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Penthesilea - ein Trauerspiel

Penthesilea - ein Trauerspiel

Titel: Penthesilea - ein Trauerspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich von Kleist
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das niemand höre,
Der Tanaïs Asche, streut sie in die Luft!
    Prothoe .
Und du, mein theures Schwesterherz?
    Penthesilea .
Ich?
    Prothoe .
Du!
    Penthesilea .
– Ich will dir sagen, Prothoe,
Ich sage vom Gesetz der Fraun mich los,
Und folge diesem Jüngling hier.
    Prothoe .
Wie, meine Königinn?
    Die Oberpriesterinn .
Unglückliche!
    Prothoe .
Du willst – ?
    Die Oberpriesterinn .
Du denkst –
    Penthesilea . Was? Allerdings!
    Meroe . O Himmel!
    Prothoe .
So laß mich dir ein Wort, mein Schwesterherz –
(sie sucht ihr den Dolch wegzunehmen)
    Penthesilea .
Nun denn, und was? – – Was suchst du mir am Gurt?
– Ja, so. Wart’ gleich! Verstand ich dich doch nicht.
– – Hier ist der Dolch.
(sie lößt sich den Dolch aus dem Gurt, und giebt ihn der Prothoe)
Willst du die Pfeile auch?
(sie nimmt den Köcher von der Schulter)
Hier schütt’ ich ihren ganzen Köcher aus!
(sie schüttet die Pfeile vor sich nieder)
Zwar reitzend wär’s von Einer Seite –
(sie hebt einige davon wieder auf)
Denn dieser hier – nicht? Oder war es dieser – ?
Ja, der! Ganz recht – Gleichviel! Da! Nimm sie hin!
Nimm alle die Geschosse zu dir hin!
(sie rafft den ganzen Bündel wieder auf, und giebt ihn der Prothoe in die Hände)
    Prothoe . Gieb her.
    Penthesilea .
Denn jetzt steig’ ich in meinen Busen nieder,
Gleich einem Schacht, und grabe, kalt wie Erz,
Mir ein vernichtendes Gefühl hervor.
Dies Erz, dies läutr’ ich in der Glut des Jammers
Hart mir zu Stahl; tränk’ es mit Gift sodann,
Heißätzendem, der Reue, durch und durch;
Trag’ es der Hoffnung ew’gem Amboß zu,
Und schärf’ und spitz es mir zu einem Dolch;
Und diesem Dolch jetzt reich’ ich meine Brust:
So! So! So! So! Und wieder! – Nun ist’s gut.
(sie fällt und stirbt)
    Prothoe . (die Königinn auffassend)
Sie stirbt!
    Meroe . Sie folgt ihm, in der That!
    Prothoe . Wohl ihr!
Denn hier war ihres fernern Bleibens nicht.
(sie legt sie auf den Boden nieder)
    Die Oberpriesterinn .
Ach! Wie gebrechlich ist der Mensch, ihr Götter!
Wie stolz, die hier geknickt liegt, noch vor Kurzem,
Hoch auf des Lebens Gipfeln, rauschte sie!
    Prothoe .
Sie sank, weil sie zu stolz und kräftig blühte!
Die abgestorbne Eiche steht im Sturm,
Doch die gesunde stürzt er schmetternd nieder,
Weil er in ihre Krone greifen kann.

Informationen zum Autor
    Heinrich von Kleist
    Geboren am 18.10.1777 in Frankfurt/Oder. Er kam nach dem frühen Tod des Vaters 1788 in das Haus des Predigers S. Cartel und besuchte das französische Gymnasium. 1792 trat er in das Potsdamer Garderegiment ein. Kleist nahm am Rheinfeldzug (1796) teil, wurde Leutnant (1797) und schied 1799 freiwillig aus dem Dienst aus.
    Dann studierte er Philosophie, Physik, Mathematik und Staatswissenschaft in Frankfurt/O. (1799/1800).
    Zwischen 1802 und 1803 lebte er in Weimar bei Wieland , wo er auch Goethe und Schiller kennenlernte.
    1804 trat er in den preußischen Staatsdienst ein. Er wurde 1807 in Berlin als vermeintlicher Spion festgenommen. 1807-1809 war er in Dresden, wo er mit Tieck verkehrte und mit A. Müller den “Phöbus” herausgab. 1810 gab er mit A. Müller die “Berliner Abendblätter” heraus, die schon kurz darauf wegen Zensurschwierigkeiten eingestellt werden mußten. Ohne literarischen Erfolg, an menschlichen Bindungen zweifelnd und über die politische Lage verzweifelt, nahm er sich gemeinsam mit der unheilbar kranken Henriette Vogel am Wannsee das Leben. Kleist starb am 21.11.1811.
    Werke u.a.
1807 Amphitryon
1808 Penthesilea
1810 Erzählungen
1810 Das Käthchen von Heilbronn
1811 Der zerbrochne Krug
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Impressum
    Verlag: ekz.bibliotheksservice GmbH, Reutlingen
    Ebook erstellt durch epublius GmbH , Berlin
    ISBN: 978-3-95608-067-8

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