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Paloma

Paloma

Titel: Paloma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Dannenmann
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mit dem elend harten, ausgedörrten Boden abgeschunden hatte, bis sich die Innenhaut seiner Hände blasig aufwarf. Er dachte an Salvador und an diejenigen, die ebenfalls zu jener Zeit gehörten, und es kam ihm so vor, als ob es nicht die unwichtigste Zeit in seinem Leben gewesen war.
    Nicht lange danach kam Bobby mit den Kindern vom Strand zurück. In Badeanzügen und mit nassen Haaren. Die Kinder stürzten halb verdurstet ins Haus und an den Kühlschrank. Bobby setzte sich zu ihm und Philipp schenkte ihr ebenfalls ein Glas Wein ein.
    „Tut gut, wieder hier zu sein, was?“, sagte sie und strich sich die nassen Haare zurück.
    „Tut gut. Ja. Ich kann dir nicht sagen wie sehr.“
    „Wie geht es Karen?“
    „Karen? Ach so, ja. Ich war im Moment ganz woanders.“
    „Lass uns jetzt nicht damit anfangen, WEISST DU NOCH, DAMALS? Bitte Philipp.“
    „Okay. Obwohl mir im Moment danach wirklich zumute ist.“
    „Das seh ich dir an. Aber jetzt, wo du dich endlich dazu aufgerafft hast, Karen herzubringen, lass besser die alten Geschichten. Schon Karen zuliebe.“
    Philipp war klar, worauf Bobby anspielte. Dabei grenzte er nicht nur Karens wegen sondern auch sich selbst zuliebe ohnehin manches in seiner Erinnerung aus. „Du hast Recht, manchmal bin ich ein sentimentaler alter Esel.“
    „Komm mit runter an den Strand, du alter Esel. Das Wasser ist herrlich. Und der Strand ist wunderbar leer. Zum Glück.“
    „Gott sei Dank. Aber ich warte besser auf Karen.“
    Danach schwiegen sie. Die Zikaden sangen, die Luft war voll vom Geruch nach trockener, staubiger Erde, jedoch mischte sich eine leichte Brise vom Wasser her in den Geruch. Philipp erkannte ihn wieder, den typischen Sommergeruch auf der Insel, den er schon fast vergessen hatte. Allein dafür, sagte er sich, müsste er Bobby dankbar sein, dass sie so hartnäckig darauf bestanden hatte, dass er über seinen Schatten sprang. Gute, alte Bobby. Immer und all die Jahre lang hatte sie sich nie wirklich von ihm entfernt, war sie eine Art Fixpunkt in seinem Leben gewesen. Auch dann und besonders dann, als er auf die andere feste Komponente in seinem Leben, und das war Magali zweifellos eine lange Zeit gewesen, verzichtet hatte.
    Die Stille hielt jedoch nicht lange an. Die Kinder stürmten mit Geschrei auf die Veranda.
    „Gehst du jetzt mit runter zum Strand?“, wollte Alex wissen.
    „Ja bitte, Onkel Phil. Komm doch mit, das Wasser ist toll. Ganz warm“, sagte Vicky. Ihre kleine, noch sandige Hand auf seinem Knie, sah sie ihn an. Beide Kinder hatten dieselben hellen Haare und blauen Augen wie Bobby und er. Vicky erinnerte ihn manchmal an Bobby, wie sie früher gewesen war. Auch sie hatte oft Tränen in den Augen gehabt, wenn nicht alles nach ihrem Kopf gegangen war. Aber vielleicht war das bei allen kleinen Mädchen so, Philipp kannte sich nicht sonderlich damit aus. Vicky war letzten Monat fünf geworden. Alex war sieben und Philipp wunderte sich oft, wie viel er schon wusste. Aber die Kinder heute wuchsen eben anders auf, jedenfalls fand er, dass beide, Alex wie Vicky, ausgesprochen gut geratene Kinder waren, und er war häufig so stolz auf sie, als ob es seine eigenen wären.
    „Ich komm ganz bestimmt. Aber erst später. Ich will auf Tante Karen warten. Sie ruht sich erst noch ein bisschen aus.“
    „Ich warte auch“, beschloss Alex. „Ich muss mein Schiff auspacken. Und nachschauen, ob es noch ganz ist.“
    „Lassen wir es heute noch fahren?“, erkundigte sich Vicky.
    „’türlich. Was denkst denn du?“, antwortete Alex ziemlich von oben herab.
    Bobby ermahnte die Kinder, leise zu sein. Was aber völlig unterging, da sie bereits lärmend im Haus verschwunden waren. Und nicht lange danach tauchte dann auch Karen auf. Es schien ihr jetzt besser zu gehen, sie war nicht mehr so blass wie noch vorhin auf dem Schiff.
    „Die Kinder haben dich geweckt, was?“, fragte Bobby. „Tut mir leid.“
    „Ach, lass sie. Der erste Ferientag. Natürlich sind sie aufgeregt.“
    „Wie geht’s dir?“, erkundigte sich Philipp. Er stand auf und holte für Karen ebenfalls ein Glas. „Hast du ein bisschen geschlafen?“
    „Nein. Nur ausgeruht. Aber mir geht es wieder einigermaßen. Ich weiß nicht, was vorhin mit mir los war. Vielleicht war es die Hitze oder wegen der ganzen Leute auf dem Schiff. Ich fand es ziemlich schlimm.“
    „Es war auch wirklich schlimm.“ Philipp zog eine Grimasse, als er an das überfüllte Schiff dachte. „Lass uns zum Wasser runter gehen, da

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