Pausenbrot und Pradatasche: Roman (German Edition)
im Bikini gebracht. Nicht gerade schmeichelhafte Fotos, auf denen ahnungslose A-Promis am Strand den Bauch raushängen lassen. Das heißt, dass die Pfunde, die ich im Sommer zugelegt habe, kein Grund mehr sind, sich zu schämen. (Vorteil: Diesen Herbst/Winter sind gesmokte Oberteile das Nonplusultra. Brauche also nicht mehr zu befürchten, dass mein Schwabbelbauch über das Taillenbündchen meiner preisreduzierten Jeans von Rock & Republic quillt.)
Sieht aus, als hätte ich mir viel vorgenommen. Bin aber sicher, das alles meistern zu können. Habe die kleinen Herausforderungen des letzten Jahres schließlich auch überlebt.
1. September: Schulanfang
Hektischer Vormittag. Wenn das so weitergeht, glaube ich nicht, dass ich bis zu den Herbstferien durchhalte (sind bis dahin laut Mitteilung der Schule nur noch erschreckende acht Wochen; das kann doch nicht stimmen).
Kurz vor neun mit quietschenden Reifen am Schultor angehalten und gesehen, dass alle anderen Mütter tuschelnd die Köpfe zusammensteckten. Ein gewaltiger Range Rover Sport mit getönten Scheiben fuhr gerade ab.
» Was ist los?«, fragte ich. Mich gewundert, warum alle so verdatterte Gesichter machten.
» Das war Angelica Law«, hauchte eine Mutter, die wirkte, als ob sie einen ordentlichen Drink bitter nötig gehabt hätte. » Ihr kleiner Junge wird heute eingeschult.«
» Wer ist Angelica Law?« Kein Wort verstanden.
Ungläubiges Zungenschnalzen von den anderen Müttern.
» Nur die Frau von James Law«, verkündete eine. » Dem traumhaften amerikanischen Schauspieler. Er dreht hier einen Film mit Noel Jordache. Deshalb werden sie ein Jahr lang in Dublin wohnen.«
Fast einen Herzstillstand erlitten. Der Sohn eines richtigen Promis– nicht nur einer von der Z-Liste– wird in Katies Klasse gehen und vielleicht sogar neben ihr sitzen. Eine wichtige Nachricht. Superwichtig sogar. Warum habe ich nichts davon gewusst? Hätte mich sonst den ganzen Sommer ernsthaft im Umgang mit Promis geübt und mich darauf vorbereitet, einen echten Star mit meiner Schlagfertigkeit und Ausstrahlung zu beeindrucken. Stattdessen die ganze Zeit rumgehangen, Maischips vertilgt und die Stunden bis zum Beginn des Schuljahrs gezählt.
» Wenn wir Glück haben, bekommen wir ihn vielleicht persönlich zu sehen«, sagte eine andere Mutter.
» Oh Gott«, seufzte eine. » Hoffentlich. Der Mann ist ein wandelndes Sexsymbol.«
Allgemeines Gekicher.
Auf dem Heimweg Joe angerufen und ihm die wunderbare Nachricht mitgeteilt.
» Wollen wir hoffen, dass die Schule die nötigen Sicherheitsvorkehrungen trifft«, erwiderte er besorgt.
» Was meinst du mit Sicherheitsvorkehrungen?«, erkundigte ich mich. Vielleicht glaubte er ja, wir würden jetzt jeden Morgen nach versteckten Kameras oder Aufnahmegeräten untersucht, wie sie es bei den Promi-Hochzeiten in Hello! machen, um zu verhindern, dass die Gäste Klatsch an die Presse weitergeben.
» Nun, wenn dieser Schauspieler so ein großes Tier ist, könnte sein Sohn zur Zielscheibe von Entführern werden. Also wird die Schule auf seinen Schutz achten müssen. Hat er denn einen Leibwächter?«
» Oh, keine Ahnung!«, antwortete ich. War begeistert von der Vorstellung, ein eins achtzig großer Muskelmann mit dunkler Brille könnte jeden Tag, ein Funkgerät und eine Smith & Wesson in der Tasche, im Klassenzimmer sitzen.
Nach dem Telefonat auf Wolke sieben geschwebt. Die Anwesenheit eines leibhaftigen Promi-Kindes kommt mir wie gerufen. Nun brauche ich nur noch mit der Promi-Mutter Freundschaft zu schließen, und schon werde ich zu den schicksten Partys der ganzen Stadt eingeladen. Sollte meine Garderobe ein bisschen aufmotzen, nur für den Fall, dass ich ihr auf Anhieb sympathisch bin. Polokragen und Stiefeljeans entsprechen schließlich nicht im Mindesten dem Red Carpet Style.
PS: Louise angerufen, um ihr von der jüngsten Promi-Begegnung zu berichten, aber nur ihren Anrufbeantworter erreicht. Vermutlich das Beste so. Bestimmt wird sie von mir wieder eine Bestätigung dafür verlangen, dass ich auch wirklich als ihre Geburtsbegleiterin zur Verfügung stehen werde. Bereue allmählich, dass ich mich dazu habe breitschlagen lassen.
2. September
Ein wenig vor der Schule herumgelungert, um Angelica Law zu sichten. Musste jedoch das Handtuch werfen, nachdem sich der Schulhof geleert hatte und ich allein zurückblieb. Nach Hause gefahren und beschlossen, eine Weile Oprah zu glotzen, bevor ich die Suche nach meiner inneren Mitte in Angriff
Weitere Kostenlose Bücher