Perry Rhodan - 2520 - Grenzgängerin des Schleiers
Überwindung gekostet hatte, sich in einem ihnen unbekannten Bereich des Kosmos eine neue Existenz aufzubauen, ohne Aussicht, die Heimat jemals wiederzusehen. Er redete nicht von ihren Träumen, Hoffnungen und Sehnsüchten und ebenso wenig davon, dass sie sich mittlerweile betrogen fühlen mussten.
Der Administrator der Stardust-Union fragte nicht nach Ursache oder Wirkung; er stellte keine Spekulationen über die Beweggründe der Superintelligenz ES an, sondern zählte Fakten auf.
Die Stardust-Menschheit, das waren in der Mehrzahl Terraner. Doch ebenso Arkoniden, Springer, Aras, Naats und Jülziish sowie Angehörige anderer galaktischer Völker. Sie waren sehr schnell auf die Rokinger gestoßen, Nachfahren einer gestrandeten Raum-Zeit-Expedition, und hatten ebenso mit den amphibisch lebenden Indochimi auf der Wasserwelt Zyx Freundschaft geschlossen. Besiedelt waren vor allem vier der inneren Planeten.
»Bald starteten die ersten Expeditionen in den Kugelsternhaufen. Mit zweihundert Lichtjahren Ausdehnung und rund vier Millionen Sonnen bietet Far Away einen beachtlichen Lebensraum. Dennoch fanden unsere Explorer keine raumfahrenden Völker, nur uralte Artefakte. Und die Schleier-Barriere.«
»Ein Hindernis?«, fragte Tolot dumpf.
»Höchstwahrscheinlich ein Sextadimfeld, das ganz Far Away zum Gefängnis macht. Kein Raumschiff kann die Barriere durchdringen, unabhängig vom verwendeten Antriebssystem. Unsere Forscher gehen davon aus, dass dies in jede Richtung gilt. Niemand kann hinaus, keiner kommt herein. Wir sind isoliert.«
»ES wollte der noch jungen Kolonie Probleme ersparen«, vermutete Mondra Diamond.
Whistler winkte ab. »Probleme gibt’s trotzdem.«
»Vor allem müssen wir die Angriffe der Frequenz-Monarchie ernst nehmen«, bestätigte Rhodan. »Das Stardust-System ist eine Station im Polyport-Netz, das können wir nicht ändern. Gibt es nähere Erkenntnisse über die Barriere?«
»Wir haben die Grenzgänger des Schleiers – das sind Wissenschaftler, die sich mit der Barriere unmittelbar vor Ort befassen.« Whistler hob die Schultern und ließ sie langsam wieder sinken. »Erfolge lassen leider auf sich warten.«
»Das kommt schon noch.« Rhodan wollte keine Details, er versuchte, sich einen raschen Gesamtüberblick zu verschaffen.
Whistler glaubte zu verstehen, was den Mann bewegte. Der Terraner fischte im Trüben. Einerseits mussten ihm die weit verstreuten Polyport-Höfe wie ein Geschenk des Himmels erscheinen. Wahrscheinlich sah er sie als Fundament für seinen Weg in die nicht allzu ferne Zukunft. Ein schnelles Transportmittel, das auch kleine Raumschiffe passieren ließ, wie MIKRU-JON bewies. Andererseits ging von der Frequenz-Monarchie eine Bedrohung aus, die schwierig einzuordnen war.
Dahinter steckt mehr. Das sind deine Überlegungen, oder? Ich denke, in der Hinsicht sind wir uns einig.
»Keine raumfahrenden Völker in Far Away?«, vergewisserte sich Mondra.
»Keine«, bestätigte Whistler. »Wir hätten in all den Jahren aufmerksam werden müssen. Keine Ortungen, keine aufgefangenen Funksprüche ...«
»Welche Rolle spielt das Zweite Galaktische Rätsel?«
Whistler schaute wieder zu Rhodan. Aus dem Augenwinkel bemerkte er, dass Ramoz sich streckte und scheinbar aufmerksam den Kopf hob.
Legrange räusperte sich. »Das Rätsel«, sagte er gedehnt. »Du hast eingangs die von ES hinterlassenen Zellaktivatoren erwähnt. Ich halte eine Erklärung für angebracht, woher dieses Wissen stammt.«
Misstrauen Rhodan gegenüber? Whistler stutzte. Zumindest gegenwärtig hatte er keine Erklärung für diese Attacke des Verteidigungsministers. Außer der, dass Sean erst Jahrzehnte später geboren worden war.
»Reginald Bull war noch hier, als Lotho Keraete das Zweite Galaktische Rätsel verkündete und von den beiden vakanten Aktivatorchips sprach«, stellte Whistler klar. »Erst kurz darauf erlosch die Teletrans-Weiche, womit wir vom Solsystem abgeschnitten wurden.«
»Das Rätsel und der Polyport-Hof hängen irgendwie zusammen«, vermutete Vizeadmiral Lexa und ließ es wie eine unabweisbare Wahrheit klingen. »Immerhin wissen wir schon lange, dass eine der Kartuschen eindeutig den Polyport-Hof abbildet.«
»Aber wir sind dennoch nicht einen Schritt weitergekommen«, wandte Legrange ein.
»Kartuschen?«, fragte Rhodan.
»Dir ist die Stardust-Nadel bekannt, das Wahrzeichen unserer Hauptstadt?«
»Die Felsformation am Rand des Ashawar-Deltas? Imposante neunhundert Meter hoch, zudem oberhalb
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