Perry Rhodan Neo 3: Der Teleporter (German Edition)
Unterschenkeln.
Confesión betete. Santa Maria de la merced y San Cristóforo, ceden a mis ruegos ... Die Jungfrau Maria und der Heilige Christophorus sollten ihre Bitten erhören. Nun, Hilfe war unterwegs. Was Marshall würde ausrichten können, stand freilich noch in den Sternen.
Je näher er kam, desto deutlicher verstand er, als höre er durch fremde Ohren, eine zweite Stimme. »No te preocupes, hermanita, hemos pagado dinero bastante, a no decir demasiado.« Sie hätten mehr als genug Geld bezahlt, meinte Confesións Begleiter; ihr Bruder, der Anrede zufolge. Er hieß Jesús. Ihre Führer, setzte er sinngemäß fort, würden sich doch ins eigene Fleisch schneiden, wenn ruchbar wurde, dass sie ihre Versprechungen nicht einhielten.
Marshall kämpfte sich, immer wieder von sprödem, splitterndem Holz behindert, durch den Canyon, dessen Wände sich hoch oben derart nah zueinanderneigten, dass es in einer Höhle auch nicht viel düsterer gewesen wäre. Nur wenig Mondlicht drang bis zum Grund herab. Er sah kaum die Hand vor Augen. Zweifellos konnte dies nicht der reguläre Zugang zu dem Gebäude sein, in dem sich die Geschwister aufhielten. So beschwerlich das Vorankommen war, hatte es doch den positiven Nebeneffekt, dass niemand mit Besuch aus dieser Richtung rechnete. Umso bessere Chancen hatte er, sich unbemerkt anschleichen zu können.
Zuversichtlicher geworden, konzentrierte Marshall sich auf die Felswand zu seiner Linken. Er musste eine Aufstiegsmöglichkeit finden, denn die Gedanken kamen jetzt von schräg oben. In der Tat erspähte er einen rudimentären Pfad, der im Zickzack aufwärtsführte.
Da stolperte er, weil sich seine Schuhspitze in etwas verfangen hatte. Er blickte nach unten ... und schnappte nach Luft. Marshall hatte eine grausige Entdeckung gemacht. Hier lagen Knochen, die zu einem menschlichen Skelett gehörten. Nein, zu mehreren Skeletten. Mindestens ein halbes Dutzend, zerschmettert, offenbar in die Schlucht gestürzt.
Oder waren sie gestoßen worden?
Während er vorsichtig den steilen Pfad hinaufstieg, zählte Marshall zwei und zwei zusammen. Confesión und ihr Bruder sprachen spanisch und hatten einen katholischen Hintergrund. Die Schlussfolgerung lag nahe, dass es sich um Mexikaner handelte. Außerdem hatte Jesús teuer bezahlte Führer erwähnt. Sehr wahrscheinlich waren darunter Schlepper zu verstehen, die illegale Immigranten in die Vereinigten Staaten einschleusten.
Die Grenze zwischen den USA und Mexico erstreckte sich, über dreitausend Kilometer lang, von Brownsville und Matamoros im Osten bis San Diego und Tijuana im Westen. Man schätzte, dass sie jährlich von etwa einer Viertelmillion Menschen illegal überquert wurde. Das Gros davon waren Mexikaner, nicht wenige kamen aber auch aus anderen lateinamerikanischen Staaten und nutzten Mexiko nur als Transitland. Alle einte dasselbe Ziel: In den USA, die immer noch als »Land der unbegrenzten Möglichkeiten« galten, ausreichend Geld zu verdienen, um sich und die zurückgebliebenen Familienmitglieder versorgen und irgendwann, finanziell abgesichert, heimkehren zu können.
Ein Wunschtraum, der nur selten wahr wurde. Zuwanderer ohne offizielle Arbeitsberechtigung erhielten nur einen Bruchteil des für US-Bürger gängigen Lohns, wenn er ihnen nicht überhaupt gänzlich vorenthalten wurde. Als Illegale durften sie es ja nicht wagen, vor Gericht Klage zu erheben. In vielen Fällen begann die gnadenlose Ausbeutung sogar noch früher, nämlich bereits im Rahmen der Einreise.
Schon in den Sechzigerjahren des vorigen Jahrhunderts hatte man begonnen, die Grenze immer stärker zu befestigen. Um die Jahrtausendwende war, ausgehend von Arizona, zu den Zäunen, Stahlwänden und häufigen Militärpatrouillen der sogenannte Virtuelle Wall hinzugekommen. Er bestand aus unzähligen Türmen, ausgestattet mit modernster Überwachungstechnik, von denen aus schnelle Grenzschutztruppen auf den Plan gerufen wurden. Seine lückenlose Fertigstellung war für 2038 angekündigt; allerdings hatte man diesen Termin schon mehrmals nach hinten verschoben.
Jedenfalls mussten alle Migranten, die nicht über die Mittel für eine legale Einreise verfügten, dadurch immer riskantere Wege nehmen. Eine Grenzüberschreitung war nur an lebensgefährlichen Stellen möglich: durch die Wüste Sonora, übers Gebirge oder durch den Rio Grande. Jahr für Jahr starben Hunderte Menschen an Schlangen- oder Skorpionbissen. Andere ertranken im Grenzfluss, verirrten sich
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