Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pendergast 01 - Relic - Museum der Angst

Pendergast 01 - Relic - Museum der Angst

Titel: Pendergast 01 - Relic - Museum der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
Vom Netzwerk:
Calypso-Musik aus den direkt am Wasser gelegenen Bars an der Avenida Antonio Machado.
    Bisher war alles so gut gelaufen. Als Miami für ihn zu heiß geworden war, war er auf dem langen Weg über Kolumbien, Venezuela und Französisch Guyana in diesen schwach frequentierten Hafen gekommen, den lediglich kleine Küstenfrachter anliefen. An den Docks wurden fast immer Schauerleute gebraucht, und Ven hatte schon früher Schiffe be- und entladen. Als er seinen Namen mit Ven Stevens angab, fragte niemand nach. Sie hätten sowieso nicht geglaubt, daß jemand mit Vornamen Stevenson hieß.
    Hier gab es alles, was er brauchte. In Miami hatte er viel Zeit gehabt, um seine Instinkte zu schärfen, und das machte sich hier bezahlt. Absichtlich sprach er holperiges Portugiesisch mit vielen Fehlern und studierte dabei die Augen seiner Gesprächspartner, so daß er sie besser einschätzen konnte. Und so hatte er Ricon gefunden, den zweiten Assistenten des Hafenmeisters, den er für seine Arbeit unbedingt benötigte.
    Wenn wieder mal eine Lieferung den Fluß herunterkam, wurde Ven benachrichtigt. Normalerweise nannte man ihm zwei Namen: den des ankommenden und den des auslaufenden Schiffes. Ven wußte immer, wonach er suchen mußte, denn die Kisten sahen immer gleich aus. Er kümmerte sich darum, daß sie sicher von Bord kamen und in einer Lagerhalle verstaut wurden. Dann mußte er nur noch dafür sorgen, daß sie die letzten Frachtstücke waren, die auf ein bestimmtes, in die Vereinigten Staaten fahrendes Schiff verladen wurden.
    Ven, der ein von Natur aus vorsichtiger Mensch war, hatte immer ein waches Auge auf den Vorarbeiter. Ein, zwei Mal hatte er anfangs das unbestimmte Gefühl gehabt, der Vorarbeiter hätte Verdacht geschöpft, und in seinem Kopf war ein Alarm losgegangen. Aber dann hatte Ven sich gleich wieder beruhigt, und nach ein paar Wochen hatte die Alarmglocke nicht mehr geschrillt. Er sah auf seine Uhr. Es war elf Uhr abends. Er hörte, wie um die Ecke eine Tür geöffnet und wieder geschlossen wurde. Ven preßte sich eng an die Wand. Er hörte schwere, polternde Schritte auf hölzernen Planken, dann sah er im Licht einer Straßenlaterne die Gestalt des Vorarbeiters vorbeigehen. Als die Schritte leiser wurden, lugte Ven um die Ecke. Das Büro war dunkel und verlassen wie immer um diese Zeit. Er blickte sich noch einmal um, dann drückte er sich um die Mauerecke und ging aufs Dock zu.
    Bei jedem Schritt klatschte ein leerer Rucksack feucht gegen seinen Rücken. Im Gehen griff Ven in die Hosentasche, holte einen Schlüssel heraus und hielt ihn fest in der Hand. Dieser Schlüssel war seine Lebensversicherung. Bereits zwei Tage nach Beginn seiner Arbeit hier auf dem Dock hatte er sich einen Abdruck davon gemacht.
    Ven ging an einem kleinen, am Kai liegenden Frachter vorbei, von dessen schweren Tauen schwarzes Wasser auf die verrosteten Poller tropfte. Das Schiff schien verlassen, nicht einmal eine Hafenwache befand sich an Deck. Ven verlangsamte seine Schritte. Direkt vor ihm, am Ende des Hauptpiers, befand sich die Tür der Lagerhalle. Ven warf einen raschen Blick über seine Schulter. Dann schloß er schnell die Metalltür auf und schlüpfte in die Halle.
    Nachdem er die Tür leise wieder zugezogen hatte, wartete er, bis sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Die Hälfte war geschafft. Jetzt mußte er nur hier drin fertig werden und dann die Halle wieder verlassen.
    Und zwar so schnell wie möglich. In letzter Zeit nämlich war Ricon immer gieriger geworden, denn die Cruzeiros rannen ihm wie Wasser durch die Finger. Das letzte Mal hatte er im Spaß an der Höhe seines Anteils herumgenörgelt, und heute vormittag hatte Ven beobachtet, wie Ricon und der Vorarbeiter miteinander ein paar leise Worte gewechselt hatten. Dabei hatte der Vorarbeiter herüber zu Ven geblickt. Und dem sagte nun sein Instinkt, daß es Zeit war, von hier zu verschwinden.
    Das Innere der dunklen Lagerhalle war eine verschwommene Landschaft aus Frachtcontainern und Packkisten. Ven konnte es nicht riskieren, eine Taschenlampe zu benützen, aber er brauchte auch keine. Er kannte sich hier so gut aus, daß er auch im Schlaf seinen Weg gefunden hätte. Vorsichtig suchte er sich zwischen Bergen von Frachtgut seinen Weg.
    Schließlich blieb er vor einem Stapel abgewetzter Kisten in einer Ecke der großen Halle stehen. Es waren eine kleine und sechs große Kisten, von denen auf einige mit Schablone die Buchstaben MNH NEW YORK geschrieben

Weitere Kostenlose Bücher