Pern 01 - Die Welt der Drachen
kommen, um die Fäden zu bekämpfen. Der Gildemeister der Bergleute kann euch beraten, wenn ihr Schwierigkeiten beim Ausheben neuer Feuergruben habt.«
Der Angesprochene erhob sich kurz und verbeugte sich.
»Ich stehe gern zu Diensten.«
Im gleichen Moment erspähte F'lar seinen Halbbruder, der im Schatten des Korridors stand. Der braune Reiter strahlte, und man sah ihm an, dass er gute Nachrichten brachte. F'lar gab ihm durch einen Wink zu verstehen, dass er in der Schlafkammer warten solle.
»Und nun will ich euch nicht länger aufhalten«, sagte F'lar zu den Baronen und Gildemeistern.
»Ab sofort steht jeder Burg ein Jungdrache für Botendienste zur Verfügung.
Lebt wohl!«
Er verließ den Beratungsraum und eilte in die Felskammer der Drachenkönigin. F'nor stand im Schlafgemach und schenkte sich einen Becher Wein ein. Jetzt erst erkannte F'lar, dass sein Bruder tiefgebräunt war.
»Erfolg!« rief F'nor, als der Weyrführer eintrat.
»Aber ich werde nie begreifen, weshalb du genau
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zweiunddreißig Kandidaten geschickt hast. Ich dachte schon, du wolltest unsere Pridith beleidigen. Aber zweiunddreißig Eier hat sie in vier Tagen gelegt keines mehr und keines weniger.«
F'lar gratulierte ihm erleichtert. Ganz umsonst war das Wagnis also nicht gewesen. Nun musste er nur noch herausfinden, wie viel Zeit bis zu F'nors zweitem,
verzweifelten Besuch verstrichen war. Denn im Augenblick schien der braune Reiter nicht die geringsten Sorgen zu haben.
»Kein Königinnenei?« fragte F'lar hoffnungsvoll.
F'nors Miene verdüsterte sich.
»Nein - und ich hatte so fest damit gerechnet.
Aber vierzehn Bronzedrachen! Darin hat Pridith Ramoth übertroffen.«
Stolz schwang in seiner Stimme mit.
»Allerdings. Wie geht es sonst im Weyr?«
F'nor zuckte mit den Schultern.
»Kylara ... nun, sie ist ein Problem. Macht ständig Schwierigkeiten. T'bor bekommt ihre ganze Launenhaftigkeit zu spüren, und er ist so empfindlich geworden, dass ihm alle aus dem Weg gehen.«
Doch dann strahlte er wieder.
»Der junge N'ton entwickelt sich zu einem prachtvollen Geschwaderführer. Vielleicht besiegt sein Bronzedrache T'bors Orth, wenn Pridith zum zweiten Paarungsflug aufsteigt. Nicht, dass ich N'ton Kylara wünsche ...«
»Keine Versorgungsschwierigkeiten?«
F'nor winkte ab. »Wenn du nicht darauf bestanden hättest, dass wir keine Verbindung miteinander aufnehmen, hatte ich dir das schönste Obst und Gemüse in den Norden geschickt.
Wir speisen wie echte Drachenreiter, F'lar! Vielleicht besinnst du dich doch noch ...«
»Alles zu seiner Zeit. Geh jetzt zurück. Du weißt, dass du deine Besuche nicht allzu sehr ausdehnen darfst.«
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F'nor schnitt eine Grimasse. »Oh, das ist nicht so schlimm.
Im Augenblick scheine ich mich nicht im Weyr zu befinden.«
»Allerdings.«
F'lar nickte.
»Aber sei vorsichtig!«
»Wie? Ja natürlich, du hast recht. Ich vergesse, dass für euch die Zeit schneller vergeht als für uns. Aber wenn Pridith zum zweiten Mal legt, komme ich wieder.«
Mit einem fröhlichen Abschiedsgruß verließ F'nor die Kammer.
F'Iar sah ihm nach, während er langsam zurück zum
Beratungsraum ging. Zweiunddreißig Jungdrachen, davon vierzehn Bronzemännchen - das schien das Risiko aufzuwiegen. Oder nahm die Gefahr im Laufe der Zeit zu?
Jemand räusperte sich. F'lar zuckte zusammen. Im Eingang zum Beratungsraum stand Robinton.
«Bevor ich Abschriften von diesen Karten anfertigen kann.
Weyrführer, muss ich sie selbst verstehen. Aus diesem Grunde blieb ich zurück.«
»Sie sind ein tüchtiger Mitkämpfer, Harfner!«
»Es geht um eine edle Sache, Weyrführer.«
Doch dann leuchteten die Augen des Meisterharfners
boshaft auf. »Ich habe mir mein Leben lang gewünscht, vor diesen Baronen sprechen zu können.«
»Darf ich Ihnen einen Becher Wein anbieten?«
»Die Trauben von Benden sind berühmt.«
»Wenn man das zarte Bukett zu schätzen weiß.«
F'lar überlegte, was den Mann im Weyr zurückgehalten hatte. Es ging ihm bestimmt nicht um die Karten.
Als habe er die Gedanken des Weyrführers erraten, begann der Harfner: »Mir geht eine Ballade im Kopf herum, die ich aussonderte, als ich Gildemeister wurde. Ich verstand ihren Sinn nicht.«
Er nahm einen Schluck von dem Wein.
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»Es ist ein düsterer Gesang, von den Worten und der
Melodie her. Als Harfner entwickelt man allmählich ein Gefühl dafür, welche Lieder man vortragen kann - oder darf - und welche nicht.«
Er zuckte mit den Schultern.
»Mir
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