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Perry Rhodan Neo 4: Ellerts Visionen (German Edition)

Perry Rhodan Neo 4: Ellerts Visionen (German Edition)

Titel: Perry Rhodan Neo 4: Ellerts Visionen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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Der energetische Pilger
     
    Alles war weiß. Weiß wie Schnee in der Wintersonne. Einzig an den sich wandelnden Konturen, den kaum sichtbaren Linien, die Höhen und Tiefen andeuteten, Hügel und Senken und weite Gelände, erkannte er, dass er sich bewegte.
    Er flog.
    Möglicherweise in großer Höhe. Vielleicht aber auch dem Boden ganz nah.
    Wohin er flog? Es würde sich zeigen. Er hatte das Ziel nicht vor Augen, aber da war etwas wie eine stillschweigende Verlockung, an der er sich orientierte.
    Was waren das für Orte, die Menschen anzogen? Berggipfel, die aus Regenwolken hervortraten? Die Küstenlinie einer neuen Welt, die sich am Ende einer endlosen Schiffsreise am Horizont zeigte? Erleuchtete Fenster in der tiefsten Tiefe der Nacht?
    Etwas in der Art. Ein magnetisches Licht.
    Was ihn anzog, lag mitten im weißen Land. Er entdeckte eine Blase aus Energie. Irgendetwas stabilisierte die Blase, verlieh ihr die Festigkeit einer Kuppel, einer Glocke.
    Er meinte, sie schlagen zu hören. Ein weißer Klang.
    Was sonst.
    Etwas hatte sich aus der Kuppel erhoben, ein weißes Fahrzeug mit einem strahlenden weißen Herzen. Er überlegte, ob er diesem Fahrzeug folgen sollte. Es wäre möglich gewesen. Es war seine Entscheidung. Der Traum – denn was anderes als ein Traum sollte das sein? – ließ ihm die Wahl.
    Doch er ließ das Flugzeug mit dem weißen Herzen fliegen und wandte sich der Kuppel zu.
    Die Kuppel aus Energie erwies sich als ein Hexenreich, eine labyrinthische Utopie. Die Kuppel war eine schiere Membran ohne messbare Ausdehnung in der Tiefe, ein endloses Reich aus reiner Dynamik, Kraft und Wehrhaftigkeit. Er hätte Ewigkeiten durch diese Schicht wandern können, sich darin verlieren, darin aufgehen können, ein körperloser, energetischer Pilger.
    Aber er wandte sich heraus. Er sank vom Zenit der Kuppel, eine Schneeflocke aus weißem Geist im weißen Land.
    Unten saß auf einer Liege ein Mann. Die Liege befand sich in einem Raum unter der Erde. Er war erschöpft. Alles mühsam. Fast eine Qual, die Augen noch offen zu halten. Als wäre der Mann der Wächter, der nicht schlafen durfte. Was er bewachte?
    Die Zukunft , dachte er.
    Was sonst.
    Endlich lenkte der Mann auf der Liege ein. Er legte sich hin und schlief.
    Es fiel ihm nicht schwer, in die Träume des Mannes vorzudringen. Die Müdigkeit war tief und reichte in dessen Träume hinein. Selbst in seinem Traum lag der Mann nur da, den Kopf auf dem Arm.
    Er berührte ihn ganz sacht. Der Mann schlug – wenn auch nur im Traum – die Augen auf. Er gab ihm einen unsichtbaren Wink, und der Mann schaute nach oben. Die Decke, das Erdreich über ihm? Kein Hindernis.
    Der Mann spürte den Sog der Sterne.
    Er dachte: Wer dorthin will, braucht einen Ort, zu dem er zurückkommen möchte. Eine Heimstatt. Eine Stadt.
    Ja , dachte der Mann.
    Er sah die Stadt vor seinen geträumten Augen entstehen.
    Der Mann sah zu und dachte: eine weiße Stadt.
    Was sonst? , dachte er. Zu seiner Verwunderung sah er sich selbst in den Straßen zwischen den himmelhohen Häusern wandern.
    Wenn auch in eigenartig verwandelter Gestalt. Schwarz wie die Nacht.
    Da zog er sich behutsam zurück.

Erster Teil
    Thora
    30. Juni bis 4. Juli 2036
     
    Unter der strahlenden Kuppel
     
    Am späten Abend des 4. Juli 2036 hatte der Lärm das Maß des Erträglichen lange überschritten. Die chinesischen Panzer und Raketenwerfer hatten sich auf ihr unbewegliches Ziel eingeschossen. Die Detonationen waren kaum noch als einzelne Ereignisse wahrnehmbar.
    Perry Rhodan stand ungeschützt und ohne Helm unter der strahlenden Kuppel. Ihm war, als wäre er in einem Meer aus Schallwellen versunken. Es war ein zutiefst durchsichtiges, ja unsichtbares Meer. Zwischen Hören und Betäubung war kein sinnvoller Unterschied mehr möglich. Stille war eine ferne und langsam verblassende Erinnerung, wie an Wasser in der Wüste.
    Rhodan spürte kaum, wie Bull ihm auf die Schulter tippte. Er drehte sich zu ihm um. Bulls leichte Geheimratsecken schimmerten von Schweiß. Sein Mund wirkte verkniffen, das Gesicht blasser als sonst.
    Bull versuchte nicht einmal zu sprechen. Mit zusammengepressten Lippen gab er seinem Freund Zeichen. Rhodan nickte und folgte ihm. Sie gingen auf die STARDUST zu, die wie der ganze Umkreis ihres Lebens unter der transparenten Schale aus Energie lag.
    Woher eigentlich bezog der Schutzschildgenerator diese Energie?
    Die Frage hakte sich in Rhodans Bewusstsein fest und ließ sich nicht mehr fortdenken.

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