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Paloma

Paloma

Titel: Paloma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Dannenmann
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verschwand. Und was die Bebauung von Es Trenc betraf, auch darüber hatte Philipp sich Gedanken gemacht. Er wollte der GON den Vorschlag machen, einen Hilfsfond zu gründen und Gelder zu sammeln für den Ankauf des Geländes, das zu einem Vogelschutzgebiet werden sollte. Ein Versuch in jene Richtung könnte sich seiner Meinung jedenfalls lohnen.
    Als das Orgelspiel einsetzte und Philipp sich verstohlen umsah, entdeckte er eine Menge bekannter Gesichter. John und Jim, die beiden Engländer, die ihm und Salvador damals beim Ausheben der Zisterne geholfen hatten. Paco, der früher Fischer gewesen war und mit dem er auf dem Wasser nach Salvador Ausschau gehalten hatte. Der alte Jaime, ein Nachbar von Salvador, seine Tochter Ana und ihren Mann Ernesto. Miguel von der Bar El Centro und Félix und noch eine ganze Menge mehr.
    Du hast eine ganze Menge Freunde gehabt, sagte er in einer stillen Zwiesprache mit Desiree. Aber du hast auch eine Menge dafür getan und auch für Magali. Wahrscheinlich weil du dich rechtzeitig entschieden hast, wo du hingehören willst. Im Gegensatz zu mir. Ich hoffe, du hältst mich trotzdem für deinen würdigen Nachfolger. Ich will mir jedenfalls Mühe geben.
    Danach erinnerte sich Philipp an seinen letzten Besuch bei Desiree. Als sie zusammen in der Sonne gesessen und ihre Zitronenlimonade getrunken hatten. Und es tat ihm unendlich weh, sie auf diese Art und Weise verloren zu haben.
    Paloma, die rechts von ihm saß, wandte den Kopf. Ihre Lippen formten einige Worte und Philipp antwortete ihr auf dieselbe Weise. „Ich dich auch.“ Und er blickte auf ihren Schoß, in dem ihre und seine Hand ineinander verschlungen dalagen.
    Als er Bobby neben sich weinen hörte, legte Philipp ihr tröstend einen Arm um die Schulter. Und dann – und das musste ausgerechnet ihm passieren – begann er zu beten. Er, der zwar Kirchensteuer zahlte, aber in seinem ganzen Leben noch nie an irgendeinen Gott geglaubt hatte, begann mit ihm Zwiesprache zu halten. Und schließlich wurde ein stilles Gebet daraus, in dem er Gott um seine Hilfe bat und um Schutz für alle, die ihm nahe standen. Und darum, Desiree bei sich da oben aufzunehmen, wo immer das auch sein mochte, und ihr all die kleinen Sünden, die sie sicherlich begangen hatte, nicht weiter nachzutragen.
    Und als das Geläut der Kirchenglocke das Ende des Gottesdienstes ankündigte, erweiterte er sein Gebet rasch noch um ein paar Worte. Lieber Gott, bat er, lass auch mich eines Tages, ich meine, wenn ich einmal an der Reihe bin, unter der steinigen, ausgedörrten Erde dieser Insel liegen. Sie ist nur klein und bestimmt nichts Besonderes unter all den Inseln auf der Welt, aber du weißt bestimmt, wie viel sie mir immer bedeutet hat.
    Die Kirchentür wurde jetzt geöffnet, Sonnenlicht strömte herein und sämtliche Kirchgänger formierten sich zu einem feierlichen Zug, um Desiree auf ihrem letzten Weg zu begleiten.

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