Pern 01 - Die Welt der Drachen
fiel auf, dass die Ballade Sänger und Zuhörer gleicher-maßen quälte, und legte sie daher beiseite. Doch nun ist es wohl an der Zeit, sie neu zu durchleuchten.«
Seit dem Tode von C'gan hing sein Instrument im
Beratungsraum. Man hatte noch keinen Nachfolger für den alten Harfner gefunden. Nun strich Robinton mit leichten Fingern über die abgenützten Saiten. Er nickte zufrieden, als er die fein abgestimmten Klänge hörte.
Doch dann schlug er eine so grelle Dissonanz an, dass F'lar zusammenzuckte und ihn verwundert ansah.
Er wiederholte den Ton. Eine dumpfe, unheimliche Melodie schloss sich an. F'lar lief eine Gänsehaut über den Rücken.
»Ich sagte Ihnen, dass es sich um einen düsteren Gesang handelt. Aber vielleicht gelingt es Ihnen, das Rätsel zu lösen.
Ich habe es immer wieder versucht, doch der Sinn der Worte blieb dunkel.«
Er räusperte sich und begann zu singen:
Warum steh'n die Weyr leer?
Warum kreist kein Drache mehr?
Warum nur, warum?
Sind sie vorausgeeilt, fort, an einen fremden Ort, in eine andere Welt, die neue Gefahren enthält?
Warum wimmert hohl der Wind in Sälen,
die keine mehr sind, Warum nur, warum?
Der letzte Ton hallte klagend nach.
»Sie müssen wissen, dass die Ballade zum ersten Mal vor etwa vierhundert Planetendrehungen aufgezeichnet wurde«, 246
meinte Robinton leichthin.
»Damals zog der Rote Stern gerade fort von Pern. Das Volk hatte Grund genug, sich um die plötzlich verwaisten Weyr Sorge zu machen.
Oh, damals gab es sicher eine ganze Reihe von Erklärungen für das Verschwinden der Drachenreiter, aber keine einzige wurde überliefert.«
Robinton machte eine nachdenkliche Pause.
»Auch ich habe nichts in den Schriften gefunden«, erwiderte F'lar. »Ich ließ sogar die Archive der übrigen Weyr hierher schaffen, um meinen Zeitplan möglichst genau aufstellen zu können. Aber die Aufzeichnungen enden einfach so -«
F'lar hieb mit der Handkante auf den Tisch.
»Nur in Benden wurden sie weitergeführt, aber sie weisen mit keinem Wort darauf hin, was geschehen sein könnte. Keine Krankheit, keine Naturkatastrophe - nichts. Die Eintragungen beschäftigen sich nur mit Benden. Ein einzigesmal, kurz bevor die Mitteilungen von den übrigen Weyrn aufhören, wird erwähnt, dass auf ganz Pern die Drachenreiter zu Patrouillenflügen aufbrachen. Aber das ist alles.«
»Merkwürdig. «
Robinton schüttelte den Kopf.
»Vielleicht wollten die Drachenreiter das geplagte und verarmte Volk entlasten und gingen ins Dazwischen, als die Gefahr des Roten Sterns vorbei war. Aber an einen solchen Massenselbstmord kann ich nicht glauben. Es muss eine andere Erklärung geben.«
Der Harfner sah wehmütig in seinen leeren Becher, und F'Iar schenkte nach.
Als Robinton getrunken hatte, meinte er vorsichtig: »Sie haben den Baronen nicht die ganze Wahrheit gesagt.
Wenn Sie die Unterstützung meiner Gilde benötigen... « er zupfte ein paar Marschklänge an »...so werde ich alles hin, was in meinen Kräften steht.«
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F'lar schüttelte den Kopf.
»Fünfhundert Drachen kann auch die tapferste Gilde nicht ersetzen.«
»So schlimm steht es also?«
»Ja.«
»Die Flammenwerfer, an die sich der alte Zurg erinnerte könnten sie den Ausschlag geben?«
F'lar betrachtete nachdenklich den klugen Harfner und kam dann zu einer raschen Entscheidung.
»Selbst die Sandwürmer von Igen sind eine Hilfe. Aber je näher der Rote Stern rückt, desto kürzer werden die Zeiträume zwischen den Angriffen, und wir haben nur zweiundsiebzig junge Drachen.«
»Zweiundsiebzig?« unterbrach ihn Robinton scharf.
»Ramoth hat vierzig Eier gelegt, und die Tiere, die
ausschlüpften, sind noch zu jung, um Feuerstein zu fressen.«
F'lar berichtete von F'nors und Lessas Expedition, die in diesem Augenblick stattfand.
Er schilderte auch F'nors zweimalige Rückkehr und die Warnung, die er ausgesprochen hatte.
»Wie kann F'nor bereits zurückgekehrt sein, wenn Sie noch keine Ahnung haben, ob er und Lessa auf dem Südkontinent eine geeignete Brutstätte vorfanden?« warf Robinton ein.
»Die Drachen besitzen die Fähigkeit, die Zeit ebenso zu überwinden wie den Raum.«
Die Augen des Harfners weiteten sich.
»Auf diese Weise konnten wir gestern den Angriff auf Nerat abfangen. Wir sprangen um zwei Stunden zurück und vernichteten die Fäden, noch während sie fielen.«
»Gibt es eine Grenze für diese Sprünge?«
»Ich weiß nicht. Als ich Lessa beibrachte, Ramoth zu fliegen, kehrte sie
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