Pan Tau
anzubieten. Ihm, dem Hundefeind!
Er lenkte den Wagen sicher durch den Großstadtverkehr. Die Klimaanlage summte. Herr Waldemar drückte auf einen der Knöpfe am Armaturenbrett. Auf dem Bildschirm rechts neben dem Lenkrad erschien ein Bericht über das sensationelle Pferderennen, in dem der Schimmel Atlas gesiegt hatte. Der Herr mit Melone schaltete den Fernseher ab. Das Rennen interessierte ihn nicht mehr. Er stellte Musik im Radio ein. Beunruhigt drehte er sich kurz um. Er hatte ein Geräusch gehört. Quietschte die Federung? Schon wieder war das Geräusch da. Dann verstummte es. Der Fahrer beruhigte sich.
Der Hund Alik auch. Er lag bei den übrigen Hunden, die es sich hinten auf dem Boden des Wagens bequem gemacht hatten, und hoffte, sein Magen würde nicht wieder knurren. Neben ihm stöhnte Dackel Schönling, genannt die Schlange. Vor dem Maul hatte er eine Schüssel mit ungarischer Salami. Es war nicht leicht, diesem Duft zu widerstehen.
Endlich hielt das Auto an. Waldemar ließ die Scheinwerfer zweimal aufleuchten. Das schwere Tor öffnete sich. Das Auto fuhr in den Garten, das Tor schloß sich wieder. Der Herr mit Melone griff, ohne sich umzusehen, nach den Sektflaschen hinten im Fond und trug sie ins Haus. Hinter seinem Rücken krochen die Hunde durch die offene Tür ins Freie. Als letzter kam Karas Boxer. Im Maul hielt er eine Melone. Er versteckte sie im Gestrüpp. Dann legte er sich ins Gras. Es war auch schon höchste Zeit. Waldemar kehrte zurück, um die Schwalbennester, Haifischflossen und Artischocken zu holen. Es dämmerte bereits. In der Villa gingen die Lichter an. Die Turmfenster spähten wie Augen von Wächtern in den Garten. Über dem Eingang strahlte eine schmiedeeiserne Laterne. Sie beleuchtete das goldene Namensschild des Hauseigentümers:
Wal de Mar
Die Hunde warteten. Es ging um Pan Taus Melone. Herr Waldemar hatte die Melone, und es galt, sie so schnell wie möglich Pan Tau zu bringen, damit er sich befreien konnte. Von Herrn Waldemar hatten alle Hunde die Schnauze voll. Sein Hunde an die Leine konnten sie ihm nicht vergessen.
Die Lichter in der Villa verlöschten. Nur ein einziges Fenster leuchtete noch in die Nacht. Alik streckte und reckte sich im Rasen. Er begann zu frieren und stand auf. Leise lief er zur Haustreppe. Die übrigen Hunde folgten ihm. Sie drückten die Schnauzen an das Fenster, hinter dem noch Licht war. Sie sahen in Waldemars Schlafzimmer. An den Wänden hingen ausgestopfte Vögel. Neben dem Kamin stand regungslos ein Bär mit erhobenen Pfoten. Waldemar war gerade dabei, das gewonnene Geld ins Federbett zu stopfen, das schon voll mit Banknoten war. Er machte ein zufriedenes Gesicht. Erst als er den Pyjama anhatte, nahm er die Melone vom Kopf. Er streichelte sie liebevoll und säuberte sie mit einer feinen Bürste. Endlich legte er die Melone neben das Bett, in Reichweite. Er ging noch einmal zum Fenster, um sich zu vergewissern, daß es abgeschlossen war. Blitzschnell duckten sich die Hunde unters Fenstersims. Sie sahen noch, wie Herr Waldemar eine Flinte neben das Bett stellte. Dann ging auch hinter diesem Fenster das Licht aus. Die Aktion konnte beginnen.
Der Boxer Aran ging, die Melone im Maul, schnüffelnd los. Haustür, Hintertür und die Türen und Fenster zur Terrasse waren abgeschlossen. Da hörte er Alik bellen und lief zu ihm hinüber. Alik stand unter einem Turmfensterchen. Das war halb geöffnet und lag verhältnismäßig nieder. Allerdings war es so schmal, daß es nur einem einzigen Hund gelingen konnte, sich durchzuzwängen: Dackel Schönling, genannt die Schlange.
Boxer Aran überreichte ihm die Melone, die Kara von seinem Großvater hatte. Er hielt den Rücken hin, damit Alik hinaufkriechen konnte. Auf Aliks Rücken gelang es dem Dackel, mit der Pfote das Fenster ganz zu öffnen und sich durchzuzwängen. Er schloß die Augen, und mit der Melone sprang er hinunter in die dunkle Tiefe. Die Hunde draußen erstarrten, denn Glas klirrte.
Man hörte Lärm von Flaschen, die zu Boden fielen. Waldemars Schlafzimmerfenster über der Terrasse wurde hell. Ein Schuß knallte. Waldemar ging mit der Flinte durchs Haus, doch er fand keinen Eindringling. Er sah nur die Schatten der ausgestopften Tiere entlang den Wänden. Die Melone lag noch immer auf ihrem Platz. Waldemar knipste beruhigt das Licht aus. Er legte sich samt der Flinte ins Bett, nicht ahnend, daß sich eben einer der Schatten zu bewegen begann und die Treppe zum Schlafzimmer hinaufschlich. Es war
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