Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Perry Rhodan - 2510 - Die Whistler-Legende

Titel: Perry Rhodan - 2510 - Die Whistler-Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
Vom Netzwerk:
hinüberdämmern ins Nichts, das ihm Geborgenheit versprach. Doch eine Explosion schreckte ihn vollends auf und holte ihn zurück ins Hier und Jetzt.
    Flammen leckten in die Höhe, sengende Hitze griff nach ihm. Jeder Atemzug verbrannte seinen Rachen ein wenig mehr. Statt zu schreien, brachte er nur ein jämmerliches Wimmern hervor. Der Schmerz wurde unerträglich.
    Fort von hier! Irgendwie ...
    Seine Beine waren taub, er fühlte sie nicht mehr, als hätten sie nie existiert. Nur der Oberkörper war noch da, und seine abwärtstastenden Finger stießen auf Widerstand. Er war eingeklemmt, riss sich die Hände auf bei dem Versuch, sich zu befreien.
    Die Hitze wurde unerträglich. Er rang nach Luft und wusste zugleich, dass er dem Tod nicht entkommen konnte. Sein Weg war auf Katarakt zu Ende, auf so verdammt banale Weise.
    Eine Erschütterung durchlief das Gleiterwrack.
    Er schreckte aus der beginnenden Lethargie auf. Eine Hand streifte über sein Gesicht, drückte ihm ein feuchtes Tuch auf die Lippen. Die schale Nässe war eine Wohltat.
    Jemand redete. Er verstand nicht, was die Stimme krächzte. Aber er registrierte, dass Hilfe da war. Die Erleichterung darüber ließ seine Sinne schwinden. Seine Wahrnehmung beschränkte sich ab dem Moment auf ein seltsam dumpfes Brausen. Alles war irgendwie weit weg, und die Zeit wurde bedeutungslos. Er existierte – aber diese Existenz kapselte sich ab.
    Erst Kälte und ein ruckartiges Zerren und Ziehen schreckten ihn wieder auf. Ein Arm drückte ungestüm gegen seine Kehle, die zugehörige Hand hatte sich in seine Kombination verkrallt und riss ihm den Stoff fast von der Schulter. Eine zweite Hand zerrte an seinem Gürtel.
    Erneut ein heftiger Ruck.
    Ihm wurde klar, dass jemand mit letzter Kraft versuchte, ihn aus dem Gefahrenbereich des brennenden Gleiters zu ziehen.
    Duncan?
    Vergeblich sein Versuch, sich zu artikulieren. Nicht einmal mehr ein Stöhnen brachte er über die Lippen. Sein Körper war taub, in seinem Schädel pochte das Blut, als wolle es die Adern sprengen.
    Schnee peitschte heran. Nicht weit entfernt dröhnte eine Explosion. Er sah brodelnde Glut aufsteigen.
    »Das war ... knapp«, erklang es neben ihm.
    Der Griff an seinem Gürtel löste sich. Auch die Hand, die sich in seiner Kombination verkrallt hatte, konnte ihn nicht mehr halten. Er fiel auf harten Boden, unfähig, sich aus eigener Kraft zu bewegen.
    Neben ihm brach ein schwerer Körper zusammen. Es war tatsächlich Duncan. Der Freund versuchte vergeblich, wieder auf die Beine zu kommen. Sein Gesicht war eine blutüberströmte Grimasse.
    *
    Whistler schreckte hoch. Er war wieder schweißgebadet. Wie fast in jeder Nacht, seit er mit der künstlichen Lunge lebte. Als wehrte sich sein Organismus dagegen, vollends ausgeschlachtet zu werden.
    Löste sich der Schock, der bislang seine Erinnerung blockierte? Waren das überhaupt Erinnerungsfetzen, oder reimte er sich das Geschehen nur zusammen, wie es gewesen sein könnte, weil er die Ungewissheit nicht mehr ertrug?
    »Duncan, pass auf!« Über Jahre hinweg schwang der Aufschrei immer noch in ihm nach, das Letzte, dessen er sich entsann. Danach umfassende Schwärze ... und als Erstes wieder Duncans besorgt blickendes Gesicht. Sein Schutzengel. Oder in Wahrheit sein schlimmster Feind?
    Eine Antwort darauf hatte er nicht. Seine Empfindungen waren unverändert verwirrend und zwiespältig, Unverständnis und Zorn gleichermaßen, wie vor Jahren, als Sigurd Echnatom ihm das Holo übergeben hatte: Duncan Legrange, der den Antrieb des Gleiters manipulierte.
    Aber warum hätte Duncan sich selbst ebenfalls der tödlichen Gefahr aussetzen sollen? Schließlich hatte er den Gleiter geflogen.
    Es war zu spät, sich Duncans Argumente noch einmal anzuhören, eine vergebene Chance. Sogar nachdem manche Erinnerungsfetzen zurückkehrten, erschien Whistler die Situation immer verwirrender.
    Sein Freund Duncan Legrange als Attentäter ... Duncan hatte bestimmt nicht zu den Fanatikern gezählt, die ihr Leben für irgendeinen Irrsinn wegwarfen, als hätte es nicht den geringsten Wert. Duncan hatte vielmehr alles darangesetzt, um ihn, Whistler, aus dem Wrack zu retten, das war ihm nun vollends bewusst.
    »Vielleicht, um mich in einen Roboter zu verwandeln, Duncan Legrange?«
    Whistler hörte sich die Anklage wieder aussprechen, das Letzte, was er dem Freund vorgeworfen hatte. Impulsiv, unter dem Eindruck seiner körperlichen Veränderung und des Holos inzwischen oft genug bereut. Einen Tag

Weitere Kostenlose Bücher