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Para-Traeume

Para-Traeume

Titel: Para-Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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beginnt -«
    Er setzte eine winzige Pause, die ihre Wirkung jedoch nicht verfehlte. Jeder Laut schien sich aus dem Felsraum zu verflüchtigen.
    »- heute.«
    Sekundenlang herrschte vollkommene Stille. Raphael Baldaccis Lippen bewegten sich, ohne auch nur den geringsten Ton hervorzubringen. Und schließlich war es sein Lehrmeister, der das Schweigen brach. Mit einer Heftigkeit in der Stimme, die Baldacci nie in dem sich stets zurückhaltend und bedächtig äußernden Mann vermutet hätte.
    »Es ist zu früh, Salvat! Viel zu früh!«
    Der als Salvat Angesprochene wandte sich dem Kuttenträger zu. Jede Spur stiller Belustigung war aus seinem Gesicht verschwunden und hatte sorgenvollem Ernst Platz gemacht. Und Baldacci, der seit jeher Mühe gehabt hatte, Salvats Alter zu erraten, hätte seine Schätzung in diesem Augenblick ohne zu zögern in den oberen Bereich der Skala zwischen 40 und 60 verlegt.
    »Im Gegenteil, Adrien, mein Freund«, sagte Salvat leise, »es könnte leicht zu spät und alles verloren sein, wenn ich ihn jetzt nicht als Gesandten losschicke.«
    Adrien mäßigte die Lautstärke seines Tonfalls und sprach nun beinahe flehend, in jedem Fall aber eindringlich weiter: »Salvat, er ist noch nicht soweit. Wer weiß, was geschieht, wenn .«
    »Ich weiß, was geschieht, wenn wir ihn nicht auf seinen Weg bringen!«
    Jetzt war es Salvat, dessen Stimme bebte. Und niemand schien erschrockener über seine Unbeherrschtheit als er selbst. Er gewann zwar das unmittelbar folgende Ringen um Fassung, aber er war unübersehbar überrascht, daß es überhaupt notwendig war.
    Raphael allerdings schenkte diesem seltenen Erlebnis, Salvat die
    Beherrschung verlieren zu sehen, kaum Aufmerksamkeit. Er war viel zu sehr damit beschäftigt, wütend darüber zu sein, daß über ihn gesprochen wurde, als wäre er gar nicht da. Wie über ein kleines Kind, dessen Eltern diskutierten, um welche Zeit es zu Bett gehen sollte.
    »Warum fragt ihr mich nicht selbst, ob ich es will? Oder schert euch meine Meinung überhaupt nicht?«
    Natürlich tat sie das nicht. Baldacci wußte es, noch bevor er den Satz beendet hatte, und er wußte auch, daß sein Aufbegehren an einem Ort wie diesem und in der Gegenwart von Männer wie diesen bestenfalls lächerlich war.
    Wie er es nicht anders erwartet hatte, ging niemand auch nur mit einer Geste oder einem Blick auf seine Bemerkung ein. Adrien ließ resignierend die Schultern sinken, als wüßte er, ohne daß weiter darüber gesprochen worden wäre, plötzlich alles, was es zu wissen gab; und Salvat wandte sich auf dem Absatz um und glitt zurück in die Schwärze, die hinter der Öffnung in der Felswand lauerte.
    Über dem klick-klick-klick seines Stocks hörte Raphael seine Stimme.
    »Folge mir.«
    Der junge Mann tat, wie ihm geheißen ward.
    Denn Gehorsam war an diesem Ort seine oberste Pflicht.
    Und sein einziges Recht.
    *
    Salem's Lot, Maine
    Wieder war Jennifer Sebree sich vollkommen bewußt, daß sie träumte.
    Was nichts daran änderte, daß es real war, auf eine unfaßbare Weise, die zu begreifen der menschliche Verstand nicht geschaffen war.
    Aber ein Traum konnte all diese Empfindungen einfach nicht beinhalten: Den Geruch nach brennendem, harzigen Holz. Die Hitze, die vom offenen Feuer heranwaberte und ihre Haut liebkoste. Das helle Knistern der Glut. Die weiche Felldecke, auf der ihr nackter Leib ruhte. Das Knarren im Gebälk, das vom Wind herrühren mußte, der draußen um das Gebäude heulte und den kleinen, rustikalen Raum zu einem Sanktuarium machte, zu einer Oase der Sinnlichkeit und Geborgenheit.
    Und auch er konnte keine Traumgeburt sein.
    Sie fühlte seine starken Hände, die über ihren Körper strichen. Seinen Atem, der nach Wildnis roch und den Schweiß auf ihrem Gesicht trocknete. Sie fühlte, wie sein Leib sich an den ihren schmiegte und Gefühle in ihr weckte, die alle Vernunft tilgten.
    Daß sie trotzdem keinen Moment daran zweifelte, dies alles nur in ihrer Phantasie zu erleben, lag vor allem an seinem Antlitz.
    Sein Körper war der eines großen, muskulösen Mannes, stark behaart an Brust, Armen und Beinen. Seine Hände waren die eines Liebhabers und Folterknechts zugleich; mal unendlich zärtlich, dann unvermittelt hart und fordernd. Jedoch sein Haupt .
    Jennifer stöhnte auf, als seine Rechte sich von ihrer Wange löste, nach unten glitt und ihre Beine auseinanderzwang.
    Er sprach kein Wort. Das hatte er nie, seit er zum erstenmal in ihren Träumen erschienen war. Jennifer war

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