Perry Rhodan Neo 008 - Die Terraner
und seinesgleichen in der unwirtlichen Kraterlandschaft gestorben, würden das Schiff und seine Besatzung heute noch existieren und es gäbe einige Probleme weniger.
Crest hätte wahrscheinlich den Kampf um sein Überleben verloren.
Nun hatten ihn die Wilden vor ihr Gericht gezerrt. Sie wollten ihn umbringen. Weil sie ihn fürchteten. Und dafür bemühten sie ihre wertlosen Gesetze. Um sich den Anschein einer höheren Ordnung zu geben. Wie primitiv.
Rico nannte die Zeit, bis das Schiff in die Atmosphäre des dritten Planeten eintauchen würde. Die Spanne entsprach ungefähr einer Stunde der dortigen Zeitrechnung.
»Die Menschen halten mich und alle an Bord der AETRON für tot. Das ist unsere Chance. Wir nutzen den Augenblick der Überraschung.«
»Was haben Sie vor, Thora?«
»Wir werden Crest befreien und den Kerker, in dem er gefangen war, zerstören.«
Rico spielte die Nachrichtensendungen ein, die im irdischen Netz kursierten. Das unwürdige Schauspiel, das die Menschen einen »Prozess« nannten, ging in den zweiten Tag. Crest wirkte müde, resigniert. Er musste glauben, dass sie zusammen mit der übrigen Besatzung der AETRON gestorben war.
»Dafür werden diese Wilden bezahlen!«, fauchte Thora. Der Anblick ihres Ziehvaters schmerzte sie.
»Sie sehen in Crest den einzigen überlebenden Angreifer. Ihre Astronauten in den Mondbasen sind tot. Wir sind für sie die Aggressoren. Was können Sie dagegen vorbringen?«, fragte Rico.
Thora schwieg.
Im Zentrale-Holo wurde der blaue Planet größer. Weite Bereiche der Oberfläche lagen unter weißen Wolkenwirbeln verborgen.
»Es hat den Anschein, dass auch andere Crest befreien wollen«, stellte Rico fest.
»Rhodan? Er ist ein Affe!«
»Auf jeden Fall wird er nicht tatenlos zusehen, dass Crest seiner Würde beraubt wird.«
»Und seines Lebens!«, schnaubte Thora. »Sie scheinen über diesen Rhodan gut informiert zu sein.«
»Überhaupt nicht. Ich kenne nur seine Rede, die er gehalten hat. Danach haben sich Zehntausende aufgemacht, um Bürger der neuen Stadt Terrania zu werden.«
»Rhodan ist ein Fantast. Sein Traum vom Aufbruch zu den Sternen ist zu Ende, bevor er überhaupt begonnen hat.«
»Immerhin ist er Realist genug, dass er die richtigen Mediziner gefunden hat, die Crest heilen. Manoli und Haggard heißen sie, und sie werden des Hochverrats angeklagt, weil sie einem Nichtmenschen helfen.«
Thora rief weitere Steuerelemente auf. »Ich mache mich mit der Geschützkontrolle vertraut.«
In den modernen Schiffen beherrschte sie alle Funktionen blind. In diesem uralten Beiboot musste sie sich manches erst erschließen. Thora hatte ein merkwürdig flaues Gefühl im Magen, als sie nacheinander mehrere Simulationen einleitete.
Das Boot näherte sich dem Planeten. Diese Welt in ihren Hauptfarben Azur und Weiß verstrahlte eine eigenartige Atmosphäre, fast wie Arkon, wenngleich niemals so harmonisch.
Aus der Ferne verriet die Erde nicht, wie viele Kriege sie schon gesehen und wie viele strahlenverseuchte Atomexplosionen ihr Leben beeinflusst hatten. Ein gnädiges Schicksal hatte ihre Barbaren bisher davor bewahrt, die eine große alles verzehrende Bombe zu erfinden, die ihre Welt im Atombrand vernichtete. Diesen dummen, selbstgefälligen Menschen hätte Thora inzwischen zugetraut, dass sie ihren eigenen Planeten und sich selbst auslöschten. Es wäre sicher kein Verlust für die Völker dieser Sterneninsel gewesen.
Das Beiboot drang in die obere Atmosphäre ein. Im Schutzschirm verglühten die ersten auftreffenden Partikel; selbst das erschien Thora anders als für gewöhnlich. Ich rede mir das nur ein – diese unbedeutende Welt wird für mich zum Albtraum. Wegen Crest war sie hier, es gab keinen anderen Grund, nichts, was für Arkoniden interessant gewesen wäre. Das Verhalten von Wilden auch in extremen Situationen war von den Wissenschaftlern schon so oft studiert worden. Die Abhandlungen darüber füllten Unmengen an Speicherpotenzial.
Die Funkortung durchsuchte das Kommunikationsnetz der Menschen nach Schlagwörtern. Crest, Rhodan, Supreme Court, Stanley Drummond und Frank Haggard ... Die Automatik arbeitete einigermaßen schnell. Zu Rhodan fanden sie wenig Neues. Es hatte den Anschein, als sei er vor wenigen Erdtagen von den Chinesen gefangen genommen worden. Seitdem verlor sich seine Spur. Und wennschon. Rhodan hatte keinen Einfluss auf den Prozess gegen Crest, er wäre selbst sehr schnell abgeurteilt worden. Vielleicht hatten das die Chinesen
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