Pakt des Bosen
seinen Ohrstöpsel erhielt. Die zwei Staatsmänner waren umringt von sechs Sicherheitsleuten. Gerling beobachtete von Sengen. Dieser wurde plötzlich blass.
âWas ist passiert?â, fragte der Kanzler besorgt.
âEs waren auch Regierungsbeamte am Denkmal, als die Bombe explodierte.â
âOh mein Gottâ¦â, flüsterte Gerling.
âDer Gesundheitsminister war auch hierâ, sagte Martin und sah den Kanzler bestürzt an. âMinister Schäfer ist tot.â
Der Kanzler schloss für einen kurzen Moment die Augen. Als er sie wieder öffnete, sah Martin, dass sie voller Tränen waren.
âLass uns zurückgehenâ, sagte der Kanzler leise.
Martin nickte und sie setzten sich in Bewegung.
âHerr Bundeskanzler! Herr Bundeskanzler!â, rief jemand und Gerling blieb stehen. Als er erkannte, wer gerufen hatte, bereute der Kanzler seine Entscheidung, hierher zu kommen. Es war Holger Fachner, der Journalist, der damals, als Gerling mit einer Schusswunde in der Brust in ein Krankenhaus gebracht wurde, den Rettungswagen verfolgt und dann live vor dem Krankenhaus die Story brutal ausgeschlachtet hatte.
âHerr Bundeskanzler. Was ist hier passiert?â
Gerling sah irritiert in die Kamera. Was für eine dumme Frage! Da der Kanzler die Frage nicht beantwortete, stellte Fachner die nächste. âWissen Sie schon, wer das war?â
Der Kanzler sah auf seine Uhr.
âHerr Fachner. Die Explosion ist erst fünfzehn Minuten her. Wie in aller Welt sollen wir jetzt schon wissen, wer das war?â
âEs gibt Meldungen, die besagen, dass es in Madrid, Paris und London ähnliche Anschläge gegeben haben soll. Was wissen Sie darüber?â
âGenau soviel wie Sieâ, gab der Kanzler knapp zurück und wandte sich zum Gehen.
âHerr Bundeskanzler!â, setzte Fachner nach. âEs heiÃt, dass der Gesundheitsminister bei diesem Anschlagâ¦â
Er kam nicht dazu, den Satz zu beenden, da Gerling herumwirbelte und sich dicht vor ihm aufbaute.
âHerr Fachnerâ, flüsterte der Kanzler, âwenn Sie auch nur einen Funken Anstand besitzen, dann behalten Sie diese Information für sich und sorgen so dafür, dass die Familie des Ministers das nicht über die Medien erfährt, sondern durch mich persönlich. Wenn nicht, dann haben Sie mich für den Rest Ihres Lebens zum Feind. Haben wir uns verstanden?â
Fachner schluckte. Dann nickte er.
Washington, DC, 14. Juni, 03.40 Uhr
John Patrick Ryan war sofort hellwach, als das abhörsichere Telefon läutete. Er setzte sich auf und hob den Hörer ab. âJa?â
âBlitzmeldung aus Europa. Vier Bombenanschläge. Betroffen sind Berlin, Paris, Madrid und London. Zahl der Toten noch unbekannt. In Deutschland ist die Bombe in der Nähe unserer Botschaft explodiert. Gott sei Dank wurde vom Personal niemand getötet. Zuerst dachten wir, der Anschlag gelte unserer Botschaft. Aber das war falsch. Er galt dem Holocaust-Mahnmal. Alle vier Bomben wurden gleichzeitig gezündet. Pro Bombe schätzungsweise zwanzig Kilo Sprengkraft. Alles deutet auf Al-Qaida hin.â
âScheiÃe! Alles klar, danke.â Fluchend legte Ryan den Hörer auf die Gabel. Der Sicherheitsberater des Präsidenten wusste um dessen Verhältnis zu Europa im Allgemeinen und zu Deutschland im Besonderen. Deshalb entschied er, sofort zu reagieren und nicht zu warten, bis das normale Briefing begann. Rasch zog er sich an und machte sich auf den Weg ins WeiÃe Haus.
Washington, DC, 14. Juni, 04.12 Uhr
Präsident Clifford hörte sich an, was sein Sicherheitsberater zu sagen hatte. Sein Gesicht war von Sorgenfalten durchzogen. Als Ryan geendet hatte, stand Clifford auf und ging im Oval Office auf und ab.
âAlles deutet auf Al-Qaida hin?â, vergewisserte er sich.
Ryan nickte bestätigend. âMehrere Ziele, zeitlich perfekt aufeinander abgestimmt. Hoher Wirkungsgrad.â
âTypisch für Al-Qaidaâ, meinte der Präsident. âAber warum in Deutschland und Frankreich? Das ergibt doch keinen Sinn.â
âWir können im Moment nur spekulieren. Aber ich bin sicher, dass demnächst ein Bekennerschreiben oder ein Video erscheinen wird. Vielleicht erfahren wir dann mehr.â
âOkay. Halten Sie mich auf dem Laufenden.â
Ryan verlieà das Büro. Präsident Clifford setzte sich an seinen Schreibtisch und griff zum
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