Penthesilea - ein Trauerspiel
des Heeres Schweif beschirmen.
Sieh’, bei den Göttern des Olymps, nicht Einen
Gefangenen entreißt er dir! Es soll
Der Glanz, auch meilenfernhin, seiner Waffen,
Dein Heer nicht schrecken, seiner Rosse ferner Tritt
Dir kein Gelächter einer Jungfrau stören:
Mit meinem Haupt steh’ ich dir dafür ein!
Penthesilea . (indem sie sich plötzlich zu Asteria wendet)
Kann das geschehn, Asteria?
Asteria . Herrscherinn –
Penthesilea .
Kann ich das Heer, wie Prothoe verlangt,
Nach Themiscyra wohl zurücke führen?
Asteria .
Vergieb, wenn ich in meinem Fall, o Fürstinn –
Penthesilea .
Sprich dreist. Du hörst.
Prothoe . (schüchtern) Wenn du den Rath willst gütig
Versammelt aller Fürstinnen befragen,
So wird –
Penthesilea .
Den Rath hier dieser will ich wissen!
– Was bin ich denn seit einer Hand voll Stunden?
(Pause, in welcher sie sich sammelt)
– – Kann ich das Heer, du sprichst, Asteria,
Kann ich es wohl zurück zur Heimath führen?
Asteria .
Wenn du so willst, o Herrscherinn, so laß
Mich dir gestehn, wie ich des Schauspiels staune,
Das mir in die ungläub’gen Sinne fällt.
Vom Kaukasus, mit meinem Völkerstamm,
Um eine Sonne später aufgebrochen,
Konnt’ ich dem Zuge deines Heeres nicht,
Der reißend wie ein Strom dahinschoß, folgen,
Erst heute, weißt du, mit der Dämmerung,
Auf diesen Platz schlagfertig treff ich ein;
Und jauchzend schallt aus tausend Kehlen mir
Die Nachricht zu: Der Sieg, er sei erkämpft,
Beschlossen schon, auf jede Forderung
Der ganze Amazonenkrieg. Erfreut,
Versichr’ ich dich, daß das Gebet des Volks sich dir
So leicht, und unbedürftig mein, erfüllt,
Ordn’ ich zur Rückkehr Alles wieder an;
Neugierde treibt mich doch, die Schaar zu sehen,
Die man mir als des Sieges Beute rühmt;
Und eine Handvoll Knechte, bleich und zitternd,
Erblickt mein Auge, der Argiver Auswurf,
Auf Schildern, die sie fliehend weggeworfen,
Von deinem Kriegstroß schwärmend aufgelesen.
Vor Trojas stolzen Mauern steht das ganze
Helenenheer, steht Agamemnon noch,
Stehn Menelaus, Ajax, Palamed;
Ulysses, Diomedes, Antilochus,
Sie wagen dir ins Angesicht zu trotzen:
Ja jener junge Nereïdensohn,
Den deine Hand mit Rosen schmücken sollte,
Die Stirn beut er, der Übermüth’ge, dir;
Den Fußtritt will er, und erklärt es laut,
Auf deinen königlichen Nacken setzen:
Und meine große Arestochter fragt mich,
Ob sie den Siegesheimzug feiern darf?
Prothoe (leidenschaftlich)
Der Königinn, du Falsche, sanken Helden
An Hoheit, Muth und Schöne –
Penthesilea . Schweig, Verhaßte!
Asteria fühlt, wie ich, es ist nur Einer
Hier mir zu sinken werth: und dieser Eine,
Dort steht er noch im Feld der Schlacht und trotzt!
Prothoe .
Nicht von der Leidenschaft, o Herrscherinn,
Wirst du dich –
Penthesilea . Natter! Deine Zunge nimm gefangen!
– Willst du den Zorn nicht deiner Königinn wagen!
Hinweg!
Prothoe .
So wag’ ich meiner Königinn Zorn!
Eh’ will ich nie dein Antlitz wiedersehen,
Als feig’, in diesem Augenblick, dir eine
Verrätherinn schmeichlerisch zur Seite stehn.
Du bist, in Flammen wie du loderst, nicht
Geschickt, den Krieg der Jungfraun fortzuführen;
So wenig, wie, sich mit dem Spieß zu messen,
Der Löwe, wenn er von dem Gift getrunken,
Das ihm der Jäger tückisch vorgesetzt.
Nicht den Peliden, bei den ew’gen Göttern,
Wirst du in dieser Stimmung dir gewinnen:
Vielmehr, noch eh’ die Sonne sinkt, versprech’ ich,
Die Jünglinge, die unser Arm bezwungen,
So vieler unschätzbaren Mühen Preis,
Uns bloß, in deiner Raserei verlieren.
Penthesilea .
Das ist ja sonderbar und unbegreiflich!
Was macht dich plötzlich denn so feig?
Prothoe . Was mich? –
Penthesilea .
Wen überwandst du, sag’ mir an?
Prothoe . Lykaon,
Den jungen Fürsten der Arkadier.
Mich dünkt, du sahst ihn.
Penthesilea . So, so. War es jener,
Der zitternd stand, mit eingeknicktem Helmbusch,
Als ich mich den Gefangnen gestern –
Prothoe . Zitternd!
Er stand so fest, wie je dir der Pelide!
Im Kampf von meinen Pfeilen heiß getroffen,
Sank er zu Füssen mir, stolz werd’ ich ihn,
An jenem Fest der Rosen, stolz, wie Eine,
Zu unserm heil’gen Tempel führen können.
Penthesilea .
Wahrhaftig? Wie du so begeistert bist.
Nun denn – er soll dir nicht entrissen werden!
– Führt aus der Schaar ihn den Gefangenen,
Lykaon, den Arkadier herbei!
– Nim, du unkriegerische Jungfrau, ihn,
Entfleuch, daß er dir nicht verloren gehe,
Aus dem Geräusch der Schlacht mit ihm, bergt euch
In Hecken von süß duftendem
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