Outback
in Berlin und knipsen den Fernsehturm.“
In luftiger Höhe bestaunten sie die Aussicht. Schiffe fuhren auf dem Strom, die Skyline der Stadt erstreckte sich vor ihnen, um sie herum und reichte bis zum Horizont.
Ein Touristenpaar stellte sich nahe bei ihnen an die flache Mauer und schaute ebenfalls auf den Fluss hinab. Ricky sah zu ihnen und dachte bei sich: ‚Das sind doch auch Europäer, vielleicht sogar Deutsche.‘
„Das ist scheen hier, Ernst, nu gugge doch mal.“ Die Frau mit einer riesigen Handtasche rüttelte ihren Mann am Arm. Ricky musste grinsen und stieß Oliver an.
Der Mann, noch korpulenter als die Frau, mit einer Glatze, die ein spärlicher Haarkranz umgab, wischte sich mit einem Tuch über das hochrote Gesicht. Unter den Achseln schimmerten große Schweißflecken auf dem Hemd. „Ja doch, Friede! Wenn es nur nicht so heiß wäre. Und dann noch der Aufstieg ...“
Ricky zeigte nach unten. „Toll, was?“, fragte sie und schmiegte sich an Oliver. Er antwortete nicht, nickte nur und Minuten später sagte sie: „Bangkok wirkt riesig, die Stadt scheint gar kein Zentrum zu besitzen. Die Hochhäuser reichen in jede Richtung so weit, sie sind nicht wie in Berlin oder Frankfurt auf ein bestimmtes Gebiet beschränkt.“
„Stimmt.“ Dann sagte Oliver plötzlich: „Ich muss nächsten Monat für eine Fototour fünf Tage nach Australien. Meine Chefin sagt, ich kann maximal zwei Personen mitnehmen, hast du Lust?“
„Was?“, fragte Ricky überrascht. „Australien?“ Sie betonte das Wort so, als sagte sie ‚Jupiter?‘
„Australien“, erwiderte Oliver einfach. „Das ist doch nicht weit von hier entfernt. Wir sind hier in Thailand, schon vergessen? Von hier fliegt man fünf oder sechs Stunden bis zum roten Kontinent, bis zur Westküste nach Perth.“
„Hm, ja, stimmt sicher. Es war nur der erste Gedanke. Wenn man in Deutschland an Australien denkt, sieht man die andere Seite der Erde vor sich, inclusive dreißig Stunden Flug und einer Anreise voller Strapazen über zwei Tage lang. Von hier aus ist es ja ein Katzensprung.“
Oliver lachte. „Wenn du es so siehst, ja.“
„Lust hätte ich schon, mit dir zusammen hinzufliegen. Koalas, Kängurus, Ayers Rock und Hitze, ah, jetzt verstehe ich! Da passt mein Traum super, das meinst du mit Vorahnung. Ja, das ist echt seltsam. Es passt aber nur, wenn ich mitkomme.“ Sie schüttelte verwundert den Kopf und sah versonnen in die Ferne. „Aber nächsten Monat schon? Ist das nicht etwas kurzfristig, um Urlaub zu beantragen?“
Oliver schaute sie an, sein schulterlanges blondes Haar bewegte sich im leichten Wind und eine Strähne wehte ihm ins Auge. Er strich sie beiseite und bemerkte, wie die japanischen Touristen ihn begeistert anstarrten und die Kameras erhoben hatten. Mit einem leichten Seufzen nickte er ihnen zu und erlaubte weitere Fotos von sich. Als Model war er es gewöhnt, vor der Kamera zu stehen.
„Wieso kurzfristig?“, fragte er dann. „Machst du dringende Termingeschäfte?“
„Nee.“
„Na also, dann geh doch zu deinem Chef und frage ihn. Ich muss morgen Mittag Bescheid geben, bis dahin musst du ihn gefragt haben. Es ist wieder eine Werbekampagne für Fan Haarwasser und –wäsche. Die Firma hat den Werbeetat aufgestockt und will mit den Spots den australischen Markt erobern – mit mir als Hauptmodel der Fan-Kampagne. Und weißt du was?“ Er lächelte Ricarda an und erhielt einen aufmerksamen Blick zurück. „Master Pic und Eyleen sind auch wieder mit dabei, du würdest also alte Bekannte treffen.“
„Oh, schön. John fand ich sehr sympathisch und unser gemeinsamer Ausflug in den Khao Yai Nationalpark war ein wundervolles Erlebnis. Wenn ich nur an die Hängebrücke denke, läuft mir schon eine Gänsehaut den Rücken runter.“ Sie schüttelte sich. „Aber ich will das erst mit Naree besprechen und hören, was sie darüber denkt. Dann frage ich Herrn Wattanaprusek, falls ich mich fürs Mitkommen entscheide. Ich rufe dich morgen Mittag an, ja?“
„Super. Ich hoffe, du entscheidest dich dafür, mitzukommen und wenn dein Chef Schwierigkeiten macht, kann ich gern wieder mit ihm reden.“
Ricky lachte. „Nee, lass mal gut sein. Ich bin alt genug, für mich selber zu sprechen.“
Naree war eine Arbeitskollegin und Ricarda bereits eine sehr gute Freundin geworden. Sie hatte als Einzige zu ihr gestanden, als Sith, ihr Assistent, sie gemobbt und Stimmung gegen sie gemacht hatte. Gleich am nächsten Morgen sprach sie mit
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