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Perdido Street Station 01 - Die Falter

Perdido Street Station 01 - Die Falter

Titel: Perdido Street Station 01 - Die Falter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville
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schrien plötzlich gellend, als die Chymikalien durch die Masken drangen und ihre Gesichter zerfraßen.
    Immer noch kein Gewehrfeuer.
    Isaac griff sich neue Flaschen von seinen Regalen, diesmal mit mehr Überlegung, um die Wirkung der Mixturen nicht dem Zufall zu überlassen. Warum schießen sie nicht?, fuhr es ihm durch den Kopf.
    Die Verwundeten waren zurück auf die Straße gezogen worden. An ihrer Stelle rückte eine Phalanx Schwerbewaffneter vor, hinter Eisenschilden mit Sichtfenstern aus Panzerglas, durch die sie das Gelände sondierten. Hinter ihnen entdeckte Isaac zwei Elitesoldaten, die ihre Khepri-Blitzwerfer bereitmachten.
    Sie müssen Befehl haben, uns lebend einzufangen!, dachte er. Blitzwerfer konnten eine todbringende Waffe sein – oder auch nicht, je nach Wunsch. Hätte man ihre Leichen gewollt, wäre es für Rudgutter erheblich leichter gewesen, konventionelle Truppen zu schicken, mit Flinten und Armbrüsten, anstatt solcher raren Spezialisten: Menschen, die an der typischen Khepriwaffe ausgebildet worden waren.
    Isaac schleuderte eine Doppelsalve aus Trolleisenstaub und Sanguimorphdestillat auf die vordersten Eindringlinge, aber diese reagierten schnell und ließen die Geschosse an geschickt gedrehten Schilden zerschellen. Die Soldaten in den hinteren Reihen vollführten groteske Hüpfer, um den gefährlichen Splittern und Spritzern auszuweichen.
    Beide Offiziere hinter den Schildträgern wirbelten ihre mit scharfen Spitzen versehenen Schwungleinen.
    Die Blitzwerfer selbst – von den Khepri entwickelte, auf der Basis von Federmotoren funktionierende komplizierte Mechanismen – waren am Koppel befestigt; sie hatten Form und Größe eines kleinen Beutels. An jeder Seite war ein langes Kabel befestigt: dicker Draht, ummantelt von Metallspiralen und Gummiisolierung, ausziehbar auf mehr als sechs Meter. Ungefähr einen Dreiviertelmeter vor dem Kabelende befand sich je ein Griff aus poliertem Holz, den die Männer in die Hand nahmen. Sie ließen die beschwerten Enden immer schneller kreisen, bis man sie nur mehr als verschwommene graue Schatten wahrnahm. Isaac wusste, an der Spitze dieser Zielfinder befand sich eine tückische kleine Kralle, ein hässlicher Strauß von Haken und Stacheln. Es gab diese Spitzen in verschiedenen Ausführungen. Manche waren massiv, die kunstvollsten schnellten beim Auftreffen wie mörderische Blüten auseinander. Alle waren darauf ausgelegt, weit und genau zu fliegen, Panzerungen zu durchschlagen, sich erbarmungslos in zerrissenes Fleisch zu krallen.
    Derkhan hatte sich neben Lemuel hinter den Schreibtisch in Deckung geworfen. Auf der Galerie suchte Isaac nach frischer Munition. In diesem Augenblick des Stillstands richtete Derkhan sich halb auf, spähte über den Rand der Schreibtischplatte und legte mit ihrer großen Pistole an.
    Sie betätigte den Abzug. Im selben Moment gab einer der Soldaten die Schnüre seines Blitzwerfers frei.
    Derkhan war eine gute Schützin. Ihre Kugel schlug in das Sichtfenster eines der Schilde, das sie für den Schwachpunkt gehalten hatte. Die Scheibe barst krachend und spektakulär, im Nu geweißt von Splitterstaub und einem Netz fein verästelter Risse, aber sie war mit Kupferdraht verstärkt und zerbrach nicht. Der Mann dahinter geriet kurz ins Taumeln, fasste aber gleich wieder festen Tritt.
    Der Elitesoldat mit dem Blitzwerfer beherrschte seine Waffe meisterhaft. Gleichzeitig schwang er beide Arme in die Höhe, dabei betätigte er die kleinen Hebel in den Griffen, die die Kabel lösten. Sie wurden vom Schwung der rotierenden Krallen mitgerissen.
    Meter um Meter schnurrten sie nahezu ohne jede Reibung aus dem Innern des Behältnisses und durch die hölzernen Griffe, ohne dass die Krallen gebremst wurden. Ihre Flugbahn war perfekt. Die gezackten Gewichte beschrieben eine lang gezogene elliptische Kurve, die schnell flacher wurde, als die Kabel ausliefen, die sie mit dem Blitzwerfer verbanden.
    Die Knospen aus geschliffenem Stahl hefteten sich gleichzeitig links und rechts an Derkhans Oberkörper. Sie schrie auf und schwankte, ihre Zähne schlugen knirschend aufeinander, während die Pistole aus ihren steif gewordenen Fingern glitt.
    Sofort betätigte der Soldat den Hebel an seinem Blitzwerfer, der das gespannte Federwerk im Innern auslöste.
    Ein stotterndes Summen. Die verborgenen Spiralen des Motors spulten sich ab und erzeugten über einen Generator Wellen elektrischen Stroms. Derkhan vollführte einen zuckenden, schlenkernden Veitstanz,

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