Pausenbrot und Pradatasche: Roman (German Edition)
Erwartungen. Was, wenn ich etwas falsch mache? Zum Beispiel könnte ich das Baby fallen lassen, wenn es rauskommt.«
Allein schon die Vorstellung daran ließ mich erschaudern.
» Strampelt das Baby schon?«, fragte Joe träumerisch und mit rührseliger Miene.
» Äh, ich glaube, ja«, antwortete ich. Nicht gewusst, warum das eine Rolle spielt.
» Ach, das fand ich wunderschön. Du nicht?« Er lachte in sich hinein. » Erinnerst du dich? Jack hat so kräftig gestrampelt, dass sich die Decke bewegt hat, wenn du im Bett lagst.«
» Ja, ich erinnere mich«, meinte ich kichernd. » Und du hast mir den Bauch getätschelt und ihm gesagt, dass er wieder einschlafen soll.«
» Und da hat er noch fester gestrampelt!«
Gemeinsam gelacht. Jack tritt noch immer gern zu, nur dass jetzt seine Schwester alles abbekommt und nicht mehr meine Innereien.
Dann sah Joe mich mit einem merkwürdigen Gesichtsausdruck an. » Es waren schöne Zeiten«, flüsterte er.
» Ja, das waren sie«, erwiderte ich. War gerührt, wie liebevoll er sie im Gedächtnis behalten hat. » Ist es nicht erstaunlich, wie groß sie inzwischen geworden sind?«
Joe zärtlich angelächelt. Im nächsten Moment kam Katie in die Küche gerannt, warf sich keuchend und hysterisch kreischend auf den Boden. Romantischer Augenblick dahin.
» Daaaad!«, schluchzte sie. » Jack hat gerade meine neue Bratz-DVD vollgepinkelt!«
8. September
Besuch von Mrs H. » Ich habe wichtige Neuigkeiten für dich, Susie«, verkündete sie. War offenbar sehr zufrieden mit sich.
» Worum geht es denn?«, erkundigte ich mich. Habe am Wahrheitsgehalt der Aussage gezweifelt. Außer man hält einen Bingo-Gewinn von fünf Euro für ein nachrichtenwürdiges Ereignis.
» David kommt mich nächstes Wochenende besuchen!« Ihre Augen funkelten aufgeregt.
» Das ist ja prima!«, begeisterte ich mich. Habe mich gefragt, warum Zweitsohn David sie mit einer Stippvisite beehrt. Normalerweise bemüht er sich nur zu Weihnachten aus London hierher.
» Ja, das ist es. Aber vorher gibt es noch viel zu tun«, entgegnete sie, biss in einen Muffin und förderte eine Liste mit Erledigungen aus ihrer Kunstlederhandtasche zutage. » Ich werde das ganze Haus von oben bis unten neu tapezieren.«
» Hältst du das wirklich für nötig?«, wandte ich ein. » Er würde sicher nicht wollen, dass du dir solche Mühe machst.«
» Oh, es macht überhaupt keine Mühe«, erwiderte sie. » Dein Joe ist ja handwerklich so geschickt und schafft es bestimmt ruck, zuck. Außerdem möchte ich David nicht enttäuschen. Er interessiert sich sehr für Innenarchitektur und ist regelrecht süchtig nach diesen Einrichtungssendungen.«
Nachdem sie noch einmal in ihren Muffin gebissen hatte, kramte sie eine Farbskala aus der Handtasche und breitete sie auf dem Tisch aus. » Und da wäre noch etwas«, raunte sie und sah sich verstohlen um, als ob das ganze Land unser Gespräch belauschte. » Er bringt einen Freund mit. Aber es ist streng geheim, weshalb ich es dir eigentlich nicht verraten dürfte.«
Sie sah mich erwartungsvoll an, was eine eindeutige Aufforderung an mich war, sie um weitere Einzelheiten anzuflehen.
Ich merkte auf. Das war wirklich eine Neuigkeit. » Einen Freund?«
» Ja. Doch ich kann nicht darüber reden. Es ist ein Prominenter.«
» Wirklich?« Meine Neugier war geweckt. Offenbar gab es inzwischen Promis wie Sand am Meer.
» Gut, wenn du es unbedingt wissen willst«, sprudelte sie begeistert hervor. » Es ist der junge Mann, der bei Toxic TV den Wetterbericht präsentiert. Ein wirklich hübscher Bursche. Letztes Jahr war er in Dancing on Waterskis. Und David ist sehr gut mit ihm befreundet.«
Wahrscheinlich besser, als du ahnst, dachte ich. Mich gefragt, ob David seiner Mutter wohl je gestehen wird, dass er schwul ist.
» Übrigens wirst du nie erraten, wen ich heute Morgen im Supermarkt getroffen habe«, fuhr Mrs H. fort. » Angelica Soundso. Die Frau von diesem berühmten Schauspieler.«
» Du hast Angelica Law getroffen?« Meinen Ohren nicht getraut.
» Ja, und sie ist wirklich sehr sympathisch. Sie stand im Gang mit den Keksen und konnte sich nicht zwischen Jaffa Cakes und Schoko-Kimberleys entscheiden. Ich habe ihr gesagt, wenn sie echte irische Kekse probieren will, soll sie die Schoko-Kimberleys nehmen. Zu einer guten Tasse Tee sind sie unübertroffen.«
Nach Luft geschnappt und geglaubt, mich verhört zu haben.
» Sie war mir so dankbar für den Tipp, dass sie mir angeboten hat, mich
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