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Pain - Bitter sollst du buessen

Pain - Bitter sollst du buessen

Titel: Pain - Bitter sollst du buessen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Blick wanderte von Davids Bild zu einem verblassten Farbfoto ihrer Familie. Sie stand bei ihrer Abschlussfeier an der UCLA in Talar und Doktorhut zwischen ihren lächelnden Eltern. Der Kopf ihres Bruders, Peter, war hinter der Schulter ihres Vaters zu sehen, er hatte das Gesicht von der Kamera abgewandt, trotzdem erkannte man seine finstere Miene. Er hatte es nicht einmal für nötig gehalten, seine Sonnenbrille abzusetzen, als wollte er damit kundtun, dass er im Grunde gar nicht dabei sein wollte, nicht die Absicht hatte, Sam zu ihrem Erfolg zu beglückwünschen oder sich gar mit ihr zu freuen. Ihre Eltern hingegen strahlten um die Wette. Beth war eine eifrige Verfechterin der Ehe gewesen und hätte ihre Tochter gern mit einem viel versprechenden Mann verheiratet gesehen.
    Der erfolgreiche David Ross war solch ein Mann.
    Ein Mann mit einer dunklen Seite.
    Ähnlich wie Jeremy Leeds. Sams Ex.
    Sie öffnete nun einen weiteren Brief und fragte sich, warum sie sich immer so sehr zu Kontrollfanatikern hingezogen fühlte.
    »Hey, Sam, hier ist noch einmal Dad«, vernahm sie die Stimme ihres Vaters. »Ich mache mir Sorgen um dich. Hab seit deinem Anruf aus Mexiko, als du versucht hast auszureisen, nichts mehr von dir gehört. Hoffentlich ist alles gut gegangen! Aber wie ich dich kenne, hast du es geschafft … Und wie geht es deinem Bein? Ruf mich an.«
    »Mach ich, Dad. Versprochen.«
    Es folgten noch weitere Anrufe mit guten Wünschen für ihre Genesung. Sie hörte sie alle an und schaute dabei ihre Rechnungen durch. Celia, ihre Freundin, die im Napa Valley als Grundschullehrerin tätig war, Linda, eine Zimmerkollegin aus Collegezeiten, die sich mit ihrem Mann, einem Polizisten, in Oregon niedergelassen hatte, Arla, eine Freundin, mit der sie seit der Grundschule Kontakt hielt – alle schienen irgendwie von ihrer Verletzung erfahren zu haben, und alle wollten gern zurückgerufen werden.
    »Toll, so beliebt zu sein«, bemerkte sie an den Kater gewandt, während die Empfangsdame ihres Zahnarztes sie an ihren Termin für die halbjährliche Zahnreinigung erinnerte. Der nächste Anruf kam vom Boucher Center, wo Sam ehrenamtlich mitarbeitete; die Sekretärin wies sie darauf hin, dass am kommenden Montag ihre nächste Sitzung fällig war.
    Sam griff nach dem letzten Umschlag – schlicht, weiß, geschäftsmäßig. Kein Absender. Ihr Name auf ein Etikett getippt. Sie schlitzte den Umschlag auf und zog ein einzelnes Blatt Papier heraus.
    Das Blut wollte ihr in den Adern gefrieren.
    Sie erblickte sich selbst. Ein PR -Foto, das sie vor mehreren Jahren hatte anfertigen lassen. Es war kopiert und dann entstellt worden. Das dunkelrote Haar umgab ihr Gesicht mit den hohen Wangenknochen, dem spitzen Kinn und dem anzüglichen Lächeln, doch dort, wo vorher grüne Augen mit dichten Wimpern geblitzt hatten, befanden sich jetzt nur unregelmäßige Löcher, als wären sie in aller Eile ausgestochen worden. Über ihre pfirsichfarbenen Lippen hatte jemand mit Rotstift ein einzelnes Wort gekritzelt: BEREUE .
    »O Gott.« Angewidert stieß sich Sam vom Schreibtisch ab. Einen Augenblick lang stockte ihr der Atem.
    Sie hörte ein scharrendes Geräusch auf der Veranda.
    Als hätte jemand sie durchs Fenster beobachtet und liefe jetzt davon. Eilige Schritte.
    Sie fuhr in ihrem Stuhl herum und humpelte zum Fenster, konnte in der Schwärze der Nacht jedoch nichts erkennen. Ihr Herz klopfte so heftig, dass das Ticken der Uhr kaum noch zu hören war. Während Sam noch durch die regennasse Scheibe blickte, spielte der Anrufbeantworter die nächste Nachricht ab.
    »Ich weiß, was du getan hast«, flüsterte eine leise Männerstimme.
    Sam wirbelte herum und starrte entsetzt auf das Gerät mit dem blinkenden roten Lämpchen.
    »Und du kommst nicht ungeschoren davon.« Die Stimme klang keineswegs grob, im Gegenteil, sie klang verführerisch, beinahe zärtlich, als würde der Anrufer sie persönlich kennen. »Du wirst für deine Sünden bezahlen müssen.«
    »Du Mistkerl!«
    Charon fauchte und sprang von der Fensterbank hinab.
    Der Anrufbeantworter klickte und schaltete sich aus. Die Wände des Hauses schienen sich ihr zu nähern, die düsteren Ecken wurden noch dunkler. Bildete sie es sich nur ein, oder vernahm sie tatsächlich Schritte im Garten?
    Sie atmete ein paar Mal tief durch und überprüfte dann sämtliche Schlösser und Riegel an den Türen und Fenstern. Es ist ein Scherz, beruhigte sie sich, nichts Bedrohliches. Dank ihres Berufs galt sie quasi als

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