Pakt des Bosen
und bog links ab, weil sich in dieser SeitenstraÃe angeblich eine Imbissbude befand. Aus den Augenwinkeln bemerkte er einen Lieferwagen der Firma UPS. Er blieb stehen und sah dem Fahrzeug nach. Plötzlich stellten sich ihm die Nackenhaare auf. Er vergaà seinen Hunger und lief dem Wagen nach. Es war sein Glück, dass der Fahrer nicht sehr schnell fuhr, weil dieser eine bestimmte Hausnummer suchte. Als er das richtige Haus gefunden hatte, stellte er den Warnblinker und stieg aus dem Fahrzeug. Er wollte gerade die hintere Tür öffnen, als er sah, dass ein Mann schreiend auf ihn zulief. Irritiert hielt er mitten in der Bewegung inne und schaute den Mann entgeistert an.
Schnaufend kam Voges zum Stehen, zückte seinen Dienstausweis und hielt ihn dem Fahrer unter die Nase.
âVoges, BKAâ, keuchte er und stützte sich am Lieferwagen ab.
Besorgt sah der Fahrer ihn an.
âAlles klar mit Ihnen?â, wollte er wissen.
âAlles klar. Zuviel Schreibtischarbeit, zu wenig Sport. Ist das hier ein ganz normaler Wagen von UPS? Ich meine, sehen alle Lieferwagen so aus wie dieser?â
âJa, klarâ, meinte der Fahrer.
Voges stellte ihm noch eine Frage, dann rannte er wie der Teufel zurück zum Bürogebäude. Kopfschüttelnd sah ihm der Fahrer hinterher.
Berlin, 14. Juni, 12.55 Uhr
Voges hatte die Teammitglieder wieder zusammengerufen und alle hatten sich im Besprechungsraum eingefunden. Er betätigte den Videorekorder und sah sich um.
âSchaut euch noch mal das Video an und sagt mir, was euch an dem Fahrzeug auffälltâ, bat er die anderen und drückte auf die Starttaste. Das Video zeigte wieder den Lieferwagen, der langsam die StraÃe entlangfuhr und dann zum Stehen kam.
Er drückte auf die Pausetaste.
âUnd?â, fragte er, erntete aber nur verwirrte Blicke. âWas seht ihr?â, hakte er nach.
âEinen Lieferwagen von UPSâ, meinte einer.
âEinen stinknormalen Lieferwagen von UPSâ, ergänzte ein anderer. Voges sah ihn nachdenklich an. Dann verteilte er Farbkopien, die er vor Beginn der Besprechung erstellt hatte. Sie zeigten einen Lieferwagen von UPS.
âFällt euch irgendetwas auf?â, fragte er in die Runde.
Die anderen verglichen die Kopie mit dem Standbild. Einige schüttelten den Kopf.
âHe!â, sagte einer. âDer Lieferwagen mit der Bombe hatte eine Antenne. Der auf der Kopie nicht!â
Voges lächelte und nickte.
âGenau. Kein einziger Lieferwagen von UPS hat eine Antenne. Die brauchen keine Antennen. Warum also hat dieser hier eine? Und was wir jetzt unbedingt wissen müssen: Wie sahen die Fahrzeuge in Paris, Madrid und London aus?â
Berlin, 14. Juni, 13.45 Uhr
Martin von Sengen erhielt kurzfristig einen Termin beim Kanzler. Dies war nicht unbedingt ungewöhnlich. Bemerkenswert war die Dringlichkeit, mit der von Sengen um diesen Termin bat.
âMartin, was kann ich für dich tun?â, fragte Gerling, nachdem sich die beiden gesetzt hatten.
âDie Anti-Terror-Abteilung verfolgt eine interessante Spur. Nur ist sie auf die Hilfe der Franzosen, Engländer und Spanier angewiesen. Aber aus irgendwelchen Gründen lassen die uns auflaufenâ, erklärte von Sengen.
âDas heiÃt, ihr bekommt die Informationen nicht?â, fragte der Kanzler erstaunt nach.
Von Sengen nickte. âRichtig. Die Franzosen sagen, sie müssen erst alle Hinweise auswerten. Die Spanier sagen etwas Ãhnliches und die Engländer sagen gar nichts.â
Fassungslos schüttelte Gerling den Kopf. âDie lernen es einfach nichtâ, murmelte er. Dann sah er von Sengen an. âIch kümmere mich darum. Du hörst so schnell wie möglich von mir.â
Es kostete den Kanzler drei Anrufe und fünfzig Minuten Zeit, dann trafen die nötigen Informationen ein.
Berlin, 14. Juni, 15.15 Uhr
âOkay. Hier ist der Lieferwagen aus Paris.â Voges legte drei Kopien auf den Schreibtisch. âHier der aus Madrid und hier der aus London. Und hier unser Berliner Exemplar. Was sehen wir?â
Es war eindeutig. Alle vier Lieferwagen, die genau wie in Berlin von Ãberwachungskameras aufgenommen worden waren, hatten auf dem Dach eine Antenne. Diese waren aber laut UPS unnötig und deshalb bei keinem ihrer Fahrzeuge vorhanden.
âJetzt müssen wir herausfinden, welchen Zweck diese Antennen hatten. Dienten sie der Kommunikation, waren sie Teil des Auslösers,
Weitere Kostenlose Bücher