Paradies
in allgemeinen Formulierungen bringen, nicht im Detail. Die Adressen sind ja nicht das Wichtigste. Und sobald Sie Ihre Überprüfung durchgeführt haben, wissen wir die Antwort, nicht wahr?«
Er zögerte und nickte dann.
Sie lächelte nervös.
»Gehe ich recht in der Annahme, dass die Polizei irgendwann an einem frühen Morgen eine konzertierte Aktion durchführen wird? Möglicherweise an dem Tag, an dem der erste Teil der Geschichte in den Druck geht?«
»Und wann wäre das?«
»Den genauen Tag kann ich Ihnen jetzt noch nicht sagen, aber die überregionale Ausgabe geht immer kurz nach sechs in den Druck.«
»Wie viele haben die Artikel bis dahin gesehen?«
Sie dachte nach.
»Weniger als zwanzig Personen, die Nachtschicht und die Jungs, die die Walzen in der Druckerei fertig machen.«
»Dann gibt es also kein Risiko, dass die Sache durchsickert? Okay, dann kann man wohl davon ausgehen, dass die Razzia an einem der nächsten Tage um Punkt sechs Uhr morgens stattfinden wird.«
Annika packte ihre Sachen zusammen.
»Es wird Sie sicher nicht überraschen, dass an diesem Morgen ziemlich viele Fotografen im Dienst sein werden.«
Q schob seine Kaffeetasse zur Seite und stand auf.
»Wir machen unseren Job«, sagte er, »im Dienst der Allgemeinheit. Für keinen anderen.«
Annika zog ihre Jacke an und stand ebenfalls auf.
»Genau wie wir«, erwiderte sie.
Anders Schyman blätterte in der aktuellen Ausgabe des
Abendblatts
und betrachtete das Bild auf der Titelseite. Anneli aus Motala zusammen mit ihrem geistig behinderten Sohn Alexander, im Stich gelassen von der Gemeindeverwaltung, verzweifelt, ausgeliefert. Carl Wennergrens Übersicht über alle Verstöße gegen die Kommunalgesetzgebung, derer sich das örtliche Sozialamt schuldig gemacht hatte, die hohlen Ausflüchte des Gemeinderats.
Mein Gott, geht es vielen Leuten schlecht, dachte Schyman. Er sehnte sich nach einem Whisky, nach seiner Frau, nach dem Hund, dem Sessel in ihrem Haus in Saltsjöbaden. Es war eine schwere Woche gewesen. Torstenssons plötzliche Rückkehr auf den Posten des Chefredakteurs hatte ihn stärker gereizt, als er zugeben wollte. Torstensson musste weg. Wenn die Zeitung überleben wollte, gab es keine Alternative.
Schyman raufte sich die Haare. Er glaubte, dass sie drei Jahre Zeit haben würden, um in die Gewinnzone vorzustoßen, nicht mehr.
Wenn ihre Zeitung die Umstellung auf die neue Technik und die neuen Zeiten schaffen wollte, war er gefordert. Er war gewillt, die Herausforderung anzunehmen, und er brauchte auf der Stelle einen großen Whisky.
Es klopfte an der Tür, verdammt, er wollte nicht mehr, was war denn jetzt noch?
Annika Bengtzon steckte den Kopf zur Tür herein.
»Hätten Sie mal kurz Zeit für mich?«
Er schloss die Augen.
»Ich bin praktisch schon auf dem Heimweg. Was ist denn?«
Sie zog die Tür hinter sich zu, stellte sich vor seinen Schreibtisch und ließ ihre Tasche, gefolgt von ihrer Jacke, auf den Boden fallen.
»Ich habe einen Artikel geschrieben«, sagte sie.
Halleluja, dachte er.
»Und?«, fragte er.
»Ich denke, Sie sollten ihn sich anschauen. Man könnte sagen, dass er ein wenig kontrovers ist.«
»Tatsächlich«, murmelte er und nahm die Diskette entgegen, die sie ihm gab.
Er drehte sich auf seinem Stuhl um, drückte die Diskette in den Schlitz und wartete, bis sie als ein kleines Symbol auf seinem Bildschirm auftauchte. Er klickte sie an, das würde sicher schnell gehen.
Aber da hatte er sich getäuscht.
»Das sind ja drei Artikel«, sagte er.
»Fangen Sie mit dem ersten an«, erwiderte sie und setzte sich auf einen der unbequemen Besucherstühle.
Es war ein langer Text, eine ausführliche Beschreibung des Aufbaus der jugoslawischen Mafia in Belgrad, ihre Aktivitäten, die Zuständigkeiten einzelner Gruppierungen.
Der zweite Text war ein Bericht über die Ausbreitung und Aktivitäten der jugoslawischen Mafia in Schweden, gespickt mit genauen Adressen, hinter denen sich die verschiedenen Zentralen für Rauschgift, Zigaretten, illegal eingeführten Alkohol, Menschenschmuggel, Bordelle verbargen…
Der dritte Artikel war ähnlich wie der zweite, allerdings fehlten die Adressen.
»Sind Sie nicht krankgeschrieben?«, fragte er.
»Ich bin da über eine Sache gestolpert«, antwortete sie.
Er las die Artikel noch einmal durch und seufzte.
»Das hier können wir nicht veröffentlichen«, meinte er.
»Was genau?«, erkundigte sich Annika.
Er seufzte erneut.
»Das mit den TIR-Plomben«,
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