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Pendergast 01 - Relic - Museum der Angst

Pendergast 01 - Relic - Museum der Angst

Titel: Pendergast 01 - Relic - Museum der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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Sag ihm, daß er diese und die anderen Kisten wie vereinbart per Luftfracht ans Museum schicken soll. Er wird dir auch dein Geld auszahlen.«
    Carlos sah ihn an. »Ich verstehe nicht, Señor«, sagte er. »Wollen Sie denn allein hierbleiben?«
    Whittlesey lächelte, zündete sich eine weitere Zigarette an und fuhr mit dem Töten der Zecken fort. »Jemand muß die Kiste zurückbringen. Wenn du dich beeilst, müßtest du Maxwell eigentlich noch vor dem Fluß einholen können. Ich möchte noch ein paar Tage weiter nach Crocker suchen.«
    Carlos schlug sich aufs Knie. »
Es loco!
Ich kann Sie nicht allein lassen.
Si te dejo atras, te moririas.
Sie werden hier im Urwald sterben,
Señor,
und die Brüllaffen werden mit Ihren Knochen spielen. Wir müssen zusammen zurückgehen, das ist am besten.«
    Whittlesey schüttelte ungeduldig den Kopf. »Gib mir das Jod und das Chinin und das getrocknete Rindfleisch aus deinem Sack«, sagte er, während er sich seine schmutzige Socke wieder anzog und den Stiefel zuschnürte.
    Carlos packte inzwischen, immer noch protestierend, aus. Whittlesey schenkte ihm keine Beachtung, kratzte gedankenverloren an den Insektenstichen an seinem Nacken herum und starrte hinauf zum Cerro Gordo.
    »Maxwell wird sich wundern, Señor. Er wird denken, ich hätte Sie im Stich gelassen. Das wäre sehr schlecht für mich«, sagte Carlos nervös, während er die gewünschten Dinge in Whittleseys Rucksack verstaute. »Die Cabouri-Fliegen werden Sie bei lebendigem Leib auffressen«, fuhr er fort, ging zu der Kiste und verschloß sie wieder. »Sie werden wieder Malaria bekommen, und dieses Mal werden Sie daran sterben. Ich bleibe bei Ihnen.«
    Whittlesey betrachtete den schneeweißen Haarschopf, der teilweise an Carlos’ schweißnasser Stirn klebte. Noch gestern, bevor Carlos in die Hütte geblickt hatte, war dieses Haar tiefschwarz gewesen. Als Carlos Whittleseys Blick bemerkte, schlug er die Augen nieder.
    Whittlesey stand auf. »Adios«, sagte er und verschwand im Urwald.
     
    Am späten Nachmittag bemerkte Whittlesey, daß die dichten, tiefliegenden Wolken um den Cerro Gordo wieder da waren. Die letzten paar Meilen war er einem Weg ungewisser Herkunft gefolgt, der als ein schmaler Trampelpfad durchs Unterholz führte, aber sicher durch die Fiebersümpfe am Fuße des
Tepui,
des feuchten, dschungelüberzogenen Plateaus, auf das er jetzt zusteuerte. Es mußte ein von Menschen angelegter Pfad sein, dachte Whittlesey, denn er führte irgendwie logisch auf irgendein noch verborgenes Ziel zu. Tierpfade verliefen oft kreuz und quer, mal in diese oder jene Richtung. Außerdem kam Whittlesey auf diesem Pfad einer steilen Schlucht in der Wand des
Tepui
immer näher. Diesen Weg mußte Crocker genommen haben.
    Whittlesey blieb stehen und nahm unwillkürlich seinen Talisman in die Hand – ein Amulett aus zwei gekreuzten Pfeilen, der eine golden, der andere silbern, das er schon seit seiner Kindheit um den Hals trug. Whittlesey und seine Leute hatten seit mehreren Tagen keine menschliche Behausung mehr gesehen, außer einer lange verlassenen Ansiedlung von Wurzelsammlern – und dann die Hütte, natürlich. Nur die Kothoga konnten also diesen Pfad angelegt haben.
    Als Whittlesey sich dem Plateau näherte, konnte er erkennen, daß ein paar Rinnsale an dessen steilen Flanken herabflossen. Diese Nacht würde er hier unten biwakieren und dann am Morgen die gut tausend Höhenmeter in Angriff nehmen. Der Anstieg würde steil, schlammig und möglicherweise gefährlich werden. Und wenn Whittlesey dabei auf die Kothoga stieß – nun, dann saß er ganz schön in der Falle.
    Aber er hatte eigentlich keinen Grund zu der Annahme, daß der Stamm der Kothoga nicht friedlich sein sollte. Schließlich war es Mbwun, eine rätselhafte Kreatur, der die einheimischen Mythen alles Böse und Mörderische zuschrieben. Angeblich war er ein seltsames Lebewesen, das von den Kothoga unter Kontrolle gehalten wurde und das noch nie ein Außenstehender zu Gesicht bekommen hatte.
Sollte es diesen Mbwun am Ende wirklich geben?
fragte sich Whittlesey. Ein kleiner Rest einer unbekannten Tierart konnte vielleicht wirklich in diesem riesigen Regenwald über Jahrmillionen hinweg überlebt haben; schließlich war dieses Gebiet von den Biologen praktisch unerforscht. Nicht zum ersten Mal wünschte sich Whittlesey, daß Crocker ihm nicht seinen Revolver weggenommen hätte.
    Am wichtigsten war es jetzt für Whittlesey, daß er zuerst einmal Crocker fand.

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