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Paul's Blog

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Titel: Paul's Blog Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Bongard
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fit und schlägt vor, dass wir am Dienstag ins Kino gehen (???). Kinotag.
    Moment mal? Ist der Mann nicht alt, halb taub, blind und körperlich eingeschränkt?
    Nein. Unternehmungslustig.
    Eine Betreuerin fragt, ob ich den Job machen kann. Ich nicke, weil die Vorstellung, dass noch jemand mitkommt, mich komplett runterzieht. Ich meine, so sieht es aus, als ob ich mit meinem Opa ins Kino gehe und das ist irgendwie noch okay, aber mit ihr??
    - Und Moment mal, welcher Film überhaupt, frage ich.
    Young @ Heart
    Okay, das sind wir doch alle.
    *Grins*
    Nein, er meint es ernst, dass ist der Filmtitel. Okay. (Ich hoffe inständig, dass das kein Porno ist, ich bin doch erst 17!!)
    Irgendwie ist Bauer so gut drauf oder er hat eine Altersdroge genommen, vielleicht macht auch sein Prostagut high, keine Ahnung, jedenfalls steckt er mich damit an.
    Also gehen wir hin, ich komme ins Altersheim, er hat ein Taxi bestellt, wirklich alles sehr komfortabel. Wir fahren in ein Programmkino (die Porno-Gefahr ist gebannt) und ich sehe mir das Plakat an, das einen sehr morbiden Eindruck macht, da es offenbar um Menschen über 80 geht.
    Stimmt auch, aber dann: Überraschung. Ein total süßer Film über alte Leute, die in einem Chor PUNK und Rocksongs singen. Bauer heult neben mir, es ist sehr rührend, zwei Alte sterben einfach so während der Drehzeit der Doku, das ist heftig.
    Als wir aus dem Kino kommen, treffen wir Feli. Sie kauft Popcorn und sieht mich nicht an. Ich habe den schrecklichen Verdacht, ich habe Mist gebaut. Bauer geht einfach auf sie zu und die beiden reden und ich stehe wie der Oberdepp daneben. Ich hasse meine Unfähigkeit!
    Ich zermartere mein Hirn, damit mir was einfällt: Feli, lass uns mal Pilze sammeln, es ist doch schon Herbst ..., aber mein Gehirn fabriziert nur Grütze. Schließlich sage ich:
    - Ich feiere meinen Geburtstag. (was noch kein richtiger Plan ist) und sie schweigt. Shit .
    - Also vielleicht mach ich was am Wochenende. (Was nur so eine vage Idee ist).
    Und sie:
    - Aha.
    Ich habe das dringende Gefühl, dass wir mal reden müssen, aber da ist Bauer und alles ist so kompliziert. Oder ist es einfach und ich mache mir nur zu viele Gedanken?
     
 
    Es stellen sich Fragen
    October 22, 2008 at 1:46pm
    Vielleicht ist das so, wenn man 18 wird. Vorher lag das Leben eher nicht in meiner Hand. Ich konnte alles auf Mama und Papa schieben, auf die Scheidung, auf die Tatsache, dass ich ein Kind/Teenager/Jugendlicher bin. Vorbei.
    Ich bin schuld, wenn mein 18. Geburtstag eine Katastrophe ist. Ich bin erwachsen, obwohl ich mich genauso unfähig/abhängig/unfrei wie vorher fühle.
    Das Gute. Man soll ja immer das Gute in allem sehen. Das Glas ist halb voll und nicht halb leer. (Mein Gott, wenn erwachsen werden heißt, diese ganzen dummen Sprüche zu schieben, dann gute Nacht.)
    Aber ich sollte – ganz erwachsen – ein paar Tatsachen ins Auge sehen.
    Da wäre meine Liste.
    Ich habe sie seit einem Jahr und ganz ehrlich, ich war mir zu 100 Prozent sicher, dass ich alles auf dieser Liste in einem Jahr locker erreichen würde.
    Stattdessen: Ich habe Moby Dick (nicht ganz) gelesen. Ja, ich weiß ..., aber ich habe eine Arbeit darüber geschrieben und ich musste ein paar Seiten überblättern, um es überhaupt zu schaffen. Ich frage mich, ob ich diesen Punkt von meiner Liste streichen kann? Jein.
    Ich habe Bizeps. Allerdings nur solange ich hart daran arbeite. Das ist nicht so, wie mit dem Abi, wenn man es einmal hat, kann es einem keiner mehr wegnehmen. Nee, nee. Ich streiche den Punkt von meiner Liste, aber ich spüre, ich könnte ihn genauso gut drauf lassen.
    Und der Rest? Ich habe von meinen Eltern die Fahrstunden für den Motorradführerschein zum Geburtstag bekommen. Die beiden teilen sich die Kosten (ich wette, das war eine harte und lange Diskussion). Ich habe mich auch schon in einer Fahrschule angemeldet (der totale Schwachsinn, es wird WINTER). Diesen Punkt kann ich dann also hoffentlich in naher Zukunft abhaken, wenn es nicht schneit und ich die Prüfung bestehe.
    Ich habe noch keinen Toten gesehen und ich bin froh darüber. Wie kam dieser Wunsch überhaupt auf meine Liste? Ich gehe ins Altersheim und habe jedes Mal Schiss, dass einer der Alten vor meinen Augen tot umfällt. Stattdessen fühle ich mich für einen alten Mann verantwortlich, der jede Woche auf einen Besuch von mir wartet. Was habe ich mir da aufgehalst? Ich mag Bauer, aber ich will nicht, dass er auf mich wartet. Theo und Max sind längst

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