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Pendergast 01 - Relic - Museum der Angst

Pendergast 01 - Relic - Museum der Angst

Titel: Pendergast 01 - Relic - Museum der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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finden waren. Das kommt mir merkwürdig vor.
    Whittlesey hielt inne. Er hatte die Entdeckung der Figur in seinem Tagebuch nicht beschrieben, und selbst jetzt sträubte sich sein Gehirn, sich daran zu erinnern.
    Wenn Crocker sich nicht vom Weg entfernt hätte, um einen Jakamar besser beobachten zu können, hätten sie niemals den verborgenen Pfad entdeckt, der zwischen glitschigen, moosbewachsenen Felswänden steil bergab führte. Dann tauchte in dem feuchten Tal, in das fast kein Tageslicht mehr drang, verborgen unter uralten Matamata-Bäumen diese krude hingebaute Hütte auf … Die beiden Botocudo-Führer, die ständig auf Tupian miteinander geschwatzt hatten, wurden plötzlich still. Als Carlos sie fragte, was los sei, murmelte einer von ihnen etwas vom Wächter der Hütte und einem Fluch, der jeden treffen würde, der es wagte, ihre Geheimnisse zu verletzen. Whittlesey hörte zum ersten Mal, wie sie das Wort Kothoga sagten.
Kothoga.
Die Schattenmenschen.
    Whittlesey war skeptisch. Natürlich hatte er schon mal von diesem oder jenem ähnlichen Fluch gehört – mit schöner Regelmäßigkeit meistens dann, wenn die Träger mehr Bezahlung herausschinden wollten. Aber als er um die Hütte herumgegangen war, waren die beiden Führer spurlos verschwunden.
    … und dann diese alte Frau, die aus dem Urwald gestolpert kam. Sie war vermutlich eine Yanoama, auf jeden Fall keine Kothoga. Aber sie kannte die Kothoga.
Sie hatte sie gesehen.
Auch sie brabbelte etwas von einem Fluch … und als sie gleich darauf wieder verschwand, schien sie mit dem Wald zu verschmelzen wie ein einjähriger Jaguar und nicht wie eine uralte Frau.
    Danach wandten sie ihre Aufmerksamkeit der Hütte zu.
    Die Hütte … Ganz behutsam erlaubte sich Whittlesey, sich daran zu erinnern. Sie war flankiert von zwei Steintafeln, auf denen das gleiche, auf seinen Hinterläufen sitzende Tier eingemeißelt war. Es hielt etwas in seinen Klauen, aber die Tafeln waren zu verwittert, um zu erkennen, was es war. Hinter der Hütte lag ein verwilderter Garten, eine bizarre Oase von leuchtenden Farben vor der grünen Eintönigkeit.
    Der Boden der Hütte war etwa einen Meter in die Erde eingelassen, so daß Crocker sich fast den Hals gebrochen hätte, als er hinunterfiel. Whittlesey folgte ihm vorsichtig, während Carlos am Eingang kniete und wartete. Im Inneren war es dunkel und kühl, und es roch nach verrotteter Erde. Whittlesey knipste seine Taschenlampe an und bemerkte die hölzerne Figur, die auf einem großen Erdhaufen in der Mitte der Hütte stand. Zu ihren Füßen lagen etliche flache, scheibenförmige Steine, in die merkwürdige Zeichen eingeritzt waren. Und dann richtete Whittlesey das Licht der Taschenlampe auf die Wände der Hütte.
    Sie bestanden praktisch aus menschlichen Schädeln. Als Whittlesey sich ein paar davon in seiner unmittelbaren Nähe genauer ansah, bemerkte er tiefe Kratzer im Knochen, deren Herkunft er sich nicht erklären konnte. An der Oberseite der Schädel gähnten gezackte Löcher, und bei vielen war auch der Hinterkopf zerschmettert und der hintere Teil der Schädeldecke nicht mehr vorhanden.
    Whittleseys Hand zitterte, und die Taschenlampe ging aus. Bevor er sie wieder anschaltete, sah er, wie das Tageslicht durch Tausende von Augenhöhlen hereindrang und Staubflöckchen träge durch die dicke Luft schwebten.
    Als sie die Hütte wieder verlassen hatten, sagte Crocker, er wolle einen kurzen Spaziergang machen – er müsse jetzt eine Weile allein sein. Aber er kam nicht mehr zurück.
    Die Vegetation hier ist höchst ungewöhnlich. Die Zykadazeen und die Farne erscheinen mir fast urzeitlich, als hätte es sie schon vor dem Übergang von der Kreidezeit zum Tertiär gegeben. Schade, daß ich nicht mehr Zeit habe, um sie genauer zu untersuchen. Eine besonders faserige Art davon haben wir als Packmaterial für die Kisten verwendet. Wenn Jorgensen daran interessiert ist, kannst du ihn gerne einen Blick darauf werfen lassen.
    In einem Monat werde ich hoffentlich mit dir im Explorer’s Club sitzen und unseren Erfolg mit ein paar trockenen Martinis und einem guten Macanudo feiern. Bis dahin, das weiß ich, kann ich dir dieses Material und meinen guten Ruf getrost anvertrauen.
    Dein Kollege Whittlesey
    Er packte den Brief noch mit in die Kiste.
    »Carlos«, sagte er dann, »ich will, daß du diese Kiste zurück nach Pôrto de Mós bringst und dort auf mich wartest. Wenn ich in zwei Wochen nicht zurück bin, dann verständige Colonel Soto.

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