Pakt des Bosen
Calle de Lope de Vega zum Stehen, in unmittelbarer Nähe des Prado.
Berlin, 14. Juni, 09.00 Uhr
Die Explosion war verheerend. Noch im Kanzleramt, ungefähr eintausend Meter Luftlinie von ihrem Zentrum entfernt, erbebten die Fenster. Das Holocaust-Mahnmal wurde zwar nicht vollständig zerstört, dennoch waren die Auswirkungen der Explosion katastrophal und über hundert Menschen kamen ums Leben. Die meisten hatten gerade das Denkmal besichtigt oder sich in unmittelbarer Nähe davon aufgehalten. Es gab aber auch Opfer in den vorbeifahrenden Autos und benachbarten Gebäuden. Auch am Reichstag entstanden schwere Schäden.
Berlin, 14. Juni, 09.01 Uhr
Der Kanzler und die Minister sprangen auf, als sie die Explosion hörten. Wenige Augenblicke später kamen Personenschützer in das Büro gestürmt. Martin von Sengen, eigentlich Leiter der Abteilung Personenschutz des BKA, aber seit der Krise vor mehr als einem Jahr im persönlichen Beraterstab des Bundeskanzlers, eilte auf Gerling zu.
âWir müssen das Kanzleramt evakuieren. Sofort!â, rief er in das Kragenmikrofon und griff nach dem Arm des Kanzlers.
âWas genau ist passiert?â, wollte Gerling auf dem Weg nach drauÃen wissen.
Von Sengen sah sich gehetzt um.
âEine Bombenexplosion. Wo genau wissen wir noch nicht. Aber ganz in der Nähe â soviel ist sicherâ, antwortete er und schob den Kanzler nach drauÃen.
âWo bringst du mich hin?â, fragte Gerling.
âZum Hubschrauber!â
âNein!â
Martin von Sengen blieb stehen und sah den Kanzler verwirrt an. âWie, nein?â, fragte er.
âIch haue doch nicht einfach ab! Ich muss wissen, was passiert istâ, sagte Bundeskanzler Gerling bestimmt.
âHör mal, ich bin verantwortlich fürâ¦â, von Sengen beendete den Satz nicht. Stattdessen lauschte er konzentriert der Meldung, die durch seinen Ohrstöpsel drang. âOh mein Gottâ, flüsterte er.
âWas ist?â, fragte der Kanzler ungeduldig.
âDie haben das Holocaust-Mahnmal in die Luft gesprengt. Die Schäden sind enormâ, flüsterte von Sengen.
Gerling erstarrte. Schlagartig wurde ihm bewusst, dass sich die US-Botschaft in unmittelbarer Nähe befand.
âWie viele Tote?â, fragte er.
Von Sengen schüttelte den Kopf. âKeine Ahnung, wie viele da waren. Aber von denen hatte kaum einer eine Chance.â
âBring mich hin!â, forderte der Kanzler ihn auf.
Von Sengen blinzelte ungläubig.
âWohin?â, fragte er, obwohl er die Antwort kannte.
âZum Denkmal. Ich muss sehen, was passiert ist.â
âDas geht nicht! Wir haben keine Ahnung, ob es da sicher ist. Vielleicht gibt es noch mehr Bomben. Ich kann das nicht erlauben!â, sagte von Sengen entschieden.
âMartin, ich kann mich jetzt nicht verkriechen. Wenn es das ist, was wir glauben, dann werde ich mich nicht verkriechen!â Gerling sah von Sengen mit festem Blick an. âWenn du mich nicht hinbringst, dann finde ich jemanden anderes, der mich begleitet.â Der Kanzler setzte sich in Bewegung, ohne auf eine Antwort zu warten. Er wollte gerade das Büro verlassen, als Huber, der Kanzleramtschef, ihm entgegenstürzte.
âEs gab noch mehr Anschläge!â, rief er.
âOh Gott. Wo?â, fragte Gerling bestürzt.
âParis, London und Madrid!â
Huber sah den Kanzler merkwürdig an.
âWas ist?â, wollte dieser wissen.
âAlle Bomben, einschlieÃlich der in Berlin, explodierten exakt zur selben Zeit.â
âDas heiÃtâ¦â
Huber nickte. âGenau. Das heiÃt, dass die Anschläge zusammengehören. Sie wurden von denselben Attentätern geplant und ausgeübt.â
âWie damals in New Yorkâ, flüsterte Gerling.
Berlin, 14. Juni, 09.12 Uhr
Fassungslos starrte Gerling auf das Trümmerfeld, das einmal die Westseite des Holocaust-Mahnmals gewesen war. Ãberall rannten Einsatzkräfte umher. Die Feuerwehrmänner hatten reichlich zu tun, da es aufgrund der Explosion an einigen Stellen brannte. Die Sanitäter jedoch konnten sich lediglich um Passanten kümmern, die unter Schock standen. Ãberlebende an dieser Stelle gab es kaum. Die Luft war verqualmt und es stank nach verbranntem Fleisch. Dem Kanzler wurde schlecht. Martin von Sengen, der neben ihm stand, hielt sich das rechte Ohr zu. Ein Zeichen dafür, dass er Informationen über
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