Perry Rhodan Neo 2: Utopie Terrania (German Edition)
Charaktermaßstäben und Eigenschaften messen?
Doch es gab etwas anderes, über das er weitaus dringender nachdenken musste als über die tausend Fragen, die sich im Umgang mit den Außerirdischen stellten.
»Ich danke Ihnen für die Offenheit«, sagte Rhodan. Es erschien ihm sinnvoll, sich auf diesen Bereich zu konzentrieren und nicht auf die Dinge, die der Arkonide im Verborgenen hielt. Schließlich war es Crests gutes Recht, Geheimnisse zu hüten. Er selbst, Rhodan, brachte auch nicht alles ans Licht. Es wäre überhaupt nicht möglich gewesen in der Kürze der Zeit. »Und auch dafür, dass Sie offenbar an das Gute in meinem Volk glauben.«
»Müssen wir das nicht, wenn wir überleben wollen? An das Gute in jedem Volk zwischen den Sternen glauben? Egal, was ...« Crest brach ab.
»Sprechen Sie bitte weiter.«
»Egal, was wir sehen und erleben.«
»Ich stimme Ihnen zu, aber viele beurteilen dies anders. Zumindest ist es bei großen Teilen meines Volkes so. Es ist eine grundlegende Frage in unserem Zusammenleben. Gibt es das Gute im Menschen, oder sind wir von Natur aus böse? Wir führen Kriege, und wenn ich sehe, was auf diesem Planeten geschieht, entdecke ich unendlich viel Leid. Schmerzen, die wir uns gegenseitig zufügen, aus welchen Gründen auch immer.«
»Weil die Ehrfurcht fehlt«, warf der Arkonide ein.
Rhodan verstand sofort, worauf er hinauswollte. »Ehrfurcht vor dem Leben«, sagte er. »Das ist es doch, was Sie meinen, Crest da Zontral?«
»Jeder verdient diese Ehrfurcht. Und den Glauben daran, dass es eine bessere Zukunft gibt. Auch wenn man resignieren möchte vor dem, was man erlebt.«
»Ist es auf Ihrem Planeten zu einer Katastrophe gekommen? Und was sehen Sie ...«
»Reden Sie nicht weiter«, unterbrach der Arkonide. »Diese Dinge werde ich nicht besprechen. Nicht, solange dort draußen eine Armee steht, die Sie und mich töten will.«
»Es gibt nur einen Weg, dagegen anzugehen.« Rhodan erhob sich von seinem Pilotenplatz und ging in dem engen Cockpit direkt zur Sichtscheibe, legte beide Hände flach daran. Es fühlte sich kalt an. Er stand so nahe, dass sein Atem auf dem Glas kondensierte. »Wir müssen unser Schicksal selbst in die Hand nehmen. Gegen das angehen, was wir dort draußen beobachten. Gepaart mit dem Glauben an das Gute, von dem Sie gesprochen haben, finden wir so die Kraft zur Veränderung.«
In den Augen des Arkoniden fing sich das Licht, und es schien, als glimmten sie aus sich heraus rötlich. »Sich zu ergeben angesichts dessen, was wir sehen, ist immer der falsche Weg.« Es klang, als würde er es von einem Blatt ablesen, wie eine auswendig gelernte und oft zitierte Floskel. Es fehlte die echte Überzeugung, der eigene innere Antrieb, der diesen Worten die nötige Überzeugungskraft verlieh.
Rhodan fragte sich erneut, was in diesem Mann vorging. Was hatte er erlebt? Und was hatte letztlich zum Kontakt ihrer beiden Völker geführt? Wirklich nur ein Absturz, weil die Arkoniden an Bord so passiv geworden waren, dass sie in ihren Fiktivspielen versunken waren? Oder steckte mehr dahinter? »Wieso haben Sie unser Sonnensystem aufgesucht, Crest?«
»Ich ...« Der Arkonide hob die Arme. Die Fingerspitzen berührten einander. Dann legte er sich wieder zurück, drehte den Kopf zur Seite und faltete die Hände über der Brust. Sein Atem ging ruhig und scheinbar entspannt. »Lassen Sie uns später darüber reden.«
»Hat es etwas mit uns zu tun? Mit der Menschheit? Mit der Situation, in der wir uns befinden?« Die beiden Möglichkeiten, die sich daraus ergaben, sprach er nicht aus, sondern formulierte sie nur in Gedanken: Und wenn ja, sind Sie gekommen, um uns zu helfen oder um uns zu bestrafen?
Crest schwieg.
»Hören Sie bitte zu«, bohrte Rhodan weiter. »Wir sind uns nicht einig, wie wir nun vorgehen sollen. Ich habe mit meinen Kollegen gesprochen, mit Reginald Bull, Eric Manoli und Clark Flipper. Eine Meinung ist, dass wir der Menschheit demonstrieren müssen, über welche Macht wir verfügen.« Er legte eine kurze, exakt bemessene Pause ein. »Oder genauer gesagt, welche Macht Sie besitzen, Crest. Sie und Ihr Volk. Mit Ihrer Supertechnik können wir die Menschheit vielleicht dazu zwingen, zur Vernunft zu kommen!«
»Glauben Sie wirklich, dass das möglich ist? Kann man den ... Frieden mit Gewalt erzeugen? Darum geht es Ihnen doch, nicht wahr? Um den Frieden für Ihre Welt?«
Rhodan nickte, bis ihm auffiel, dass sein Gegenüber diese Geste womöglich nicht deuten
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