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Pausen tun uns gar nicht gut

Pausen tun uns gar nicht gut

Titel: Pausen tun uns gar nicht gut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bennecke,Jürgen
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rollendem „R“ gesprochen, das Heidi auch nach mehrmaligen Üben nicht
aussprechen kann.
    Die Kathedrale von Pamplona ist geschlossen, es ist Mittag und damit Siesta in Spanien. Schade. Darum holen
wir uns einen Stempel in der Touristeninformation und legen eine Pause im
Zentrum von Pamplona auf einer Wiese ein. Die Wanderschuhe aus
und sich lang im Gras ausstrecken, herrlich, dabei Pläne schmieden, wie weit
wir heute noch laufen könnten. Da kommen Wolfgang und Angelika, das bayrische Pärchen
vom Vorabend, an uns vorbei.
    Sie suchen ebenfalls ein
schattiges Plätzchen, wollen aber erst noch zur Stadt hinaus.
    Wolfgang erzählt, dass sie
heute noch bis Uterga wandern wollen und ein Blick auf die
Tageskarte sagt auch mir, dass es in vier Stunden zu schaffen sein müsste.
    Bald schon ziehen die beiden
weiter, und Heidi versucht, mich vom Geist des Camino zu überzeugen: Nicht so
viel planen, es kommt, was soll. „Ja, ja, der Geist sitzt mir schon auf der
Schulter“, ist meine passende Antwort. Alsbald schnüren wir die Schuhe wieder
zu, und es geht weiter Richtung Uterga. Es ist inzwischen brütend
heiß, und wieder hab ich das Gefühl, das es nur noch berghoch geht. Irgendwann
überholt uns ein junger Mann im Eiltempo. Für mich eine gelungene Abwechslung,
und ich dränge ihm ein Gespräch auf. Heidi bleibt immer weiter zurück, und auch
mir ist der junge Mann, der aus Karlsruhe kommt, einfach zu
schnell.

    Ab und zu werfe ich einen Blick
auf meine Umgebung und sehe wehende Getreidefelder um uns herum. Heidi erinnert
dieser Anblick an den Film „Gladiator” in der Szene, als der Römer in seinen
Visionen nach Hause reitet, ihre Phantasie möchte ich haben! Bei einer Passhöhe
von 734 m stehen wir vor einem Windpark. Hier auf diesem Bergrücken lese ich
später in unserem Reiseführer „trifft der Weg der Winde mit dem Weg der Sterne
zusammen“ Hier befinden sich 40 gigantische Windräder zur Stromerzeugung. Es
bläst uns ein Wind um die Ohren, endlich eine frische Briese.
    Der Weg bergab ist steinig, es
geht 3,5 km steil hinunter. Uns begleitet das Gefühl, dass die Kilometer in
Spanien doppelt zählen. Gegen 18:00 Uhr nach 31 km erreichen wir Uterga und suchen eine Herberge. Da diese sogar Doppelzimmer mit einem Pilgermenü für
74,- € anbietet, überlegen wir nicht lange und gönnen uns den Luxus.
    Beim Abendessen gesellen sich
die beiden aus Bayern an unseren Tisch, und wir kommen ins Plaudern. Angelika
erzählt, dass sie Finanzbeamtin sei, viele Jahre in einer Ehe gelebt hat und
ihr geschiedener Mann mit ihrem gemeinsamen Sohn bei einem Motorradausflug ums
Leben kam.
    Wolfgang ist ebenfalls
geschieden und pflegt zu seinen Kindern einen engen Kontakt. Er arbeitet unweit
seines Wohnortes in einer amerikanischen Firma als Elektroniker. Sie hätten
sich über das Internet kennengelernt und wohnen ca. 70 Kilometer auseinander.
Jetzt sind sie schon mehrere Jahre befreundet und wollen sich nach dieser Reise
entscheiden, ob sie zusammenziehen. So eine Art Probe also, und dabei lässt
Wolfgang keinen Zweifel aufkommen, dass Angelika zu ihm ziehen müsse. Er könne
aus seinem Dorf nicht weg, weil im Nebenerwerb die Landwirtschaft zu seiner
täglichen Arbeit gehört. Er nennt die Beziehung, die sie führen, in seinem
bayrischen Dialekt „RUMKASCHPERN“ und fordert spätestens am Ende dieser Reise
eine klare Entscheidung von ihr. Heidi verkündet, dass die beiden exakt
zueinander passen und bringt sich schon mal als Trauzeugin ins Gespräch. Es ist
ein schöner Abend, die beiden machen einen netten Eindruck. Gegen 22:00 Uhr
liegen wir aber trotzdem im Bett, denn ich habe Schlaf nachzuholen.
     
     
     
    29.05.2009

Uterga
— Estella 31 km
     
    Ich schlafe wie ein Murmeltier,
denn der Handywecker piept uns erst um 7:00 Uhr aus dem Bett. Frühstück ist in
dieser Herberge erst ab 9:00 Uhr vorgesehen und daher müssen ein Kaffee vom
Automaten und ein paar Kekse vom Vortag genügen. Wir verlassen Uterga, hinter dem Ort verlaufen wir uns und stehen plötzlich vor einem Getreidefeld.
Drei Franzosen vor uns, die uns einen Moment unaufmerksam werden ließen,
gestikulieren wild und machen uns schnell klar, dass wir umkehren müssen.
Umkehren? Dass sind bestimmt zwei bis drei Kilometer, durchfährt es mich. Ich
ziehe es vor, querfeldein durchs Feld zu laufen, denn der Sonne nach zu
urteilen, stimmt die Richtung. Es dauert nicht lange und wir sehen wieder gelbe
Pfeile und Muscheln am Wegesrand, die den Jakobsweg

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