Pern 07 - Moreta, die Drache
all den Neuigkeiten. Dann tauchte Holth auf, knapp zwei Flüge l-spannen über dem Kessel.
»Beim Ei, das ist ein knapper Anflug!« Levalla trat instinktiv einen Schritt zurück. »Sh'gall weiß nur, daß du gestern auf der Suche warst, nicht wahr?« Als Moreta nickte, fuhr sie fort:
»Gut. Ich halte ihn auf. Du versorgst Keroon auf dem erstbesten Drachen, der zur Hand ist. Gerade die Zuchtbetriebe brauchen den Impfstoff! Meister Balfor hat alles vorbereitet, und seine Helfer warten auf den einzelnen Höfen. Such dir einen Drachen! Oribeth und ich haben getan, was wir konnten.«
Levalla umklammerte ihre Holzkette und ging Sh'gall entgegen, der sich über den Lärm und die fremde Königin im Weyr beschwerte.
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Holth hatte ihren Gleitflug fortgesetzt und landete direkt am Eingang der Brutstätte. Sie starrte Oribeth an, die allmählich auf die feindselige Atmosphäre zu reagieren begann. Moreta rannte zu Leri, ehe Sh'gall sie erspähte.
»Was ist los? Orlith rief Holth in schierer Panik. Irgend etwas mit Sutanith und Oribeth ...«
Moreta hob beschwichtigend die Hände und deutete zur
Treppe hin, wo Sh'gall stand. Holth machte sich ganz klein, so daß die Weyrherrin mit Leri sprechen konnte, ohne zu schreien.
»M'tani befahl Dalgeth, T'grel und die übrigen Bronzereiter zurückzuha lten. Deshalb konnte bis jetzt kein Impfstoff in Keroon verteilt werden. Sutanith gelang es, einige der Königinnen zu warnen. Levalla hat Ersatzreiter für die Ebenen und Flußniederungen von Telgar besorgt, D'say übernimmt die Küste bis zum Delta und Dalova die Berge ...«
»Bleibt dir also die Ebene von Keroon! Hol sofort dein Reitzeug! Der Tag im Osten ist halb vorbei. Ich sage Kamiana Bescheid, daß sie den Rest meiner Arbeit erledigen muß.
S'peren kann sich um die Küste westlich des Deltas kümmern.
Ich hatte so eine Ahnung, daß etwas schieflaufen würde.
Deshalb suchte ich die versteckten Orte zuerst auf. Der Rest ist leicht zu finden. Geh nur, Mädchen! Ich bleibe bei Orlith. Und wenn du die Wahrheit wissen willst...« Sie ließ sich ächzend zu Boden gleiten. »... ich bin froh, daß meine alten Knochen ein wenig ausruhen können.«
»Peterpar will einige Wildwhere fangen. Sorg dafür, daß Orlith genug Futter bekommt!«
»Natürlich. Und für Holth hebe ich ebenfalls einen Bissen auf. Sie wird hungrig sein, wenn ihr heimkehrt.« Moreta packte ihr Reitzeug und wollte sich von Orlith verabschieden, aber Leri drängte zur Eile. »Ich grüße sie von dir. Verschwinde jetzt!«
Du mußt nach Keroon, erklärte Orlith, ohne einen Blick von 401
der Benden-Königin abzuwenden. Holth bringt dich hin. Ich bewache inzwischen meine Eier.
»Oribeth will deine Eier nicht!« rief Moreta und schwang sich auf Holth.
Das habe ich ihr auch schon gesagt, meinte Holth.
Moreta verstellte das Reitgeschirr mit ein paar hastigen Handgriffen auf ihre Größe und gab Holth das Zeichen zum Aufbruch. Die alte Drachenkönigin drehte sich um, lief an Oribeth vorbei und ein paar Längen auf den See zu und stieß sich dann vom Boden ab. Der Kessel zog unter ihnen vorbei.
Levalla stand auf den Weyrstufen und hatte Sh'gall in ein so ernsthaftes Gespräch verwickelt, daß er bei Holths Start nicht einmal aufschaute. Erleichtert atmete Moreta durch. Der Weyrführer hatte von dem Tausch nichts bemerkt.
»Bitte, bring mich zu den Herden von Keroon, Holth!«
Moreta beschwor das Bild der Felder herauf, die sie vom Boden ebenso gut kannte wie aus der Luft. Sie fand keine Zeit, an ihre Beschwörungsformel zu denken, sondern berechnete, wann sie landen mußte, um die entstandene Verspätung wiedergutzumachen. Die Gegend von Keroon stand vor ihrem inneren Auge wie die große Karte im Wohnraum ihrer Familie.
Sie hatte die Region auf dem Rücken schneller Renner durch-streift und kannte jeden Hügel und jeden Bach. Lediglich den Norden hatte sie bis jetzt nur auf Drachenschwingen erkundet.
Die Zuchtbetriebe von Keroon bestanden aus einer Gruppe massiver Steinhäuser und den niedrigen, schieferge-deckten Ställen inmitten grüner Koppel-Rechtecke. Dorthin hatte man die Raubkatze zur Untersuchung gebracht, und von dort hatten die Renner die Krankheit über den ganzen Kontinent verbreitet. Wenige Tiere standen auf den Weiden, aber es waren doch mehr, als sie erwartet hatte. Vielleicht war auch die eine oder andere Herde von den Zuchtweiden ihres Vaters hier.
Sie hoffte es, denn es fiel ihr schwer zu glauben, daß seine sorgfältige Arbeit ganz
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