Para-Traeume
wandelt sich der Vampir zu einer fast positiven Gestalt. Dies Schicksal teilt er mit den Monstern, die ja heutzutage nicht einmal mehr ein Kleinkind erschrecken können. Den wahren Horror findet der Mensch jetzt in den Tiefen der eigenen Seele, im anderen Menschen (um Sartre zu zitieren: »Die Hölle, das sind die anderen.«). Die Schreckensbilder früherer Zeiten sind gezähmt und zu Kuscheltieren degradiert. Zwar hat sich der Vampir diesen Zähmungsversuchen bislang weitgehend widersetzt - sieht man einmal ab von solchen Entartungen wie den Ketchup-Vampiren, dem kleinen Vampir oder »Vampy« - doch hat er seine Schrecken fast vollständig verloren. Was ist auch schon ein Untoter angesichts von Völkermord und Kriegsgreueln, angesichts des täglichen Massensterbens in unserer »schönen neuen Welt«.
Vampire sind die neuen Stars, sie sind - etwa bei Anne Rice -schön und schrecklich, kennen keine Moralgesetze, sind auf ihren Vorteil bedacht, faszinieren Männer wie Frauen - und sind damit ein Spiegelbild alles dessen, was unsere Zeit ausmacht. Der Blutsauger als neues Idol . Graf Dracula würde sich ausschütten vor Lachen.
QUELLENANGABEN:
DER SPIEGEL. Ausgabe 49/94 vom 5.12.95. Titelgeschichte »Vampire - Lust am Grauen«: Die Wiederkehr des Vampirs-Gruselspekta-kel aus Hollywood, Interview mit dem Regisseur Neil Jordan über den Hang zu Vampiren Saarländisches Kultur-Journal 2/94 (März/April): Uraufführung im Studio-Theater, Carmilla - Und es gibt sie doch! Schauspiel nach Motiven der gleichnamigen Erzählung von Sheridan LeFanu Montague Summers. The Vampire, Senate. London 1995 (First pu-blished in 1928 by Kegan Paul, Trench, Trubner & Co. Ltd. London)
Gottfried Kirchner (Hrsg.), Terra X - Expeditionen ins Unbekannte: Schatzsucher. Ritter und Vampire. Wilhelm Heyne Verlag München 1995, darin: Martin Papirowski und Luise Wagner. Draculas Schatten - Fahndung im Reich der Finsternis James Dickie (ed.). The Undead. Vampire Masterpieces, Pan Books, London 1971 (introduc-tion to this anthology)
Material der newsgroup »alt.vampyres« im Internet, vor allem Andy Rose's »Is There A True >American Vampire< Myth?«, Copyright 1984 Bram Stoker's Dracula, Der Film und die Legende, Das Buch von Francis Ford Coppola und James V. Hart, ins Deutsche übertragen von Barbara Föst (Drehbuch) und Barbara Heidkamp, Katharina Wolcke und Stefan Bauer, Bastei-Lübbe, Bergisch Gladbach 1993
Der Atem Manitous
von Adrian Doyle
Die Prophezeiung sprach von Tod. Vom Sturz des Adlers. Als die Zeit gekommen war, traf Makootemane eine Entscheidung. Er wählte die Einsamkeit, um sein Volk zu retten. Und als der Atem Mani-tous ihn traf und seinen greisen Leib vergiftete, war niemand bei ihm, den er ins Verderben hätte reißen können. Sein Volk bestand fort, so wie der Stamm, von dem es sich ernährte.
Bis sie kam, die allen Vampiren den Tod geschworen hatte. Lilith Eden hatte nie an ihrer Bestimmung gezweifelt. Bis heute ...
1 siehe VAMPIRA T03: »Die Auserwählte«
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