Inkarnation ungesetzlich
1.
Es wäre unklug gewesen, einem Schatten der Geheimen Wissenschaftlichen Abwehr die Dienstmarke aus strahlendem Lunarium nicht vorweisen zu wollen.
Die Hochenergiewaffen marsianischer Kampfroboter zu mißachten, wäre lebensgefährlich gewesen.
Wenn aber beide Kontrollorgane gleichzeitig das unnachahmbare Symbol der GWA zu sehen wünschten, war es in jedem Fall angebracht, schnell – aber trotzdem vorsichtig – in die Tasche zu greifen.
»Tut mir leid, Sir«, sagte mein Verbindungsmann TS-19 in einem Tonfall, der seine innere Erregung verriet. »Ich bin ausnahmsweise nicht befugt, Ihnen die Prozedur zu ersparen.«
»Nach dem Motto ›von Person unbekannt‹, wie?«
Er lachte unsicher auf, blickte sich um und hüstelte nachhaltig. Ich verzichtete auf weitere Bemerkungen.
Auf dem irdischen Mond schienen sich innerhalb weniger Ta ge einige Dinge verändert zu haben. Es war zumindest ungewöhnlich, daß ein Mann, der einen Intelligenzquotienten von über fünfzig Neu-Orbton und außerdem einen marsianischen Befehlskodator besaß, wie ein Fremder beargwöhnt wurde.
Das Verhalten der Offizierswache war aufschlußreich. Wenn sich drei Schatten im Range von Stabsmitgliedern an Stelle der üblichen Kontrolleure aus passiven Diensträngen vor einem marsianischen Abwehrbunker aufreihten, hatte das seinen Grund.
Fünf Sergeanten der GWA-Raumgarde unterstrichen die ungewöhnliche Situation. Als deprimierend empfand ich die Anwe senheit der drei Kampfroboter. Sie waren auf den Chef der Wa che, einen Colonel, programmiert, denn er trug das Steuergerät am Kampfgürtel seines Raumanzugs.
Mir erschien die Nervosität meines Kollegen plötzlich nicht mehr verwunderlich. Der Aufwand erinnerte an die Gründungszeit der GWA und auch an die Gefahren, die damit verbunden gewesen waren.
Seinerzeit hatte das Washingtoner Hauptquartier einer Festung geglichen. Die Kontrollen waren derart überspitzt und ausgeklügelt gewesen, daß jeder Mitarbeiter mit seinem Tod infolge eines Schaltfehlers zu rechnen hatte.
TS-19, ich kannte ihn immer noch unter dem »seltenen« Na men Miller, hüstelte erneut.
Ich schaute mich beunruhigt in der kahlen Felshalle um. Außer aufwendigen technischen Installationen schienen die ausgestorbenen Marsianer weitere Investitionen für überflüssig gehalten zu haben. Es waren praktisch veranlagte Leute gewesen. Außerdem hatten sie den irdischen Mond erst in den letzten Jahren des Krie ges mit Deneb in dem Maße ausgebaut, wie wir ihn 187.000 Jah re später vorgefunden hatten.
Von logischen Gesichtspunkten ausgehenden Menschen, vor allem wenn sie über ein taktisches und planungsstrategisches Wissen verfügten, erschien es daher nicht verwunderlich, daß die Kommandierenden des Mars weitgehend auf Einbauten verzichtet hatten, die nur in guten Zeiten unter dem Begriff »Bedarfsgüter« berechtigt waren.
Eine kahle Felswand, gerade so weit geglättet, um Unfälle auszuschließen, erfüllte ihren Zweck ebensogut wie eine wohnlich ausgekleidete Halle, die bei einem thermischen Wirkungstreffer die Gefahr eines Schwelbrands heraufbeschworen hätte.
Die um ihre Existenz ringenden Marsianer hatten sich keine Fehler erlauben dürfen. Sachlichkeit war zum obersten Gebot erhoben worden – besonders in den letzten Jahren des Weltraumkriegs.
Weit unter mir, in den Wohnsektoren der sublunaren Stadt Zonta, sah es anders aus. Aber auch das war logisch, denn dort hatte man bereits zu Beginn der Kampfhandlungen zu bauen begonnen.
Es war interessant, an der Ausstattung den
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