Paranormal - Fuenf Romane mit Patricia Vanhelsing
wenige Stunden auf auf dem Markt.
Swann sah mich fragend an. "Die Dame wollte unbedingt mit Ihnen sprechen, Patricia. Sie waren ja als Autorin des Artikels angegeben..."
"Dann hoffe ich, dass sie wieder anruft. Mr. Swann..." Unser Chefredakteur war - wie immer - ziemlich in Eile und hatte sich daher schon wieder halb zur Seite gewandt und die ersten drei Schritte zu seinem nächsten Ziel zurückgelegt, von dem ich nur ahnen konnte, dass es der Tisch unseres Layouters war. Zumindest lag der ungefähr in der gleichen Richtung.
Swann blieb stehen und drehte sich noch einmal herum.
"Ja?"
"Tom und ich müssen dringend noch mal nach Salisbury fahren. Ich bin einer heißen Spur auf..."
"Okay, tun Sie, was Sie für nötig halten, Patricia. Aber auf Tom müssen Sie vorerst verzichten."
"Wieso?"
"Er war ein paar Minuten vor ihnen hier. Es gab heute Nacht einen Einbruch in ein Juweliergeschäft in der Kent Street. Da habe ich ihn hingeschickt. Und Sie wissen ja, dass sich so etwas hinziehen kann..."
Mit diesen Worten war Swann schon weg. Er ging mit großen Schritten quer durch das Redaktionsbüro. Ich hörte ein Telefon schrillen und stellte fest, dass es sich um den Apparat auf meinem Schreibtisch handelte.
Das musste die Unbekannte sein, von der Mr. Swann gesprochen hatte.
Mein Herzschlag beschleunigte sich. Ich ging zum Schreibtisch, hängte meine Handtasche über die Stuhllehne und nahm ab.
"Patricia Vanhelsing, LONDON EXPRESS NEWS", meldete ich mich.
Auf der anderen Seite der Leitung war zunächst nur ein nervöses Atmen zu hören.
"Hallo?", vergewisserte ich mich dann. "Sind Sie die Frau, die vorhin schon einmal versucht hat, mich zu erreichen?"
"Ja, ich..."
Es handelte sich tatsächlich um eine Frauenstimme. Den äußeren Geräuschen nach, die durch die Verbindung an mein Ohr drangen, rief sie aus einer Telefonzelle an. Zweifellos hatte sie große Angst.
"Wer sind Sie?", fragte ich.
"Das... ist nicht so wichtig."
"Man hat mir gesagt, Sie wollten mich wegen dem Phantombild sprechen, das in der heutigen Ausgabe der NEWS abgedruckt ist."
"Ja, aber..."
Sie stockte wieder.
Ich befürchtete schon, dass meine Gesprächspartnerin einfach den Hörer einhängte.
"Bleiben Sie bitte am Apparat und vertrauen Sie mir", sagte ich, ohne zu wissen, ob ich sie damit vielleicht nicht noch mehr verunsicherte.
"Sie gehen nicht zur Polizei?", fragte sie.
"Warum sollte ich das? Oder wollen Sie mir ein Verbrechen gestehen..."
"Nein, nein..."
"Dann gibt es für Ihre Befürchtung keine Veranlassung!" Eine Pause de Schweigens folgte. Mein Kollege Kelly J. Maddox rief irgend etwas quer durch den Raum. Ich verfluchte ihn innerlich dafür. Meine Nerven waren bis zum zerreißen gespannt. Ich war hoch konzentriert. Diese Frau... Vielleicht ist sie der ersehnte Schlüssel, um endlich einen Schritt weiter zu kommen!, ging es mir durch den Kopf.
"Der Zeuge, der bei den Ereignissen anwesend war, die zum Tod von einem Dutzend moderner Druiden führte, war ein Mann", stellte ich fest, nachdem von der anderen Seite nichts mehr kam. "Sie sind also nicht dieser Zeuge - aber ich vermute, dass Sie ihn kennen. Ist das richtig?"
"Ja." Ich hörte ihr Atmen. Es klang beinahe wie ein Keuchen, so als ob eine zentnerschwere Last auf ihre Seele lastete. "Brent ist kein schlechter Mensch... Er war auf der Suche nach dem Geheimnis der Magie, nach der Beantwortung der letzten Fragen...Mein Gott, er war besessen von dem Gedanken an dieses Buch..."
Ich horchte auf.
Ein Buch...
"Das LIBRUM HEXAVIRATUM?", fragte ich. Die Antwort war Schweigen.
"Sollen wir uns irgendwo treffen? Ich könnte in zwei Stunden spätestens in Salisbury sein..."
Es machte klick und die Verbindung war unterbrochen.
*
Brent Douglas keuchte.
Kalter Schweiß stand ihm auf der Stirn, während er das LIBRUM HEXAVIRATUM wie einen Schatz an sich presste. Wie ein Wahnsinniger war er gelaufen, hatte sich nicht einmal dabei umgesehen.
Hinter ihm lag ein Waldstück mit dichtem Unterholz. Äste und Dornen hatten ihm teilweise die Kleidung zerrissen. Aber das kümmerte ihn nicht.
Jetzt erreichte Brent eine Lichtung, auf der ein altes, verfallenes Haus stand, das schon seit Generationen nicht mehr bewohnt gewesen war.
Die dichten Bodennebel, die noch über die feuchte Wiesen krochen, waberten um die Fundamente der grauen, von Moosbewuchs durchsetzten Mauern herum. In den Fenstern war schon seit langem kein Glas mehr. Und im Dachgeschoss nisteten Krähen, Dohlen und
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