Pern 11 - Die Weyr von Pern
nichts verstehen und kam um den Tisch herum. Ranrel, Deckter und Laudey folgten seinem Beispiel. Nessel saß zwischen Asgenar und Larad und fühlte sich dort sichtlich unwohl, während Sangel und Toronas sich über irgendeine Frage ereiferten.
Auch die Gildemeister rückten dicht zusammen. Im Zentrum der Gruppe stand Fandarel und tat mit gedämpftem Grollen seine Meinung kund. Morilton ergriff nur einmal das Wort, dann schwieg er, hörte aber den anderen aufmerksam zu. Er vertrat die Gilde der Glasmacher bei diesem Tribunal, da keiner der anderen Glasmachermeister sich bereitgefunden hatte, dieses Amt zu übernehmen.
»Verehrte Barone und Meister, Sie können sich nach Belieben zurückziehen«, wiederholte Jaxom.
»Wir fühlen uns hier ganz wohl«, sagte Groghe laut.
In der Annahme, daß Robinton ein Schluck Wein nicht schaden könne, füllte Jaxom einen Becher und nippte selbst 558
daran, ehe er ihn mit aufmunterndem Lächeln an den Meisterharfner weiterreichte. Meister Robinton spielte erst den Argwöhnischen, dann hob er das Glas, nahm einen tiefen Schluck und lächelte anerkennend - die wartende Menge bedachte die kleine Szene mit Beifall und Gelächter, und die zunehmend gespannte Atmosphäre beruhigte sich merklich.
»Am meisten mißfällt mir«, sagte Robinton leise zu Jaxom,
»daß nun alle Welt glaubt, ich könne keinen Wein mehr vertragen, nur weil mich auf einem Fest schon so früh der Schlaf übermannt hat.«
»Wir sind zu einer Entscheidung gelangt, Baron Jaxom«, verkündete Groghe. Die Burgherren nahmen ihre Plätze wieder ein.
»Wir ebenfalls.« Meister Idarolan stand auf.
»Wie lautet Ihre Entscheidung, Baron Groghe?« fragte Jaxom.
»Sigomal und Begamon sind für unseren Kreis untragbar geworden, sie taugen nicht mehr dazu, eine Burg zu leiten. Sie werden hiermit geächtet. Schuldig sind sie erstens der Planung und Durchführung eines gewalttätigen Übergriffes auf das Gebiet einer anderen Burg oder, wie im Falle von Landing, auf Allgemeinbesitz; zweitens haben sie mit der Entführung einer Person gegen deren Willen zum Zwecke der Erpressung gegen die Interessen des Planeten und aller seiner Bewohner versto-
ßen.«
Sigomal nahm das Urteil mit Würde an, Begamon dagegen begann haltlos zu schluchzen und fiel vor seiner Bank auf die Knie.
»Sigomals dritter Sohn Sousmal ist den meisten von uns bekannt, und wir haben beschlossen, ihm die Verwaltung der Burg zu übertragen, bis im Konklave der Burgherren eine endgültige Entscheidung fällt. Da Begamon keine Kinder hat, die alt genug wären, um das Amt an seiner Stelle auszuüben, ernennen wir hiermit, ebenfalls vorbehaltlich einer Dauer-559
regelung, seinen Bruder Ciparis zum Baron auf Zeit. Gomalsi wird mit seinem Vater in die Verbannung geschickt, weil er an der Entführung beteiligt war, aber auch weil er alle Angehö-
rigen der Fischergilde in ihrer Ehre gekränkt hat, indem er sich unberechtigterweise zum Kapitän eines hochseetüchtigen Schiffes erklärte. Als Verbannungsort schlagen wir eine der Inseln im Östlichen Ring vor.«
Sigomal stöhnte, und Gomalsi unterdrückte nur mit Mühe einen Protestschrei.
»Auch Meister Norist verliert seinen Titel, ebenso wie alle übrigen Gildeangehörigen unter den Verschwörern«, erklärte Idarolan. »Sie werden ohne Ausnahme in die Verbannung geschickt. Vielleicht sollte man denselben Ort wählen, dann wären die Gleichgesinnten unter sich.« Er wandte sich an die Glasmacher, die in der Menge standen.
»Wir haben beschlossen, Meister Morilton zu Ihrem Gildemeister zu bestimmen, bis wir, die Vorsteher der anderen Gilden, Sie für fähig halten, unvoreingenommen einen aufge-schlosseneren und mit mehr Weitblick ausgestatteten Mann zu wählen, als Norist es ist.«
Lytol nickte Jaxom zu, denn an ihm war es nun, das Urteil über die anderen Rechtsbrecher zu sprechen. Jaxom hatte noch nie einen Mann mit einer lebenslangen Strafe belegt, aber er rief sich noch einmal seinen wilden Ritt zur Rettung von Meister Robinton in Erinnerung und die Ängste, die er dabei ausgestanden hatte.
»Verbannung!« verkündete er. Die meisten der Männer nahmen das Urteil hin, zwei von den jüngeren wirkten jedoch so verzweifelt, daß er hinzufügte: »Ihre Familien können mit Ihnen gehen, wenn sie wollen.«
Er sah, daß Sharra ein wenig lächelte und Lessa ihm wohl-wollend zunickte.
»Die Verurteilten werden nun wieder in ihre Zellen geführt und morgen an ihren Verbannungsort verbracht. Von nun an
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