Paloma
fragen.“
„Bitte nicht“, stieß Paloma aus.
„Nur drei Worte. Mehr nicht ... Paloma, ich weiß ja, viel kann ich Ihnen nicht bieten. Dazu verdiene ich nicht genug, aber eine gewisse Sicherheit bietet mein Beruf doch ...“
„Nein, bitte Pedro. Sprechen Sie nicht weiter.“
„Paloma, haben Sie sich schon einmal überlegt, dass wir eine kleine Familie sein könnten? Sie, das Kind und ich. Und wir könnten noch mehr Kinder haben.“
Paloma entzog ihm ihre Hand. Sie war eiskalt geworden.
„Nein ... bitte, vergessen Sie das.“
Pedro Pujol stand langsam auf. „Das ist Ihr letztes Wort?“
„Bitte ... Pedro!“
„Schon gut. Ich bin Ihnen nicht böse, Sie sind wenigstens ehrlich. Ich nehme an, Sie warten noch immer auf den Vater Ihrer Blanca. Aber ...“ Er machte eine Pause und sagte dann leise: „Sie vergeuden Ihr Leben, Paloma.“
Sie sah, dass seine Augen hinter den Brillengläsern feucht glänzten. Und das machte auch sie traurig. Sie musste jetzt etwas sagen, wenn sie einen guten Freund, der Pedro Pujol längst geworden war, nicht verlieren wollte. Nur fand sie nicht die richtigen Worte. Was Pedro Pujol vermutlich falsch verstand, denn er legte plötzlich seine Arme um sie und sagte: „Quälen Sie sich nicht. Ich kann warten.“
Paloma befürchtete, er wollte sie küssen, aber seine Arme sanken gleich danach schlaff herab.
„Könnten Sie nicht, verdammt noch mal, endlich das alberne Sie lassen?“, sagte Paloma heftig. Pedro Pujol lächelte erleichtert.
Einige Wochen später stand eine Meldung in der PRENSA DE MAGALI, der neuen Wochenzeitung, herausgegeben von einem jungen Mann aus Valencia, die für ziemliche Unruhe sorgte. In einem Interview mit dem Vertreter eines großen ausländischen Touristikunternehmens wurde die Zahl der Hotelbuchungen für den Sommer bekannt gegeben. Eine Zahl, die um annähernd achtzehn Prozent niedriger war als im Jahr davor. Die Hiobsbotschaft sprach sich wie ein Lauffeuer herum. Auch Paloma hatte einige schlaflose Nächte deswegen. Ausgerechnet in dem Jahr, das möglicherweise einen Einbruch im Tourismusgeschäft brachte, saß sie mit dem größten Vorrat an Pullovern da, den sie je gehabt hatte. Praktisch ihre gesamten Ersparnisse waren für Wolle und die Strickerinnen draufgegangen.
Zum Glück wurde die Saison dann jedoch nicht ganz so schlecht wie befürchtet, zumindest was die Übernachtungen betraf. Einige Hotels füllten noch während der laufenden Saison leere Hotelbetten durch Sonderangebote. Allerdings kamen dadurch Touristen mit geringerer Kaufkraft nach Magali, was sich deutlich auf die Umsätze in den Restaurants, Kneipen und Läden auswirkte. Einige der neu eröffneten Läden mussten bereits nach Ende ihrer ersten Saison wieder schließen, aber auch die übrigen hatten nicht mehr solche Einnahmen wie in den Jahren davor. Paloma kam nur deswegen mit einem blauen Auge davon, weil sie bereits im Juli die Preise für ihre Pullover senkte. So hatte sie in dieser Saison zwar kaum etwas verdient, aber sie konnte wenigstens ihre Unkosten reinholen.
Nach diesem Sommer war jedoch allen klar, der Traum vom ewig wachsenden Tourismusgeschäft war ausgeträumt. Die Goldgräberzeiten, in denen jeder die Bäume zum Himmel wachsen sah, waren vorbei.
Sechster Teil
PHILIPP
1987
Als Philipp die Schiffstickets für die Überfahrt nach Magali kaufte und er erfuhr, dass es sich beim Elf-Uhr-Boot um die JOVEN MARIA handelte, beschlossen sie, bis elf Uhr zu warten. Sie waren morgens um sechs ab Frankfurt zu Magalis größerer Nachbarinsel geflogen, und es war jetzt erst kurz nach neun und so setzten sie sich mit ihrem Gepäck in eine Kneipe am Hafen.
Sie tranken Kaffee. Guten, starken Kaffee mit einer dicken Schicht schaumig aufgeschlagener Milch. Und genossen die Lebendigkeit eines südlichen Hafens mitten in der Hauptsaison. Marineros, Skipper, Hafenarbeiter und Touristen in buntem Durcheinander. Ausflugsboote, Segeljachten und Fischerboote, deren schwarz verbrannte Besatzung die Netze in langen Bahnen zum Trocknen auf dem Kai auslegte. Magere, nervöse Katzen, die sich an silbrig glänzende Fischreste in den Netzen heranpirschten. Und auf der anderen Seite der Mole die großen Fähren, die zum Festland hinübergingen. Alles überragend der weiße riesige Rumpf der Fähre nach Barcelona, deren Ladeluke wie ein weit aufgerissenes Fischmaul aussah. Philipp und Bobby genossen die Atmosphäre, obwohl sie das alles nicht zum ersten Mal sahen, aber auch
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