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Loretta Chase

Loretta Chase

Titel: Loretta Chase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein verlockend beherrschter Earl
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Prolog
    London , 5. Oktober 1822
    Mylord
    Sie müssen diesen Brief SOFORT nach
der Lektüre vernichten. Sollte er in Falsche Hände geraten, werde ich abermals AUFS LAND verbannt, auf eines der Domizile meiner Carsington-Stiefonkel, wo man
mich ganz gewiss in ISOLATION halten wird. Hin und Wieder finde
ich das Landleben erträglich, aber EINGESPERRT zu werden und jeglichen
gesellschaftlichen Umgang verboten zu bekommen (aus Furcht, ich könne
Verderbliche Bekanntschaften schließen oder Unschuldige auf Abwege führen) ist unerträglich
und dürfte mich zu VERZWEIFLUNGSTATEN bewegen. Ich stehe stetig unter
Beobachtung. Die einzige Möglichkeit, Ihnen einen richtigen,
Unbereinigten und Unzensierten Brief zu schicken, ist, dieses Schreiben an
einem Geheimen Ort zu verfassen und es von Gewissen Personen – die namenlos
bleiben müssen, da dieses Unterfangen höchst gefahrvoll ist – den
Diplomatischen Depeschen beigeben zu lassen.
    Nur um
Sie daran zu erinnern, dass es GENAU EIN JAHR her ist, dass wir zu unserer
Höchst Interessanten Reise
nach Bristol aufgebrochen sind, würde ich dieses Gefährliche Unterfangen
natürlich niemals auf mich nehmen. Auch würde ich meine Freiheit niemals dafür
aufs Spiel setzen, Ihnen die Üblichen Belanglosigkeiten mitzuteilen, die einem
Jungen Gentleman mitzuteilen einer Jungen Dame erlaubt ist – selbst wenn der
Junge Gentleman praktisch ihr Bruder sein könnte oder jetzt zumindest so
etwas wie ein Cousin. Nein, ich sehe mich zu derlei Heimlichkeit genötigt, weil
es meine PFLICHT ist, Ihnen mitzuteilen, dass Weitere Veränderungen in Ihrem
Leben anstehen. Wir Kinder sollen zwar von Derlei Dingen keine Kenntnis
haben, aber ich habe eben Augen im Kopf, und Tatsache ist, dass Ihre Mama WIEDER guter Hoffnung ist.
    Ja, ich
weiß, es ist schockierend – zumal in ihrem Alter und weil es kaum ein Jahr her
ist, dass IhrErster Bruder
geboren wurde. Der Kleine David wird Ihnen übrigens immer ähnlicher, zumindest
äußerlich. Am Anfang sind Babys ja richtige kleine Chamäleons, aber
mittlerweile scheint sein Aussehen sich verfestigt zu haben. Sein Haar ist fast
so blond wie Ihres, und seine Augen haben sich zu einem ebenso ungewöhnlichen
Grauton wie die Ihren durchgerungen. Aber ich schweife ab. Die
plötzliche FRUCHTBARKEIT I hrer Mutter – nach dreizehn fruchtlosen Jahren –
war mir schon immer ein Rätsel. Aber Urgroßmama Hargate meint, dass die
Ausgedehnten Aufenthalte Ihrer Eltern in ihrem Schottischen Liebesnest,
wie sie es nennt, alles erklären. Urgroßmama meint, Haggis und Whiskey wirkten WUNDER. Z umindest hätte diese Kombination immer eine wundersame Wirkung
auf Urgroßpapa gehabt. Ich weiß genau, was sie mit 'wundersam' meint, weil
ich ihre Geheime Sammlung mit Kupferstich.
    Hier
muss ich enden, wenn ich dieses Schreiben noch sicher auf den Weg bringen will.
Dieses Unterfangen bedarf nämlich, dass ich mich Unbemerkt aus dem Haus eines Gewissen
Verwandten entferne und eine Droschke ausfindig mache. Glücklicherweise habe
ich Verbündete. Wenn man mich erwischt, droht mir ARREST AUF DEM LANDE – doch
wie Sie wissen, hatte mein eigenes Glück und Wohlergehen für mich schon immer Keinerlei
Belang, wenn es gilt, eine Noble Tat zu vollbringen.
    Ihre Olivia Wingate-Carsington
    Theben, Ägypten
    10. November 1822
    Liebe Olivia,
    Ich habe
deinen Brief vor einigen Tagen erhalten und hätte dir eher geantwortet, würden
nicht meine Studien und meine Arbeit all meine Zeit beanspruchen. Heute jedoch
ist Onkel Rupert losgezogen, um ein paar gerissene Franzosen von unserer
Ausgrabungsstätte zu vertreiben – zum dritten Mal schon. Diese faulen Hunde warten,
bis unsere Arbeiter die Drecksarbeit gemacht haben – wochenlanges Sandschaufeln
–, dann zaubern sie ein gefälschtes Schreiben irgendeines Kashef hervor und
wollen die alleinigen Grabungsrechte beanspruchen.
    Ich kann
mittlerweile fast genauso gut zuschlagen wie Onkel Rupert und wäre gern
mitgegangen, bloß hat mich Tante Daphne an der Reling unserer Dahabije (so
heißen die Schiffe hier auf dem Nil) angebunden und mir aufgetragen, meiner
Familie zu schreiben. Aber wenn ich meinen Eltern schreibe, erinnere ich sie
nur an meine Existenz und werde den irrationalen Wunsch in ihnen wecken, mich
bei sich zu Hause haben zu wollen, wo ich mir so lange ihre theatralischen
Ausbrüche mit ansehen muss, bis sie wieder vergessen haben, was sie eigentlich
von mir wollten, und mich in ein weiteres schreckliches Internat stecken.
    Da

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