling los. Es waren hauptsächlich jüngere Schüler, Rica stellte wohl überrascht fest, dass sich auch Robin und Nathan der Gruppe anschlossen, gefolgt von Saskia.
    »Ich dachte, du könntest schon Ski laufen«, wandte sie sich an Robin. »Du hast doch gesagt …«
    »… dass ich dich auffangen will, ja.« Er grinste. »Aber das kann ich ja wohl schlecht, wenn ich auf einer ganz anderen Piste bin als du. Also muss ich wohl den Kinderhang mitfahren.«
    Rica zog fragend die Augenbrauen hoch, doch Robin verriet mit keiner Miene, ob er das ernst gemeint hatte. Trotzdem musste sie lächeln.
    »Und du?« Rica wandte sich zu Nathan um, und im selben Moment verdüsterte sich Robins Gesicht wieder merklich. Rica verspürte einen kleinen Anflug schlechten Gewissens, schüttelte ihn aber gleich darauf ab. Robin sollte sich nicht so anstellen. Sie würde doch wohl mit einem anderen Jungen reden dürfen.
    »Ich kann wirklich nicht Ski laufen«, gab Nathan zu. »Hatte bisher nie die Gelegenheit, es zu lernen.«
    Robin gab ein Geräusch von sich, das irgendwo zwischen einem abfälligen Schnauben und einem Lachen anzusiedeln war, aber Nathan ignorierte ihn vollkommen. Rica verdrehte die Augen und griff nach Robins Hand, um sie kurz zu drücken.
    »Vergiss nicht, dass du mich auffangen wolltest«, meinte sie mit einem Augenzwinkern. Er sah ein wenig besänftigt aus und gestattete sich sogar ein kleines Lächeln in Nathans Richtung.
    Der Vormittag verging wie im Flug. Rica fand es zunächst sehr ungewohnt, auf Skiern zu stehen, aber nach einiger Zeit gewöhnte sie sich daran, und dann begann es sogar, ein wenig Spaß zu machen. Nicht ganz so viel Spaß, wie sie das erste Mal an einer Kletterwand gehabt hatte, doch sie mochte den Fahrtwind im Gesicht und die vorbeiflitzende Landschaft. Zu ihrem Bedauern stürzte sie kaum, und die paar Male war Robin weit und breit nicht zu sehen, um sie aufzufangen.
    Als sie sich mit Herrn Röhling und den restlichen Skianfängern auf den Weg zurück zur Hütte machte, um zu Mittag zu essen, war sie außer Atem und ihre Wangen waren gerötet. Jetzt endlich waren sowohl Robin als auch Nathan an ihrer Seite, beide voller Lob über ihre ersten Fahrversuche.
    Rica lachte viel, bewarf die beiden mit Schnee und startete damit eine wilde Verfolgungsjagd, die damit endete, dass sie übereinander durch den Schnee rollten und sich gegenseitig die Mützen vom Kopf rissen wie kleine Kinder. Die jüngeren Schüler sahen mit urkomisch ernsthaften Mienen auf sie herab, als würde ihnen nie einfallen, so etwas Albernes zu veranstalten. Das brachte Rica nur noch mehr zum Lachen. Es ging ihr gut. Sie konnte sich nicht daran erinnern, wann sie das letzte Mal so unbeschwert gewesen war. Dass das Mittagessen fürchterlich versalzen war, konnte ihre Laune da auch nicht verderben. Sie saß zwischen Robin und Eliza, hörte sich die Beschwerden der anderen Schüler an und musste immer wieder lachen.
    »Ich glaube, die Bergluft ist dir zu Kopf gestiegen«, meinte Eliza, warf dabei aber einen bedeutungsvollen Blick in Robins Richtung. Rica tat so, als habe sie ihn nicht gesehen.
    Jemand anderes jedoch hatte ihn durchaus gesehen. Wieder fing Rica einen Blick von Saskia auf, der zu sagen schien, dass die andere sie am liebsten tot sehen würde. Rica schauderte, und ein wenig von ihrer guten Laune verschwand augenblicklich. Ich muss Robin unbedingt mal fragen, was zwischen ihnen beiden eigentlich vorgefallen ist, dachte sie, obwohl sie schon eine sehr gute Vorstellung davon hatte. Das wiederum versetzte ihr dann doch einen kleinen Stich der Eifersucht.
    Schweigend

Weitere Kostenlose Bücher